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Noch ist das letzte Wort zwar nicht gesprochen. Allerdings zeichnet sich an den Aktienmärkten jetzt schon eine negative Monatsbilanz ab. Gut drei Prozent hat hierzulande etwa der Swiss Performance Index (SPI) verloren. Beim Nasdaq 100 Index in New York türmt sich seit Anfang August sogar ein Minus von fast sieben Prozent auf. Die Blase rund um die jüngsten Durchbrüche bei der künstlichen Intelligenz musste Luft ablassen.
Überschattet wurde das Geschehen einerseits von der Angst vor einem Wirtschaftsabschwung in China sowie vor den möglichen Folgen eines Kollapses dortiger Immobilienentwickler wie Evergrande oder Country Garden. Andererseits liess die amerikanische Notenbank gleich mehrfach durchblicken, dass mit weiteren Leitzinserhöhungen zu rechnen sei.
Zu einer Durchhalteparole fühlt sich nun die Bank Julius Bär veranlasst. In einem Papier räumt Mathieu Racheter, Aktien-Chefstratege des Vermögensverwalters, mit jeglichen Zweifeln auf. Er wähnt die Aktienmärkte auch weiterhin in einer längerfristigen Aufwärtsbewegung und sieht die Kurse bis Ende Jahr wieder steigen. Angesichts der zuvor überhitzten Situation hält der Stratege die jetzige Korrektur für gesund.
Entwicklung des Swiss Performance Index in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
In Erwartung, dass die Gewinnentwicklung gerade bei den amerikanischen Unternehmen die Talsohle im zweiten Quartal durchschnitten haben dürfte, setzt er auf den dortigen Aktienmarkt. Dies sei in der Vergangenheit während den darauffolgenden sechs bis zwölf Monaten jeweils von einer positiven Kursentwicklung begleitet worden, wie dem Strategiepapier entnommen werden kann. Racheter rät deshalb zum Zukauf von Aktien in Schwächen.
Auch seine Berufskollegen bei UBS und Credit Suisse sind nicht länger pessimistisch für Aktien. Ende letzter Woche gingen erst die Strategen der UBS bei Aktien von "Least Preferred" auf "Neutral", zeitnah gefolgt von einer Heraufstufung von "Underweight" auf "Neutral" durch jene der Credit Suisse.
Beide Grossbanken argumentieren dabei mit den gesunkenen Rezessionsrisiken und den besseren Aussichten bei den Unternehmensgewinnen – was wiederum für Wasser auf die Mühlen der Bank Julius Bär sorgt. Meines Erachtens sind die Aktienkurse noch gar nicht mal so stark gefallen. Jedenfalls nicht genug, um gleich zu Durchhalteparolen greifen zu müssen.
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Gestern Montag berichtete ich von einer Unternehmensstudie der Bank of America rund um die UBS. Darin strotzte der Autor Alastair Ryan nur so vor Zuversicht. Der bekannte Bankenanalyst traut den Aktien neuerdings sogar einen Vorstoss bis auf 27 (zuvor 23) Franken zu. Seine Schlüsselbotschaft: Die Gewinnerwartungen vieler seiner Berufskollegen bei anderen Banken sind substanziell zu tief angesetzt.
Nun melden sich auch die Autoren eines viel gelesenen deutschen Anlegerbriefs – in hiesigen Börsenkreisen auch als "Düsseldorfer" bekannt – zu Wort. Ihres Erachtens steht der Börsenwert von gut 60 Milliarden Franken in einem Missverhältnis zu den verwalteten Kundenvermögen der UBS. Letztere schätzen sie inklusive Credit Suisse auf mehr als 4000 Milliarden Franken.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Der echte Marktwert der grössten Schweizer Bank werde von "Intimkennern in Zürich" auf 80 und mehr Milliarden Franken veranschlagt, wie die Autoren wissen wollen. Das entspräche etwa dem 27-Franken-Kursziel der Bank of America. Folglich werden die UBS-Aktien im deutschen Anlegerbrief als "ein Muss" bezeichnet.
Ich verglich die Credit-Suisse-Übernahme aus Sicht der UBS einst mit dem Kauf einer Wundertüte am Kiosk. Ob sich der Kauf gelohnt hat, zeigt sich meist erst beim Öffnen der Wundertüte. Mittlerweile bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass die UBS da ein Schnäppchen machen konnte.
Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von der Quartalsergebnisveröffentlichung vom übernächsten Mittwoch. An diesem Tag will Firmenchef Sergio Ermotti enthüllen, wie es in Sachen Credit Suisse weitergeht. Wer wie einige Politiker in Bern auf eine Verselbständigung des Schweizer Geschäfts hofft, könnte enttäuscht werden.
Raum für Überraschungen sehe ich auch beim auf Eis gelegten Aktienrückkaufprogramm. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, würde die hierfür eigens eingerichtete zweite Handelslinie früher als von Analysten gedacht reaktiviert...
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