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Zugegeben: Über die Zwangsheirat der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse wurde – weit über die Landesgrenzen hinaus – bereits mehr als genug berichtet. Und ja: Auch ich habe meinen bescheidenen Teil dazu beigetragen.
Am gestrigen Dienstag berichtete ich etwa, dass die Fondstochter der Credit Suisse in der jüngeren Vergangenheit gleich bei mehreren börsenkotierten Unternehmen aus der Schweiz durch Beteiligungsreduktionen aufgefallen sei. Für gewöhnlich halten sich Beteiligungserhöhungen und -reduktionen nämlich mehr oder weniger die Waage. Bisher lassen sich hierzu allerdings bestenfalls Mutmassungen anstellen.
Ähnlich verhält es sich bei den Bewegungen im Grossaktionariat der UBS. Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hervorgeht, hält Massachusetts Financial erstmals seit Juni vor zwei Jahren wieder weniger als 3 Prozent an der grössten Schweizer Bank. Die Meldepflicht erwuchs ausgerechnet am vergangenen Mittwoch, als der Aktienkurs in einer ersten Welle der Euphorie in der Spitze auf etwas mehr als 20 Franken emporschoss.
Kursentwicklung der UBS-Aktien in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Anders verhält es sich beim Aktienpaket von Artisan Partners. Der für seine aktive Rolle bei Unternehmen berüchtigte Finanzinvestor hatte dieses bereits zwei Tage zuvor ausgedünnt und dabei die 3-Prozent-Schwelle unterschritten. Ob im frühen Handel, als Kurse von 15 Franken und weniger bezahlt wurden, oder ob im Laufe des Nachmittags, als die Aktien bereits wieder 3 Franken mehr kosteten, ist nicht bekannt.
Wenn gleich zwei grosse amerikanische Finanzinvestoren – obwohl vermutlich aus unterschiedlichen Gründen – bei ein und demselben Unternehmen ihre Aktienpakete reduzieren, hat das durchaus Signalcharakter. Umso mehr bin ich überrascht, dass die beiden Beteiligungsmeldungen hierzulande keine grösseren Wellen schlagen. Aber vielleicht lässt sich das auch mit den sich überschlagenden Ereignissen erklären – wie der eben gerade bekannt gewordenen Rückkehr des früheren Firmenchefs Sergio Ermotti.
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Seit dem späten Montagnachmittag ranken sich um Temenos Übernahmespekulationen. Mal wieder, ist man versucht zu sagen. Auslöser ist ein Bericht meiner Kollegen bei der Finanz & Wirtschaft, wonach das Interesse an der Bankensoftware-Schmiede aus Genf ungebrochen sei. Neben namhaften Finanzinvestoren muss erstmals seit Jahren auch wieder der deutsche Softwareriese SAP als möglicher Käufer herhalten.
Klare Worte findet nun der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst Laurent Daure. Er schliesst einen Unternehmensverkauf nach dem Rücktritt des langjährigen Firmenchefs zwar nicht kategorisch aus, erachtet den Zeitpunkt für einen solchen allerdings als ungünstig. Angesichts des schwierigen Branchenumfelds und der zuletzt gestiegenen Zinsen lasse sich momentan kein guter Preis für Temenos erzielen.
Kursentwicklung der Aktien von Temenos im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)
Auch eine Übernahme durch SAP würde ihn doch sehr überraschen, hegen die Deutschen im Geschäft mit Bankensoftware – anders als in der Vergangenheit – doch keine grösseren Ambitionen. Ausserdem würde ein solcher Schritt die Ergebnisschwankungen erhöhen.
Wenn ich in meinen drei Jahrzehnten an der Börse etwas gelernt habe, dann, dass es manchmal ganz schön dauern kann, bis ein als "heisser Übernahmekandidat" gehandeltes Unternehmen dann doch eines Tages über die Ladentheke geht. Und auch beim Preis müssen nicht selten Zugeständnisse gemacht werden. Zur Erinnerung: War bei Temenos im Oktober 2021 noch von einem möglichen Verkaufspreis von bis zu 165 Franken je Aktie die Rede, waren es zuletzt keine 100 Franken mehr.
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