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Als der Aktienkurs von AMS Osram in den ersten Februar-Tagen an der Marke von 10 Franken kratzten, schien die Welt für die Aktionärinnen und Aktionäre noch halbwegs in Ordnung. Zu diesem Zeitpunkt führte der Sensorenhersteller aus Unterpremstätten die Gewinnerliste bei den hiesigen Grossunternehmen mit einem satten Kursplus von fast 50 Prozent an.
Im Zuge einer Ergebnisenttäuschung, einer Reduktion der Mittelfristziele sowie eines Rücktritts erst des Finanzchefs und dann des Firmenchefs und Architekten der milliardenschweren Osram-Übernahme ging dieses Kursplus allerdings wieder vollständig verloren. Schlimmer noch: Mit knapp 6 Franken kosten die Aktien mittlerweile sogar weniger als zu Jahresbeginn.
Und beinahe täglich treffen neue Hiobsbotschaften aus der Halbleiterindustrie ein – gestern Mittwoch etwa in Form wegbrechender Aufträge bei ASML, einem der führenden Hersteller von Lithographiesystemen. Mit 3,75 Milliarden Euro gingen bei den Niederländern zwischen Januar und März knapp 50 Prozent weniger Aufträge ein als im Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem Auftragseingang in Höhe von 6,6 Milliarden Euro gerechnet und wurden enttäuscht. Dass mit Alexander Everke der einstige AMS-Firmenchef im Aufsichtsrat des Halbleiterausrüsters sitzt, dürfte da nichts weiter als ein blöder Zufall sein. Dennoch setzten die Neuigkeiten auch den Aktien seines früheren Arbeitgebers AMS Osram zu.
Kursentwicklung der Aktien von AMS Osram in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Spätestens seit der einschneidenden Reduktion der Umsatzvorgaben bei der Rivalin Lumentum von Anfang April dürfte eigentlich klar sein, dass auch AMS Osram auf ein schwieriges erstes Quartal zurückblicken dürfte. Die Amerikaner streben neuerdings noch einen Umsatz zwischen 380 und 384 Millionen Dollar (zuvor: 430 bis 460 Millionen Dollar) an. Schuld war die Auftragsstornierung eines bedeutenden Kunden und das quasi in letzter Minute. Es wird gemunkelt, dass es sich beim besagten Kunden um niemand geringeres als Apple handeln könnte. Auch AMS Osram beliefert die Amerikaner – und das nicht zu knapp.
Ob der Sensorenhersteller im vergangenen Quartal mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte, zeigt sich am 2. Mai. An diesem Tag legt das Unternehmen nämlich das entsprechende Ergebnis vor.
Interessant ist übrigens, dass bei Kursen um die 6 Franken schon seit Tagen ein mysteriöser Käufer hinzustehen scheint. Während in hiesigen Börsenkreisen der Name des Verwaltungsrats-Vize Wolfgang Leitner fällt, bin ich mir dessen nicht so sicher. Er müsste solche Käufe nämlich öffentlichkeitswirksam der SIX Swiss Exchange melden. Ausserdem gehen die letzten Titelkäufe Leitners auf Mitte August letzten Jahres zurück. Selber tippe ich deshalb eher auf einen ausländischen Finanzinvestoren, der sich da beim Sensorenhersteller einnistet...
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Egal ob Goldman Sachs, Vontobel oder aber die UBS: Es gibt momentan kaum eine Bank, welche die Aktien von ABB nicht zum Kauf anpreist.
Spätestens am kommenden Dienstag wird sich zeigen, ob zu Recht oder nicht. Dann nämlich wartet der schweizerisch-schwedische Industriekonzern mit dem Zahlenkranz für das erste Quartal auf. Und will man Analysten Glauben schenken, dann besteht durchaus etwas Raum für positive Überraschungen.
Kursentwicklung der ABB-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Gestern Mittwoch wechselten gleich mehrere grössere Aktienblöcke im Gesamtwert von fast 40 Millionen Franken ausserbörslich die Hand. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich ausländische Grossinvestoren bei den europäischen Investitionsgüteraktien im Vorfeld der anlaufenden Quartalsberichterstattung neu positionieren und die ausserbörslichen Blocktransaktionen auf ihr Konto gehen.
Mal schauen, was der kommende Dienstag so bringt. Die Analysten der UBS erwarten für diesen Tag ja bekanntlich nichts Geringeres, als dass ABB die diesjährigen Finanzziele erhöhen wird.
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