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Nächste Woche kommt der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank zum zweitletzten Mal in diesem Jahr zusammen. Spätestens nach den ernüchternden Teuerungsstatistiken für September gilt eine weitere Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte als so sicher wie das Amen in der Kirche. Und es dürfte ins nächste Jahr hinein nicht der letzte Zinsschritt bleiben – auch auf die Gefahr hin, die heimische Wirtschaft abzuwürgen.
Mittlerweile schätzen die Ökonomen der Bank Julius Bär die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 35 bis 45 Prozent. Folglich könnten sich die nächstjährigen Gewinnerwartungen als zu optimistisch erweisen. Bei den Unternehmen aus dem amerikanischen S&P 500 Index liegen diese momentan bei 242 Dollar. Ein Wirtschaftsabschwung könnte die Gewinne allerdings auf 190 Dollar zusammenschmelzen und die Aktienkurse um 20 Prozent purzeln lassen, wenn man der Zürcher Bank Glauben schenken will.
Sie wartet deshalb mit einer 17 Namen starken Liste von Aktien auf, mit welchen sich wirtschaftliche Untiefen elegant umschiffen lassen sollten. Die Liste erstreckt sich von "A" wie AT&T, über "D" wie Deutsche Telekom und "M" wie McDonald's, bis hin zu "V" wie Vodafone.
Die UBS sagt, mit welchen Aktien sich sicher durch eine Rezession navigieren lässt |
Mit Kursverlusten zwischen 14 Prozent (Roche) und 17 Prozent (Nestlé) schnitten die beiden Indexschwergewichte seit Jahresbeginn insgesamt zwar etwas besser als der Swiss Performance Index (SPI) ab. Ohne schmerzhafte Kursverluste ging es aber auch für die Aktionärinnen und Aktionäre dieser Unternehmen nicht – krisensicheres Tagesgeschäft hin oder her.
Auch die UBS nannte kürzlich Aktien, mit welchen sich sicher durch eine Rezession navigieren lässt. Die Titelauswahl der grössten Schweizer Bank ist meines Erachtens um einiges weniger "defensiv" als jene von Julius Bär.
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Seit gestern Montag ranken sich um Temenos wieder die wildesten Spekulationen. Angeblich buhlen die beiden "alten Bekannten" Thoma Bravo und EQT um die Bankensoftware-Schmiede aus Genf. Ausserdem sollen sich die beiden amerikanischen Investmentbanken Goldman Sachs und Citigroup nach weiteren möglichen Käufern umschauen. Das zumindest will "Dealreporter" in Erfahrung gebracht haben.
Während der Kurs der Aktien von Temenos im frühen Handel in der Spitze um 6 Prozent auf 59 Franken nach oben schoss, stiessen die Call-Warrants kaum auf Interesse. Das wiederum lässt auf eine gewisse Skepsis schliessen. Nur zu oft versandeten die Übernahmespekulationen ergebnislos wieder.
Kursentwicklung der Temenos-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Und dennoch will der für die UBS tätige Michael Briest seine Verkaufsempfehlung für die Genfer überdenken. Zwar wird der Analyst bei seinen Gewinnschätzungen noch einmal den dicken Rotstift ansetzen müssen. Man braucht keinen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre in der Tasche zu haben, um erahnen zu können, dass das nicht ohne Folgen für das 66,30 Franken lautende 12-Monats-Kursziel bleiben dürfte. Allerdings scheint Briest mit seiner erstmals im Sommer 2019 ausgesprochenen Verkaufsempfehlung am Ziel angelangt. Wurden damals Kurse von 170 Franken und mehr bezahlt, kosteten die Papiere zuletzt keine 60 Franken mehr.
Alles richtig gemacht hat auch sein Abteilungskollege Jörn Iffert. Iffert warnte bei Schweiter Technologies frühzeitig vor möglichen Enttäuschungen. Er sprach Ende März letzten Jahres deshalb eine Verkaufsempfehlung für die Aktien des Verbundstoffspezialisten aus. Seither hat sich der Börsenwert des einstigen Vorzeigeunternehmens im Zuge mehrerer Ergebnisenttäuschungen und Gewinnwarnungen mehr als halbiert. Ein Grund mehr für Iffert, seine Verkaufsempfehlung überdenken zu wollen.
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass bei mir das Lob nicht gerade locker sitzt. Bei Temenos und Schweiter Technologies muss ich jenen der UBS für einmal aber ein grosses Kränzchen winden...
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1 Kommentar
Wer's glaubt - wird selig. Aber nicht mit Roche - leider wird der Kurs noch tiefer fallen - viel tiefer......unter 250.00