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Last-Minute-Umstufung für SMI-Schlusslicht: Bedauert der Analyst den Schritt bereits?

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Morgan Stanley wendet sich bei den Aktien von Logitech kurz vor der Ergebnisveröffentlichung mal eben schnell von der Verkaufsempfehlung ab. Rückblickend eher halbherzig. – Und: AMS Osram erwischt Vontobel und Stifel auf dem falschen Fuss.

02.05.2023   11:55
Von cash Insider
Logitech-Chef Bracken Darrell (28.1.2019).

Logitech-Chef Bracken Darrell.

Quelle: Bloomberg

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Als Morgan Stanley im September vor zwei Jahren bei den Aktien von Logitech eine Verkaufsempfehlung aussprach, war der Aufschrei in den Handelsräumen hiesiger Banken gross. Lautete das Kursziel damals noch 82 Dollar, kürzte es die amerikanische Investmentbank im Laufe der Zeit bis auf 39 Dollar.

Kürzlich verlieh der zuständige Analyst Erik Woodring seiner Verkaufsempfehlung dann noch einmal Nachdruck. Seine eindringliche Warnung: Selbst das Kursziel von 39 Dollar könnte sich noch als zu optimistisch erweisen.

Am gestrigen Montag dann die umso überraschendere Wende. Woodring stuft die Aktien – sozusagen in letzter Minute vor der Quartalsergebnisveröffentlichung – von "Underweight" auf "Equal-weight" herauf und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 56 Dollar. Die zuvor üppigen Lagerbestände entlang der Vertriebskanäle seien stark zurückgegangen und die Gefahr von Ergebnisenttäuschungen habe ebenfalls nachgelassen, zeigt sich der Analyst geläutert.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Das Perfide dabei: Die SIX Swiss Exchange blieb gestern Montag feiertagsbedingt geschlossen. Wer auf die Umstufung reagieren wollte, musste zwangsläufig auf die in New York gehandelten Titel ausweichen. Dort gingen die Valoren denn auch deutlich höher aus dem Handel. Mit umgerechnet 54,60 Franken lag die rechnerische Parität über den hierzulande am Freitagabend bezahlten 52,50 Franken.

So ganz zufrieden über die Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal scheint mir der Analyst allerdings nicht zu sein. In einem mir zugespielten Kommentar räumt er zwar ein, dass Logitech die Erwartungen zwischen Januar und März übertreffen konnte. Gleichzeitig verweist er jedoch darauf, dass diese Erwartungen nach dem Investorentag vom März deutlich nach unten angepasst worden waren. Er stösst sich einerseits an der Absatzschwäche bei tragbaren Lautsprechern und andererseits an Anhaltspunkten, wonach die Lagerbestände in den Absatzkanälen entgegen allen Erwartungen wieder gestiegen sein könnten.

Auch seine Berufskollegin Corina Hennig bei der Basler Kantonalbank zeigt sich ratlos. Sie hatte damit gerechnet, dass die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft nach den pandemiebedingten Schliessungen und das mittlerweile wieder etwas mildere Konsumklima dem Geschäftsverlauf helfen würden. Beides sei nun aber ergebnisneutral verpufft, wie die Analystin schreibt. Sie stuft die Aktien deshalb wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" und einem Kursziel von 49 Franken ein.

Ich muss den beiden Analysten an dieser Stelle ein Kränzchen winden. Hennig dafür, dass sie wie so oft schnörkellos schreibt, was sie denkt und Woodring dafür, dass er mit seiner einstigen Verkaufsempfehlung goldrichtig lag. Während andere Berufskollegen mit viel Zweckoptimismus an ihren Kaufempfehlungen festhielten, machte sich seine Verkaufsempfehlung bezahlt. Kosteten die Aktien im September vor zwei Jahren noch 96 Dollar und mehr, waren es zuletzt nämlich keine 60 Dollar mehr...

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Ein neues Quartal – eine weitere Enttäuschung. Passender liessen sich die Vorgaben von AMS Osram fürs laufende Quartal wohl kaum umschreiben.

Der Sensorenhersteller geht von einem operativen Gewinn (EBIT) zwischen 24 und 54 Millionen Euro bei einem Quartalsumsatz von 800 bis 900 Millionen Euro aus. Analysten hatten bislang durchschnittlich von einem Umsatz von 959 Millionen Euro und einem operativen Gewinn in Höhe von 62 Millionen Euro gerechnet.

Kursentwicklung der AMS-Aktien in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Nun stellen sich selbst bei den letzten noch optimistischen Analysten gewisse Zweifel ein. So geht Stifel-Analyst Jürgen Wagner etwa davon aus, dass die diesjährigen Gewinnerwartungen für AMS Osram noch einmal um bis zu 10 Prozent nach unten genommen werden müssen. Zudem stösst er sich daran, dass der hochverschuldete Sensorenhersteller weiterhin liquide Mittel "verbrennt". Wagner pries die Aktie bis zuletzt mit einem Kursziel von nicht weniger als 16 Franken zum Kauf an.

Sein Berufskollege Mark Diethelm bei der Bank Vontobel dürfte angesichts der enttäuschenden Quartalsvorgaben wohl ebenfalls zweimal leer geschluckt haben. Auch er hat eine Kaufempfehlung für die Aktien ausstehend – wenn auch "nur" mit einem Kursziel von 14 Franken.

Ich bin nun neugierig, ob und wie deutlich diese mittlerweile ziemlich unrealistisch erscheinenden Ziele zusammengestrichen werden. Die nächsten Tage werden vermutlich Antworten liefern.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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