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Kürzlich berichtete ich von einem Kommentar aus der Feder des UBS-Analysten Andre Kukhnin. Darin mahnte er, dass neben den Aktien von Siemens und Atlas Copco auch jene des diesjährigen SMI-Überfliegers ABB in den Aktienportefeuilles ziemlich übervertreten sind.
Zuvor wandte sich schon sein für Versicherungsaktien zuständiger Abteilungskollege Will Hardcastle mit interessanten Erkenntnissen an seine Anlagekundschaft. Dank ihm wissen wir, dass die dividendenstarken Valoren von Zurich Insurance zuletzt in der Beliebtheitsskala gestiegen sind und jenen anderer Rivalen wie Allianz oder Axa in den Portefeuilles zusehends das Wasser abgraben. Um die Aktien von Baloise und Helvetia machen die Anlegerinnen und Anleger hingegen auch weiterhin einen grossen Bogen.
In einem 21 Seiten starken Strategiepapier nehmen sich nun auch die Analysten um Sebastian Vogel diesem Thema an. Anhand bankeigener Erhebungen wissen sie, welche kleinen und mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz bei der Anlegergemeinde besonders hoch in der Gunst stehen - wobei sie auch kleinere SMI-Firmen wie Lonza, Sonova oder Logitech diesem Titelsegment zuordnen.
Die Aktien von Logitech erfuhren in den letzten 12 Monaten eine grundlegende Neubeurteilung (Quelle: www.cash.ch)
Den höchsten sogenannten "Crowding Factor" weisen - wen überrascht es - die Aktien von Logitech mit einem Wert von 12 auf. Mit anderen Worten: Die Valoren des Vorzeigeunternehmens aus Lausanne sind in den Aktienportefeuilles völlig übervertreten. Das gilt auch für die Valoren des Rolltreppenspezialisten Schindler mit einem "Crowding Factor" von 9, gefolgt vom Backwarenhersteller Aryzta, dem Weltmarktführer Sonova, der ehemaligen ABB-Tochter Accelleron sowie dem Bauchemiespezialisten Sika mit einem Wert von 8. Immerhin noch auf einen Wert von 7 bringen es der Halbleiterausrüster Inficon und die Immobilienbeteiligungsgesellschaft PSP.
Dass es auch in die entgegengesetzte Richtung zu extremen Ausschlägen kommen kann, zeigen der Pharmazulieferer Bachem, der Generikahersteller Sandoz sowie das diesjährige SMI-Schlusslicht Kühne+Nagel. Bachem kommt auf einen "Crowding Factor" von minus 18. Dem stehen Sandoz und Kühne+Nagel mit Werten von minus 15 und minus 13 in nichts nach.
Interessant erscheint mir, dass vermeintlich beliebte Aktien bloss irgendwo im Mittelfeld zu finden sind. Ich denke da etwa an die Valoren des Kolbenkompressorenherstellers Burckhardt, des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan oder auch jene des Pharmazulieferers Lonza. Sie alle sind weniger in den Portefeuilles übervertreten als man angesichts der vielen Kaufempfehlungen seitens der Banken und ihrer Analysten vermuten könnte.
Die Aktien von Givaudan notieren auf dem höchsten Stand in der Firmengeschichte (Quelle: www.cash.ch)
Die Überlegungen hinter dem "Crowding Factor" sind übrigens denkbar einfach: Wo sollen künftig Käufe herkommen, wenn Anlegerinnen und Anleger bereits bis über beide Ohren in einer Aktie investiert sind. Eine solche Aktie kann dann eigentlich nur in der (Anleger-)Gunst fallen – was wie etwa bei Leonteq, AMS Osram oder der DocMorris-Vorgängerin Zur Rose schon so oft beobachtet werden konnte. Im Gegenzug hat eine arg vernachlässigte Aktie immer die Möglichkeit "wiederentdeckt" zu werden.
Ich muss den UBS-Analysten um Sebastian Vogel und Joern Iffert einmal mehr ein grosses Kränzchen winden. Erst kürzlich veröffentlichten sie ein ziemlich erleuchtendes Strategiepapier zum Thema Produktivitätsfortschritte bei hiesigen Unternehmen. Vermutlich ist es bloss ein Zufall, dass die damals genannten Produktivitäts-Champions wie Logitech, Aryzta, Inficon und Schindler - oder besser gesagt deren Valoren - in den Anlegerportefeuilles übervertreten sind. Wie dem auch immer sein mag: Für mich sind die Strategiepapiere aus der Feder von Vogel und seinen Abteilungskollegen eine Pflichtlektüre.
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