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Wie mir berichtet wird, treten bei den Valoren von Leonteq auch heute wieder ausländische Hedgefonds als Käufer in Erscheinung. Vermutlich werden einmal mehr Wetten gegen den Anbieter von strukturierten Produkten geschlossen. Schliesslich lagen diese Ende Juni dem Beratungsunternehmen Markit zufolge noch bei knapp 10 Prozent aller ausstehenden Aktien.
Wie seit heute bekannt ist, musste Leonteq in der ersten Jahreshälfte zwar einen Gewinnrückgang um 4 Prozent hinnehmen. Damit übertraf das Unternehmen die wenig ambitionierten Analystenerwartungen jedoch ziemlich deutlich. Darauf abgestützt stuft der für die Zürcher Kantonalbank tätige Experte die Aktien von "Untergewichten" auf "Marktgewichten" herauf. Noch einen Schritt weiter geht der Berufskollege von der UBS. Er will sowohl das "Neutral" lautende Anlageurteil als auch das Kursziel von 97 Franken einer positiven Überprüfung unterziehen.
Das dürfte vor allem den neuen Grossaktionär Veraison freuen. Seitdem der für seine aktive Rolle als Aktionär bekannte Vermögensverwalter bei Leonteq eingestiegen ist, kennt die Kursentwicklung nur eine Richtung: die nach oben.
Noch bleibt der Anbieter von strukturierten Produkten den Beweis jedoch schuldig, dass er an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen kann. Zumindest die Angst vor einem schwachen Halbjahresergebnis ist nach dem heutigen Tag vom Tisch.
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Schon seit Wochen verdichten sich Spekulationen, wonach Clariant vor einer Grossübernahme im Ausland stehe. Auftrieb erhalten diese heute durch einen Artikel in der "Handelszeitung". Wie diesem zu entnehmen ist, will der Basler Spezialitätenchemiekonzern eine Anleihe über mehrere hundert Millionen Dollar auflegen. Der Verfasser des Artikels sieht darin einen Beweis, dass durchaus Fleisch am Knochen ist, was die besagten Spekulationen anbetrifft.
Dem widerspricht der Chemieanalyst von Helvea allerdings vehement. Er traut Clariant ergänzende Firmenzukäufe, nicht aber eine milliardenschwere Grossübernahme zu. Für die von der "Handelszeitung" angesprochene Anleihe hat der profunde Branchenkenner eine plausible Erklärung auf Lager: Er sieht darin die vorzeitige Refinanzierung einer im Januar zur Rückzahlung fällig werdenden Anleihe über 500 Millionen Euro.
Noch bis vor gut einem Jahr geriet Clariant immer mal wieder selber ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Als mögliche Interessenten mussten die beiden akquisitionshungrigen deutschen Grosskonzerne BASF und Lanxess herhalten. Im Zuge der erfolgreichen Integration von Süd-Chemie ist aus dem Gejagten ein Jäger geworden.
Eine Grossübernahme wäre bei Clariant wohl nur mit Hilfe einer Kapitalerhöhung zu stemmen. Dieser Meinung ist auch der Chemieanalyst von Helvea. Er sieht den Spezialitätenchemiekonzern deshalb höchstens dann einen milliardenschweren Kauf tätigen, wenn er seinerseits einen Käufer für die Sparte Plastics & Coatings finden würde. Erst vor wenigen Wochen hiess es gerüchtweise nämlich, dass BASF Interesse an diesen Geschäftsaktivitäten angemeldet habe.
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Grösse um jeden Preis, so lautet die Direktive bei Galenica. Nur so lässt sich erklären, weshalb der Gesundheitskonzern aus Bern den Aktionären von Relypsa einen satten Aufpreis von 60 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von vergangener Nacht bezahlt. Das Übernahmeangebot bewertet den amerikanischen Pharmahersteller mit gut 1,5 Milliarden Dollar.
Die Pläne bekommen den Aktien von Galenica gar nicht gut, werden sie zur Stunde doch mit einem Minus von 8 Prozent abgestraft. Man wolle im Hinblick auf die Unternehmensaufspaltung in zwei voneinander unabhängige Publikumsgesellschaften quasi in letzter Minute noch teuer Umsatz für die Pharmatochter Vifor zukaufen, so hallt die Kritik.
Zumindest vom strategischen Standpunkt aus betrachtet macht die Übernahme von Relypsa durchaus Sinn. Nun stellt sich aber die Frage nach deren Finanzierung. Eine Möglichkeit besteht darin, die im Pharmavertrieb tätige Tochter Santé an die Börse zu bringen. Da sich die Unternehmensaufspaltung nach dem überraschenden Rücktritt des Vifor-Chefs bis weit ins nächste Jahr hinein verzögert, scheint eine Finanzierung mittels einer Kapitalerhöhung sehr viel wahrscheinlicher. Auch die Gefahr, dass ein finanzkräftiger Kontrahent ein Gegenangebot abgeben könnte, ist nicht von der Hand zu weisen.
Aller Fantasie rund um die Aktionärswerte generierende Aufspaltung zum Trotz: Selbst nach dem heutigen Kursdebakel sind die Aktien von Galenica alles andere als ein Schnäppchen. Denn obschon der Gewinn über die beiden Tochtergesellschaften Vifor und Santé hinweg über die nächsten Jahre hinweg stagnieren sollte, errechnet sich auf den nächstjährigen Schätzungen ein stolzes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23.
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