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Gestern Dienstag bot sich den Aktionärinnen und Aktionären von AMS Osram ein mittlerweile fast schon gewohntes Bild: Der Sensorenhersteller aus dem österreichischen Unterpremstätten wartete zwar mit soliden Erstquartalszahlen, gleichzeitig aber mit überraschend vorsichtigen Vorgaben fürs Folgequartal auf. Die Börse reagierte – ebenfalls fast schon gewohnt – unterkühlt und watschte AMS ab.

Für Vontobel-Analyst Mark Diethelm bleibt AMS Osram allerdings so etwas wie ein "blinder Kauf", auch wenn er dies nicht explizit so schreibt. Seines Erachtens präsentiert sich der Ausblick für das zweite Quartal robust, sofern man denn Angebotsengpässe und Dekonsolidierungseffekte beiseite lässt. Er nimmt nur geringfügige Schätzungsanpassungen vor und preist die Aktien wie bis anhin mit einem Kursziel von 22 Franken an. Das wiederum liegt um nicht weniger als 85 Prozent über den zuletzt bezahlten Kursen.

Andere Berufskollegen kürzen hingegen ihre Kursziele. Analyst Adithya Metuku von der Credit Suisse etwa auf 13,80 (zuvor 17,70) Franken und der für die Deutsche Bank tätige Robert Sanders auf 14 (zuvor 15) Franken. Und obschon selbst diese Kursziele auf ein Aufwärtspotenzial von knapp 20 Prozent schliessen lassen, kann sich weder der eine noch der andere Analyst zu einer Kaufempfehlung durchringen. Die Anlageurteile lauten "Neutral" respektive "Hold".

An der Börse ist AMS Osram nur noch ein Schatten seiner selbst (Quelle: www.cash.ch)

Noch ist unklar, ob und wann Barclays-Analyst Keagan Bryce-Borthwick sein Bewertungsmodell für AMS Osram überarbeiten wird. Er empfiehlt die Aktien gar mit "Underweight" zum Verkauf – bei einem Kursziel von 14,50 Franken wohlverstanden.

Trotz ansprechend hohen Kurszielen ist das Interesse an den Papieren des Sensorenherstellers gelinde gesagt ziemlich lau. Einmal mehr zeigt sich: Hohe Kursziele sind aus Anlegersicht noch lange kein Erfolgsgarant – und daher stets mit Vorsicht zu geniessen.

Als AMS Osram vor wenigen Wochen zum Investorentag lud, bot sich Firmenchef Alexander Everke und seinen Geschäftsleitungskollegen eigentlich eine einmalige Gelegenheit, die seit Jahren skeptische Börse auf ihre Seite zu ziehen. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Aussage, wonach in den nächsten zwei Jahren mit einer Wachstumsflaute zu rechnen sei, kam gar nicht gut an. Chance vertan. Dementsprechend leichtes Spiel haben nun die Leerverkäufer...

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Seit vergangener Woche steht Temenos wieder im Zentrum von Übernahmespekulationen. Mit Thoma Bravo bringt die Nachrichtenagentur Bloomberg einen "alten Bekannten" ins Spiel, wurde dem Finanzinvestor doch schon im Oktober letzten Jahres ein Interesse an der Bankensoftware-Schmiede aus Genf nachgesagt.

Am Freitag berichtete ich von einer mutigen Empfehlung aus den Handelsräumen von Julius Bär. Die Zürcher Bank preist die Aktien von Temenos kurzfristig zum Einstieg an und verweist dabei auf die offizielle Kaufempfehlung ihres Analysten Cengizhan Sen mit einem Kursziel von 140 Franken.

Der Julius-Bär-Analyst sieht in den Genfern schon eine ganze Weile einen heissen Übernahmekandidaten. Das schreibt er auch in seinem neusten Kommentar und bezeichnet Temenos sogar als "Trophäe" – entweder für einen industriellen Käufer oder für einen Finanzinvestoren. Wo genau er den Übernahmepreis ansetzen würde, verrät der Analyst jedoch nicht.

Übernahmespekulationen verleihen den Temenos-Aktien seit Tagen Rückenwind (Quelle: www.cash.ch)

Fündig werde ich bei Goldman Sachs. Der für die amerikanische Investmentbank tätige Mohammed Moawalla geht davon aus, dass ein möglicher Käufer bis zu 140 Franken je Aktie in bar zu bezahlen bereit ist. Diesen Betrag lässt er mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 15 Prozent in sein Bewertungsmodell miteinfliessen. Letzteres ergibt ein 12-Monats-Kursziel von 90 Franken für die mit "Neutral" eingestuften Valoren.

Ein Wörtchen mitzureden hätte der Financier Martin Ebner. Gemeinsam mit seiner Gattin Rosmarie hält er knapp 11 Prozent an Temenos.

Im Oktober letzten Jahres verliefen die Übernahmespekulationen – wie schon so oft in den letzten Jahren – im Sand. Mal schauen, ob sich dieses Phänomen wiederholt. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich mich bei solchen Spekulationen gerne an den derivatseitigen Aktivitäten orientiere. Und tatsächlich waren zumindest am Montag auffällige Käufe in Call-Warrants wie TEMSJB, WTEARV oder auch TEZCJB zu beobachten. Gestern Dienstag herrschte zu meiner Überraschung dann eher Flaute – was auch immer das zu bedeuten hat.

 

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