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In den letzten Jahren lieferte mir ein beliebter deutscher Anlegerbrief – in hiesigen Börsenkreisen auch "Düsseldorfer" oder "Düdo" genannt – immer mal wieder Stoff für meine Kolumne. Sei es nun, weil die Autoren bei Aktien aus der Schweiz in einen regelrechten Kaufrausch verfielen oder mit abenteuerlich hohen Kurszielen um sich warfen.

Nach der Abspaltung von Sandoz vom Basler Mutterhaus Novartis vom vergangenen Mittwoch hat sich einmal mehr ein kleiner, wenn auch ziemlich entscheidender Patzer in die Berichterstattung des Anlegerbriefs eingeschlichen. Für 18 Milliarden Franken sei das Roche-Paket einst an Roche selbst verkauft worden. Gemeinsam mit dem Erlös aus dem Börsengang von Sandoz ergebe das ein Liquiditätspolster von annähernd 38 Milliarden Franken, wie die Autoren weiter schreiben.

Diese zweite Aussage ist gleich in doppelter Hinsicht falsch. Zum einen wurden die Sandoz-Aktien den Aktionärinnen und Aktionären von Novartis ja zugeteilt. Geld floss folglich keines. Und zum anderen wird das einstige Tochterunternehmen an der Börse momentan sowieso "bloss" mit 11 und nicht mit 20 Milliarden Franken bewertet. Wie die Autoren auf 20 Milliarden Franken kommen, erschliesst sich mir daher nicht.

Kursentwicklung der Novartis-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Und also ob diese beiden Patzer für mich nicht schon Grund genug wären, um darüber zu schreiben, warten die Autoren des Anlegerbriefs auch gleich noch mit einer geradezu abenteuerlichen Kursprognose auf: Ihres Erachtens erhöht sich das Kursziel von Novartis auf voraussichtlich 240 Franken. Das entspräche aus heutiger Sicht – bei allem Respekt – nahezu einer Kursverdreifachung. Der Swiss Market Index (SMI) stünde dann bei mehr als 14'000 Punkten (!!!), selbst wenn die übrigen 19 Aktien aus dem Börsenbarometer noch immer zu den momentanen Kursen gehandelt würden.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Autoren bei Novartis mit völlig wirren Aussagen aufwarten. Vor gut einem Jahr, damals war die Abspaltung von Sandoz gerade erst spruchreif geworden, war davon die Rede, dass die Abspaltung "zu Positionsänderungen bei den Ankeraktionären führen könnte". Drei Familien würden schliesslich das Thema bestimmen.

Ich vermutete damals, dass die Autoren das von den Familien Oeri, Hoffmann und Duschmalé dominierte Aktionariat von Roche im Kopf hatten, als sie diese Zeilen schrieben. Denn jenes von Novartis gilt nämlich als ziemlich stark fragmentiert und ist fest in angelsächsischer Hand.

Bei den genannten 240 Franken für die Aktien von Novartis frage ich mich, ob sich die Autoren des Anlegerbriefs nicht sogar verschrieben haben. Vielleicht bringt ja die nächste Ausgabe dann Gewissheit...

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Morgan Stanley steigt bei Meyer Burger in den Kreis der bedeutenden Aktionäre auf. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Ihr werden neben Erwerbspositionen in Höhe von 5 Prozent auch Veräusserungspositionen in einem ähnlichen Ausmass gemeldet. Aktien selbst hält die amerikanische Grossbank hingegen kaum.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger in den letzten drei Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Was für ein Konstrukt denn nun genau der Beteiligungsnahme zugrunde liegt, lässt sich selbst für mich nur schwer sagen. Demensprechend lässt sich auch nur darüber spekulieren, ob Morgan Stanley auf steigende oder auf fallende Kurse setzt – oder weder noch.

Mit der UBS und dem amerikanischen Hedgefonds-Milliardär Israel Englander mischen bei Meyer Burger zwei weitere Grossaktionäre mit Beteiligungskonstrukten mit. Mit anderen Worten: Die Aktien des Solarunternehmens bleiben vermutlich noch eine ganze Weile ein Spielball von Spekulanten. Ich denke da auch an die vielen Leerverkäufer, welche sich in den Valoren tummeln (23 Prozent des Free Floats).

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