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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt stand das Handelsgeschehen in den letzten Tagen ganz im Zeichen des Zinsenentscheids der amerikanischen Notenbank von Mittwochnacht. Schon im Vorfeld davon fiel der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) im Zuge negativer Vorgaben aus New York in die Nähe von 15'000 Punkten und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober. Es war, als ob die Märkte den Verantwortlichen um Notenbankchef "Jay" Powell den Warnfinger zeigen wollten.
Wer auf eine klare Botschaft hoffte, als Powell Mittwochnacht vor die versammelte Presse trat, wurde allerdings bitterlich enttäuscht. Stattdessen druckste der Notenbankchef herum - vermutlich als "Beruhigungspille" für die Märkte gedacht.
Doch es sollte alles ganz anders kommen: Vor dem Zinsentscheid noch mit gut 2 Prozent im Plus, fiel der Nasdaq 100 Index in New York nach einem kurzen Aufbäumen gar in die Verlustzone. Am Donnerstagmorgen im asiatischen Handel gerieten die Nasdaq-Futures gleich nochmals unter die Räder und verloren zeitweise weitere 2 Prozent.
Börsenturbulenzen: Ist das Gewitter nun ausgestanden? |
Diese Vorgaben steckte unser Heimmarkt gestern Donnerstag dann aber überraschend gut weg. Ihnen fielen einzig ein paar zuvor hochgejubelte Wachstumsaktien wie etwa jene des Risikokapitalspezialisten Partners Group oder des Dentalimplantateherstellers Straumann zum Opfer. Beide hatten im frühen Handel Verluste von bis zu fünf Prozent zu beklagen – ohne dass Neuigkeiten vorgelegen hätten.
Dass die amerikanische Notenbank bis März die milliardenschweren Wertpapierkäufe auf Null zurückfahren will, war in etwa so erwartet worden. Ausserdem liess Notenbankchef Powell durchblicken, dass dann auch die Leitzinsen ein erstes Mal angehoben werden könnten.
Die Ökonomen der japanischen Nomura rechnen neuerdings sogar mit einem Zinsschritt um 50 und nicht bloss um 25 Basispunkte, wenn der Offenmarktausschuss im März zusammenkommt. Die Experten der französischen BNP Paribas gehen zwar weiterhin nur von einer Erhöhung um 25 Basispunkte aus, erwarten danach im weiteren Jahresverlauf jedoch gleich fünf weitere Zinsschritte.
Ich schrieb im Vorfeld des Zinsentscheids von dieser Woche:
...und mahnte...
Kommen wir nun auf die Credit Suisse zu sprechen. Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass die Grossbank nicht mit einer neuen Hiobsbotschaft für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre aufwarten würde.
Nur wenige Tage nachdem António Horta-Osório über mutmassliche Verstösse gegen Quarantäne-Auflagen stolperte und nach gerade einmal neun Monaten seinen Platz an der Spitze des Verwaltungsrats räumen musste, kündigte die Credit Suisse an, eine weitere halbe Milliarde Franken für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zurückstellen zu müssen.
Dieser Betrag wird – wie zuvor schon die 1,5 Milliarden Franken schweren Wertberichtigungen auf der mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegenden Übernahme der amerikanischen Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) – ins Ergebnis für das Schlussquartal "verpackt".
Mit anderen Worten: Obschon die Grossbank Tafelsilber verscherbelt und sich erneut von Liegenschaften trennt, müssen sich die Aktionärinnen und Aktionäre auf ein tiefrotes Jahresergebnis einstellen. Und wer in einem Jahr wie 2021 kein Geld verdient, dem ist schlichtweg nicht mehr zu helfen.
Im Wissen, dass die Credit Suisse an der Börse nur noch mit 40 Rappen für jeden Franken ihres Eigenkapitals gehandelt wird, hielt ich kürzlich folgendes fest:
Meines Erachtens ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Finanzinvestor einnistet, die Grossbank "filetiert" und in "leichtverdaulichen Happen" an den Meistbietenden verkauft, nicht eben klein.
Aufatmen war diese Woche bei Zur Rose angesagt. So informierte die Versandapotheke ihre Onlinekundschaft am Mittwoch darüber, dass ein Datenklau nach umfassender Prüfung ausgeschlossen werden kann, wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Gian Marco Werro schreibt.
Zur Erinnerung: Als im Netz angebliche Kundendaten des Online-Shops zurrose-shop.ch feilgeboten wurden, schloss Werro als einer von wenigen Analysten nicht aus, dass es sich bei der ganzen Thematik bloss um ein böses Gerücht einiger Leerverkäufer handeln könnte – mit dem Ziel, den Aktienkurs zu drücken.
Gute Neuigkeiten gibt es auch aus Deutschland. Dort gibt es nämlich endlich einen neuen Fahrplan für die Einführung elektronischer Medikamentenrezepte, nachdem diese im Dezember quasi in letzter Minute noch auf unbestimmte Zeit vertagt worden war. Neues Ziel ist es, bis Ende März mindestens 30'000 Rezepte abzurechnen. Sollte dieses Ziel erreicht werden, könnte ab dem zweiten Quartal das landesweite Obligatorium folgen.
Ob das realistisch ist, bleibe jetzt mal dahingestellt. Die Leerverkäufer waren in den letzten Tagen jedenfalls in heller Aufruhr...
Nicht viel besser erging es den Leerverkäufern bei Logitech. In Erwartung eines enttäuschenden Weihnachtsgeschäfts wetteten sie mit nicht weniger als 12 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse.
Seit der Zahlenveröffentlichung geht es für die Logitech-Aktien kräftig nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Doch die Rechnung sollte nicht aufgehen. Rückblickend setzte der Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember nur unwesentlich weniger als im rekordhohen Weihnachtsquartal des Vorjahres um. Mit einem Umsatz von 1,63 Milliarden Dollar und einem operativen Gewinn in Höhe von 263 Millionen Dollar stellten Firmenchef Bracken Darrell und seine Belegschaft selbst die kühnsten Analystenschätzungen in den Schatten. Gerade die anhaltend starke Nachfrage nach Gaming-Zubehör scheint rückblickend ziemlich unterschätzt worden zu sein.
Neuerdings gehen die Lausanner für das im März endende Geschäftsjahr von einem Umsatzwachstum zwischen 2 und 5 Prozent (bisher plus/minus 5 Prozent) und einem operativen Jahresgewinn (EBIT) von 850 bis 900 Millionen Dollar (bisher: 800 bis 850 Millionen Dollar) aus.
Berechnungen von UBS-Analyst Jörn Iffert zufolge könnten sich aber selbst diese überarbeiteten Jahresvorgaben als zu konservativ herausstellen, lässt sich davon für das Schlussquartal doch einen Umsatzrückgang um bis zu 28 Prozent und beim operativen Gewinn sogar einen Einbruch um bis zu 60 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode ableiten.
Mir ist bewusst, dass das vierte Quartal für Logitech saisonal betrachtet jeweils das schwächste des ganzen Jahres ist. Ausserdem wäre da noch die pandemiebedingt hohe Vergleichsbasis der Jahre 2020 und 2021. Dennoch sehe ich auch im Schlussquartal wieder Raum für positive Überraschungen.
Kommende Woche nimmt die Jahresberichterstattung noch einmal so richtig Fahrt auf. Mit UBS, Novartis, ABB, Roche und Swisscom melden sich gleich fünf Vertreter aus dem SMI mit ihren Zahlenkränzen zu Wort. Wie der Kurssturz bei den Valoren von Givaudan von heute Freitag zeigt, dürfte bei den betroffenen Aktien damit für Bewegung gesorgt sein. Dass der Aromen- und Duftstoffhersteller aus Genf für das laufende Jahr von einem Anstieg der Rohmaterialpreise um durchschnittlich 9 Prozent ausgeht, sorgt an der Börse für rote Köpfe.
Fast noch wichtiger als der Blick in den Rückspiegel – sprich die zur Veröffentlichung anstehenden Jahresergebnisse – bleibt die Renditeentwicklung zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen. Noch bleibt abzuwarten, ob sich die Situation bei den Zinsen nicht weiter zuspitzt. Mehr dazu spätestens am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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