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Gestern Dienstag dürften einige Aktionärinnen und Aktionäre von Meyer Burger vermutlich zweimal leer geschluckt haben: Kurz nach Börseneröffnung schmierte der Aktienkurs nämlich um mehr als 14 Prozent ab.
Was allerdings kaum irgendwo in den Wirtschaftsmedien zu lesen war, ist, dass die Valoren des Solarunternehmens aus dem bernischen Gwatt an diesem Tag erstmals ohne das Bezugsrecht für die anstehende Kapitalerhöhung gehandelt wurden. Das Bezugsrecht aufgerechnet, machten die Aktionärinnen und Aktionäre unter dem Strich nur leicht rückwärts.
Die Bezugsrechte (Ticker: MBTN1) können noch bis und mit dem 7. November über die Schweizer Börse SIX gehandelt werden, wobei die Inhaber von 20 Bezugsrechten ab dann zum Bezug von sieben neuen Aktien zum Preis von 0,267 Franken je Stück berechtigt sind.
Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger über die letzten drei Monate (Quelle: www.cash.ch)
Die bestehenden Aktionärinnen und Aktionäre dürfen sich glücklich schätzen, werden sie von Meyer Burger überhaupt mit an Bord geholt und mit handelbaren Bezugsrechten ausgestattet. So kann jeder selber entscheiden, ob er an der Kapitalerhöhung mitmacht oder die Bezugsrechte versilbert.
Allerdings lässt der Bezugsrechtehandel kleine fiese Spielchen zu. Als das Solarunternehmen im Sommer 2020 die strategischen Weichen neu stellte und eine Bilanzsanierung durchführte, machten Gerüchte die Runde, wonach ausländische Leerverkäufer künstlich Verkaufsdruck über die Bezugsrechte erzeugt hätten. Ziel dürfte es gewesen sein, den Aktienkurs zu drücken, um eine Verkaufslawine loszutreten und so günstiger an neue Aktien zu kommen. Solche Spielchen sind auch in den nächsten Tagen nicht auszuschliessen. Anders als damals steht das Unternehmen jedoch auf sehr viel solideren Beinen. Das neue Kapital soll schliesslich auch in den Ausbau der Produktionskapazitäten und nicht in die Stärkung der Bilanz fliessen.
Dass den Leerverkäufern jedes Mittel recht ist, um ihre Interessen durchsetzen zu können, zeigen die ungeheuerlichen Anschuldigungen, denen sich der russischstämmige Meyer-Burger-Grossaktionär Petr Kondrashev im Frühling dieses Jahres ausgesetzt sah. Unter anderem wurde ihm eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt. Das deutsche Börsenportal, welches diese und weitere Unwahrheiten in den Umlauf setzte, dementierte damals umgehend.
Abfolge der Ereignisse im Frühling dieses Jahres:
Wie haltlos diese Anschuldigungen waren, zeigt die momentane Nachrichtenlage um den Grossaktionär. Angeblich wurde Kondrashev in seiner früheren Heimat Russland entschädigungslos enteignet. So berichtet etwa das Webportal Intelligenceonline, dass ein Schiedsgericht und die russische Kartellbehörde seine Mehrheitsanteile am russischen Bergbauunternehmen Solikamsk Magnesium Plant an den Staat übertragen habe, weil die Privatisierung einst illegal erfolgt sei. Ausserdem wurde Kondrashev beschuldigt, den Westen mit Materialien aus dem Magnesiumwerk zu beliefern.
Ich kommentierte die Anschuldigungen im Frühling wie folgt:
...und forderte...
Erhebungen von S&P Global Market Intelligence zufolge wurde Ende Oktober bei Meyer Burger mit mehr als 21 Prozent der ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse spekuliert. Die Beratungsfirma stützt sich dabei auf die Anzahl ausgeliehener Titel ab. Das sind mehr als zum Zeitpunkt der Falschbehauptungen, und lässt erahnen, dass den Leerverkäufern jedes Mittel recht ist, damit ihre Wetten aufgehen.
Das Beruhigende dabei ist: In wenigen Tagen ist der ganze Spuk bereits wieder vorbei. Augen zu und durch...
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1 Kommentar
Ich werde meine Bezugsrechte ausüben. Meyer Burger hat mein Vorschussvertrauen, freue mich auf die neuen Panels und geplanten Dachziegel. Solarpanel aus der EU mit Garantie.