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An den Aktienmärkten ist es nicht eben ungewöhnlich, dass die Würfel rund um einen grossen Derivat-Verfall herum neu gemischt werden. Gestern etwa stuften die für Vontobel tätigen Strategen den Schweizer Aktienmarkt von "Neutral" auf "Underweight" herunter.
Doch auch bei den Einzelaktien kommt es zu Veränderungen. Aus den Handelsräumen der UBS-Tochter Credit Suisse treffen gleich zwei taktische Kaufempfehlungen ein. Den Valoren des Marktentwicklers DKSH traut man einen Vorstoss in die Kursregion von 66 bis 68 Franken zu. Momentan kosten sie um die 62 Franken. Neben der vielversprechenden charttechnischen Ausgangslage wird auch mit den guten Wachstumsaussichten in den Schwellenländern argumentiert, ist das Geschäftsmodell des Traditionsunternehmens doch auf die Region Südostasien ausgerichtet.
Die zweite taktische Kaufempfehlung der Grossbank überrascht, preist sie neuerdings doch das als schwerfällig verschriene Schwergewicht Nestlé zum Einstieg an. Als Zielregion werden Kurse zwischen 106,50 und 110,30 Franken genannt. Anders als bei den Valoren von DKSH handelt es sich bei jenen von Nestlé um so etwas wie eine Wette auf erfreuliche Halbjahreszahlen.
Aktienkursentwicklung bei Nestlé über die letzten drei Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Ob diese Wette aufgeht, zeigt sich erst am 25. Juli. Erst dann legt der Nahrungsmittelmulti aus Vevey seinen Zahlenkranz vor. Das Interesse dürfte an diesem Tag vor allem dem Mengenwachstum gelten. Gerade der für Jefferies tätige Analyst David Hayes sieht diesbezüglich eher Raum für Enttäuschungen als für positive Überraschungen. Er hält die Hoffnung auf eine Belebung für übertrieben und stuft die Nestlé-Aktien in Erwartung zu hoher Wachstumsvorgaben fürs laufende Jahr wie bis anhin mit "Underperform" und einem Kursziel von 86 Franken ein. Ich selber glaube, dass sich da schon sehr viel Negatives in der diesjährigen Kursbilanz der Westschweizer widerspiegelt.
Ebenfalls mit zwei neuen taktischen Kaufempfehlungen steigen Mensur Pocinci und Markus Wachter von der Bank Julius Bär ins Rennen. Die beiden Markttechnikexperten setzen zum einen auf die Aktien von Cembra Money Bank und zum anderen auf jene von Zurich Insurance. Beide ziehen ins "Swiss Equities Portfolio" ein. Platz machen müssen hingegen die Valoren von Ems Chemie und Partners Group. Während Pocinci und Wachter bei Ems Chemie einen Gewinn von gut 5 Prozent gegenüber dem seinerzeitigen Einstandspreis erzielen, realisieren sie bei der Partners Group sogar einen von mehr als 30 Prozent – wobei die taktische Kaufempfehlung auf Mitte Juli 2023 zurückgeht.
Die Wiederaufnahme der dividendenstarken Valoren von Zurich Insurance ins "Swiss Equities Portfolio" überrascht insofern, als dass es Pocinci selbst war, der erst im November mit wertvollen Erkenntnissen aufwartete. Wie der Markttechnikexperte damals vorrechnete, schneiden die Valoren der Versicherungsgruppe zwischen November und April substanziell besser als in der übrigen Zeit des Jahres ab.
Ab Mai gehen die Aktien von Zurich Insurance saisonal betrachtet eigentlich in eine Phase mit unterdurchschnittlicher Kursbilanz über (Quelle: www.cash.ch)
Er unterlegt diese Aussage mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial. Wäre man seit 1990 immer nur zwischen Anfang November und Ende April in die Zurich-Aktien investiert gewesen, hätte man aus einem investierten Franken 16,39 Franken gemacht. Wäre man stattdessen immer nur zwischen Anfang Mai und Ende Oktober investiert gewesen, wären vom besagten Franken bloss noch 58 Rappen übrig. Und auch wenn es der Julius-Bär-Experte nicht explizit schreibt, dann liegt der Grund für diese gewaltige Diskrepanz nicht zuletzt in der üppigen Dividende. Diese kommt bekanntlich jeweils im April zur Auszahlung. Mit anderen Worten: Eigentlich befinden sich die Valoren von Zurich Insurance momentan in einer Zeit des Jahres, welche eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung vermuten liesse.
Das "Swiss Equities Portfolio" von Pocinci und Wachter setzt sich übrigens aus nicht weniger als 19 Aktien von "A" wie ABB über "H" wie Holcim und "S" wie Sandoz bis eben hin zu "Z" wie Zurich Insurance zusammen.
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