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Zwar trennen den Swiss Market Index (SMI) noch immer um die 200 Punkte von seinem Jahrestiefst von Mitte Juni. Damals liessen Stagflationsängste das Börsenbarometer in die Nähe von 10'350 Punkten zurückfallen. Allerdings ist nur den beiden Schwergewichten Roche und Nestlé zu verdanken, dass dieses Jahrestiefst nicht schon vor Tagen unterschritten wurde.

Am Freitag berichtete ich nämlich davon, dass die Liste derjenigen Schweizer Aktien mit neuen Jahrestiefstkursen wächst und wächst. Setzte sich die Liste bis vor zwei Wochen bloss aus 10 Aktien zusammen, hat sich deren Zahl in den vergangenen Tagen mit Adecco, Also, AMS Osram, Arbonia, Bachem, Barry Callebaut, Bossard, Bystronic, Crealogix, Dätwyler, Dormakaba, Emmi, Ems-Chemie, Evolva, Forbo, Geberit, Givaudan, Gurit, Hochdorf, Inficon, Interroll, Kardex, Klingelnberg, Kühne+Nagel, Lonza, Montana Aerospace, Medmix, Rieter, Schindler, SFS Group, Sika, Sonova, Straumann, Schweiter, V-Zug und Zur Rose seither mehr als verdreifacht.

Nicht eben wenige dieser Papiere werden fast täglich günstiger und günstiger. Selbst dem eingefleischten Profi bietet sich ein Bild, das alte Erinnerungen an die Zeit als Kind im Süsswarenladen weckt. Am liebsten möchte man von Allem ein bisschen in die Tüte packen...

Wie die regelmässigen Leserinnen und Leser meiner Börsenkolumne wissen, haben die Autoren eines beliebten deutschen Investorenbriefs – in Börsenkreisen auch als "Düsseldorfer" bekannt – genau das getan.

Zur Erinnerung: Erstmals in einen Kaufrausch schrieben sich die besagten Autoren Ende März, als sie bei den Valoren der Pharmazulieferer Siegfried, PolyPeptide und Bachem genauso wie bei jenen von Kardex, Medmix, Medacta, Kardex und Georg Fischer zum Einstieg rieten. Wenige Wochen später sprachen sie dann auch Empfehlungen für die Aktien von Richemont, Schindler und AMS Osram aus.

Alleine seit Mai hat sich der Aktienkurs von AMS Osram nahezu halbiert (Quelle: www.cash.ch)

Der Juli war erst wenige Tage alt, als die Autoren dann auch jene von Autoneum, Comet, Dormakaba, Feintool, Interroll, Tecan, Temenos und VAT Group zum Einstieg anpriesen. Hinzu kamen vor wenigen Wochen auch noch Empfehlungen für die Valoren von Zur Rose, SoftwareOne und Straumann.

Es macht ganz den Anschein, als ob die Autoren des deutschen Investorenbriefs eine Schwäche für abgestürzte Aktien aus der Schweiz hätten. Ich zähle mittlerweile nicht weniger als 30 Kaufempfehlungen – von "A" wie AMS Osram über "C" wie Credit Suisse oder "M" wie Meyer Burger bis hin zu "Z" wie Zur Rose.

Bei einigen dieser Empfehlungen sehen sich die mir nicht namentlich bekannten Autoren in der neusten Ausgabe des Investorenbriefs nun sogar zu einer Durchhalteparole veranlasst. Das überrascht nicht, mussten doch gerade die Aktien von PolyPeptide (-59 Prozent), Bachem (-50 Prozent) oder Medmix (-41 Prozent) seit Ende März kräftig Federn lassen. Einer der wenigen Lichtblicke ist die Kaufempfehlung für die Papiere des Solarunternehmens Meyer Burger. Diese geht allerdings auf die Zeit unmittelbar nach der Bilanzsanierung vom Sommer vor zwei Jahren zurück, als noch Kurse um die 19 Rappen bezahlt wurden. Seither hat sich ihr Kurs mehr als verdoppelt.

Verweigert der Credit-Suisse-Analyst das Gespräch mit dem Firmenchef von Meyer Burger?


Mir ist durchaus bewusst, dass nicht mit Steinen werfen sollte, wer wie ich mit meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2022 im Glashaus sitzt. Ich stolpere beim Investorenbrief aus unserem nördlichen Nachbarland jedoch immer wieder über grobe Patzer beim Anpreisen der jeweiligen Aktien.

Im Mai etwa hielt ich zum Thema AMS Osram fest:

Vor etwas mehr als zwei Wochen dann wartete derselbe Investorenbrief mit völlig wirren Aussagen zum Schwergewicht Novartis auf, was mich zu folgender Klarstellung veranlasste:

...und...

Dennoch freut mich das rege Interesse unserer nördlichen Nachbarn an Aktien aus der Schweiz natürlich sehr.

 

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