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Gestern Donnerstag wähnten sich die Leerverkäufer hierzulande selbst im vorbörslichen Handel noch fest im Sattel. Die Kurse einiger Aktien – ich denke da an jene des Reisehandelskonzerns Dufry, des Stellenvermittlers Adecco oder des Sanitärtechnikspezialisten Geberit – wurden im Zuge überzeugender Zahlenkränze zwar etwas höhergestellt. Mehr aber auch nicht.

Doch schon kurz nach Börseneröffnung griff unter positiven Vorzeichen Panik um sich. Nicht nur bei den drei besagten Aktien zogen die Kurse kräftig an und verbuchten zeitweise sogar zweistellige Tagesgewinne. Und selbst die zuvor auffällig schwachen Valoren von Sorgenkindern wie dem Pharmaunternehmen Idorsia, dem Sensorenhersteller AMS Osram oder dem Pharmazulieferer PolyPeptide kamen in den Genuss einer kräftigen Erholung.

Wie mir aus den Handelsräumen von Banken berichtet wird, stand das Börsengeschehen dabei ganz im Zeichen von Deckungskäufen. Die positiven Vorgaben aus New York liessen die Leerverkäufer gleich reihenweise die Reissleine ziehen. Dabei wurde bei uns am Schweizer Aktienmarkt gerade bei den Sorgenkindern nahe der Jahrestiefstkurse kräftig Kasse gemacht.

AMS Osram gilt als die am häufigsten leerverkaufte Aktie der Schweiz (Quelle: www.cash.ch)

Der Funke sprang übrigens von den Aussagen von Fed-Chef "Jay" Powell rund um den zinsseitigen Nullentscheid vom Mittwochabend über und zündete beidseits des Atlantiks ein kleineres Kursfeuerwerk. Obschon sich Powell gegenüber den Medien in Bezug auf die künftige Zinsentwicklung sämtliche Möglichkeiten offenliess, setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Zinserhöhung von Ende Juli die letzte in diesem Zinszyklus gewesen sein könnte.

Nicht wenige Händler zeigen sich mir gegenüber allerdings eher skeptisch, dass es das bei den Leitzinsen gewesen sein soll. Sie verweisen dabei auf die weiterhin hartnäckig hohe Teuerung bei der Kernrate in vielen Teilen der Welt. Die Kernrate klammert die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise aus. Ausserdem wird befürchtet, dass der sogenannte Zweitrunden-Effekt einen weiteren Teuerungsschub nach sich ziehen könnte und das letzte Wort in Sachen Leitzinsen noch nicht gesprochen ist.

Doch nicht nur die Skepsis rund um die jüngste Entspannung bei den Zinsen lässt hiesige Händler an der Dauerhaftigkeit des jüngsten Kursfeuerwerks bei Aktien zweifeln. Auch dass das Geschehen von Deckungskäufen bestimmt wird, mahnt zur Vorsicht. "Short buyers are the best buyers", pflegte mein früherer Kollege Fredy Herbert zwar stets zu sagen. Von Dauer sind die davon ausgehenden Impulse allerdings selten.

Kommt hinzu, dass die Handelsumsätze zumindest hierzulande auch weiterhin ungewöhnlich dünn sind – und das nicht nur für diese Zeit des Jahres. Es sind die dünnen Handelsumsätze, welche solchen Kursausschlägen einen geradezu idealen Nährboden bieten. Und das nicht nur wie in den letzten Wochen unter negativen Vorzeichen, sondern eben auch unter positiven Vorzeichen. Nicht zuletzt auch deshalb wollen Händler dem jüngsten Kursfeuerwerk noch nicht so recht über den Weg trauen. Mir wird heute Freitag denn auch von auffälligen Put-Warrants-Käufen berichtet. Das wiederum sagt mir, dass sich gewisse Marktakteure gegen eine mögliche "Suckers Rally" absichern wollen, wie ein solches in amerikanischen Börsenkreisen genannt wird.

Trotz freundlichem Marktumfeld unter die Räder gerieten gestern Donnerstag die dividendenstarken Aktien der Swisscom. Dem einstigen Monopolunternehmen war es im dritten Quartal zwar möglich, die Gewinnerwartungen der Analysten zu übertreffen. Dass die diesjährigen Umsatzvorgaben währungsbedingt etwas nach unten genommen wurden, kam an der Börse hingegen gar nicht gut an. Ähnliches liesse sich übrigens auch über die Ergebnisqualität sagen.

Schmunzeln musste ich, als Finanzchef Eugen Stermetz an der Analystenkonferenz einräumte, dass den Jahresvorgaben des "blauen Riesen" bisher ein Euro-Franken-Kurs von eins-zu-eins zugrunde lag. Wollte man den Ergebnisbeitrag der italienischen Tochter Fastweb bisher möglichst ohne Rechenaufwand in die Konzernrechnung einfliessen lassen? Neuerdings geht man nun übrigens von einem Euro-Kurs von 98 Rappen aus. Selbst das erscheint mir aus heutiger Sicht doch ziemlich optimistisch.

Kursentwicklung der Swisscom-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Der Frage nach einer Dividendenerhöhung erteilte man an der Analystenkonferenz übrigens eine klare Absage, obschon der zuletzt üppig sprudelnde freie Cashflow eine solche eigentlich zuliesse. Vermutlich setzte auch diese Verweigerung den Swisscom-Aktien zu.

Seit dieser Woche ist bekannt, dass mit Hanneke Faber eine ehemalige Unilever-Managerin in die Fussstapfen des langjährigen Logitech-Chefs Bracken Darrell tritt. An der Verwaltungsratsspitze zieht mit Wendy Becker eine weitere erfahrene Managerin die Fäden. Zumindest in Börsenkreisen scheint diese geballte "Frauen Power" jedenfalls schon mal gut anzukommen. Vontobel-Analyst Michael Foeth sah sich am Tag der Ernennung Fabers gar zu einer Erhöhung seines Kursziels auf 81 (zuvor 77) Franken veranlasst. Er preist die Aktien wie bis anhin zum Kauf an.

Bracken Darrell tritt bei seinem künftigen Arbeitgeber VF Corp hingegen ein schweres Erbe an. Nach einem schwachen Quartal kassierte die in New York kotierte Modegruppe überraschend die diesjährigen Finanzziele. Zeitnah strich man die Quartalsdividende um 70 Prozent zusammen. Weder das eine, noch das andere kam an der Börse gut an. Auf den früheren Logitech-Chef wartet bei der VF Corp jedenfalls ganz schön viel Arbeit.

Daumen runter heisst es bei der Citigroup für EFG International. Analyst Nicholas Herman stuft die Aktien des Zürcher Vermögensverwalters im Hinblick auf den Zwischenbericht fürs dritte Quartal von "Neutral" auf "Sell" herunter. Und um seiner Verkaufsempfehlung den nötigen Nachdruck zu verleihen, streicht er das Kursziel auf 9,80 (zuvor 11,20) Franken zusammen.

Der Citigroup-Analyst befürchtet, dass das schwierigere Marktumfeld die Kundschaft zu einer Reduktion von Risiken zwingt. Das wiederum werde Folgen für die künftige Neugeldentwicklung haben. Vor diesem Hintergrund scheint ihm die Bewertungsprämie der Valoren gegenüber jenen der Gegenspielerin Julius Bär nicht gerechtfertigt. Er rät seiner Anlagekundschaft deshalb sogar dazu, bei den Aktien von Julius Bär "long" und bei jenen von EFG International im Gegenzug "short" zu gehen.

Erste wertvolle Anhaltspunkte in Bezug auf das dritte Quartal verspreche ich mir von den UBS-Zahlen. Die grösste Schweizer Bank wird am Dienstagmorgen darüber berichten. Mehr zum Thema am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

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