Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.
***
Ende Februar kommunizierte die Indexbetreiberin Stoxx Veränderungen in der Zusammensetzung des bei institutionellen Grossinvestoren viel beachteten Stoxx Europe 600 Index.
Seit damals ist klar, dass die Aktien der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) sowie jene von Valiant am kommenden Freitag nach Börsenschluss aus dem Börsenbarometer ausscheiden. Im Gegenzug werden die Papiere von Logitech aufgenommen.
Gemäss Erhebungen der UBS Investment Bank müssen sich indexorientierte Anleger und Anbieter strukturierter Produkte bis dahin von rund 30‘000 Aktien der BCV und von rund 200‘000 Valiant-Aktien getrennt haben, was dem 4,3-fachen respektive 8,4-fachen durchschnittlichen Tagesvolumen entspricht. Bei Logitech sind die Anleger hingegen zu einem Zukauf von geschätzten 1,6 Millionen Aktien und damit einem knappen durchschnittlichen Tagesvolumen gezwungen.
Meist scheiden nur angeschlagene Aktien aus dem breit gefassten Stoxx Europe 600 Index aus, was den Papieren auf kurze Sicht weiter zusetzt. Für nicht an dieses Börsenbarometer gebundene Anleger eröffnen sich dadurch allerdings selektive Einstiegsmöglichkeiten.
Für einen Einstieg bieten sich im vorliegenden Fall insbesondere die Aktien der BCV an. Denn die Zinsmarge hat die Talsohle mittlerweile durchschritten. Erneuern Kunden ihre auslaufenden Festhypotheken, schmälert das die Marge nicht mehr länger. Experten zufolge sollte ein um 1 Prozent höheres Zinsniveau den Zinsertrag der BCV mit einer zeitlichen Verzögerung von zwei Jahren um rund 10 Prozent steigern. Und seit der Jahresergebnispräsentation von Mitte Februar ist aus Aktionärssicht auch das Ausmass der im US-Steuerstreit drohenden Vergleichszahlung absehbar. Die grosszügige Ausschüttungspolitik wird davon nicht beeinträchtigt.
Auch Valiant sollte von steigenden Zinsen profitieren können. Hausgemachte Probleme und die wenig attraktiven Dividendenaussichten halten mich allerdings von einem Einstieg ab.
***
Schon seit Tagen berichten mir Händler von einem erbitterten Kampf rund um die Namenaktien von Sonova. Dass der in Stäfa beheimatete Weltmarktführer im Bereich von Hörgeräten mit der Vertriebsvereinbarung mit dem amerikanischen Detailhandelskonzern Costco im Hochpreissegment neue Wege beschreitet, sorgt bei Haussiers und Baissiers gleichermassen für Wasser auf ihre Mühlen.
Erst vor wenigen Tagen bekräftigte die für Kepler Cheuvreux tätige Analystin ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 145 Franken für die Papiere von Sonova. Sie verspricht sich alleine aus dem neuen Vertriebskanal auf lange Sicht ein zusätzliches Wachstum von 1 bis 2 Prozent.
Zu keinen konkreten Aussagen in Bezug auf die Vertriebsvereinbarung mit Costco liess sich gestern die Zürcher Kantonalbank hinreissen. Allerdings nahm die Analystin die mit "Übergewichten" eingestuften Aktien dank intakten Zukunftsaussichten und dem neu und breit aufgestellten Produktangebot ins "Aktienportfolio International" auf.
Anders ihr Berufskollege von der Berenberg Bank, der dem Traditionsbruch bei Sonova mit viel Skepsis begegnet. Er gibt zu bedenken, dass GN Resound vor wenigen Jahren dasselbe versucht habe und damit gescheitert sei. Die Erschliessung des amerikanischen Detailhandels als neuen Vertriebskanal habe dem Rivalen aus dem Norden harsche Kritik aus dem Lager unabhängiger Audiologen eingebracht und ihn unter dem Strich Marktanteile gekostet.
Bei der Berenberg Bank wird mit William Demant heute schon der dritte grosse Hörgerätehersteller als Gewinner gefeiert. William Demant nutze Costco zwar ebenfalls als Vertriebspartner für Hörgeräte. Dies allerdings im Tief- und nicht im Hochpreissegment, was für Marktanteilsgewinne im Hochpreissegment spreche.
Ob sich dieser mutige Schritt für Sonova ausbezahlt macht, wird sich zeigen müssen. Da die Firmenverantwortlichen in den letzten Jahren vieles richtig gemacht haben, gilt meines Erachtens: im Zweifel für den Angeklagten.
***
Gestern nach Börsenschluss liess Meyer Burger gleich zwei Bomben platzen: Zum einen legte das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen einen tiefroten Zahlenkranz vor und zum anderen erteilte sie UBS und Credit Suisse den Auftrag zur Platzierung neuer Namenaktien.
Den beiden Schweizer Grossbanken gelingt es heute Vormittag denn auch, insgesamt 4,8 Millionen Titel zu einem Kurs von 16,20 Franken bei Investoren unterzubringen. Mittlerweile sind die Aktien allerdings weit unter den Kurs der Platzierung gefallen.
Der Grund dürfte vor allem beim Ausblick zu suchen sein. Denn die Firmenverantwortlichen rechnen auf Stufe EBITDA erst im kommenden Jahr wieder mit schwarzen Zahlen. Gemäss Kepler Cheuvreux lässt sich von dieser Aussage für das laufende Jahr auf einen Umsatz von weniger als 400 Millionen Franken schliessen, was massiv unter den Konsensschätzungen von 482 Millionen Franken und der Flüsterzahl von 600 Millionen Franken liege.
In den letzten Wochen kursierten Spekulationen, wonach Apple bei den zukünftigen Produkten auf Saphirglas setzen könnte. Wenig überraschend erhielt Meyer Burger als Anbieter von Verarbeitungsapparaten vom Markt Vorschusslorbeeren. Auf in diese Richtung gehende Andeutungen des hiesigen Solarzulieferunternehmens wartet man bisher allerdings vergebens.
Ich bleibe bei meiner in der Vergangenheit geäusserten Meinung, dass der Börsenwert von Meyer Burger bereits wieder eine Auftragslage wie zu den besten Zeiten vorwegnimmt. Die heutige Aktienplatzierung ist allerdings ein stummer Zeuge davon, dass die Realität eine sehr viel nüchternere ist.