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2023 war kein gutes Jahr für die Aktionärinnen und Aktionäre von Lonza. Der Sommer hatte erst gerade begonnen, als sich der Pharmazulieferer zu einer Reduktion seiner letztjährigen Finanzziele und zu vorsichtigen Aussagen für das darauffolgende Jahr gezwungen sah. Nur wenige Monate später musste Pierre-Alain Ruffieux überraschend den Chefsessel räumen. Zu beiden Anlässen reagierte die Börse verständlicherweise ziemlich verstimmt. Und das gleich nochmals, als die Basler anlässlich des Investorentages auch noch bei den Mittelfristzielen zurückkrebsten.
Angesichts dieser Abfolge negativer Ereignisse überrascht es nicht, dass Lonza mit einem Minus von mehr als 20 Prozent sogar als das Schlusslicht unter den SMI-Unternehmen aus dem Börsenjahr 2023 hervorging. Das hatte sich wohl auch der langjährige Verwaltungsratspräsident und Übergangschef Albert Baehny anders vorgestellt.
Umso mehr dürfte ihn eine 27 Seiten starke Branchenstudie der britischen HSBC freuen. Darin preisen die Autoren die Aktien von Lonza mit einem Kursziel von 560 Franken zum Kauf an. Das entspräche aus heutiger Sicht einem rechnerischen Aufwärtspotenzial von mehr als 60 Prozent.
Kursentwicklung der Lonza-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Die HSBC-Analysten gehen davon aus, dass die zuletzt rückläufigen Zinsen und der nachlassende Regulierungsdruck wieder zu besseren Finanzierungsbedingungen in der Biotechnologieindustrie führen. Davon sollten indirekt auch Zulieferunternehmen wie Lonza profitieren.
Für das Basler Unternehmen gehen sie für die nächsten drei Jahre von einem organischen Umsatzwachstum von jährlich 7 Prozent und einer Verbesserung der operativen Marge (EBITDA) auf 33 Prozent aus. Gegebenenfalls halten sie gar ein jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent und eine operative Marge von 37 Prozent für möglich.
Die Studienautoren wähnen den Pharmazulieferer aus Basel – den momentanen Problemen zum Trotz – in einer Favoritenrolle. Und das nicht nur des überdurchschnittlich hohen Aufwärtspotenzials zum Kursziel wegen.
Nach zwei verlustreichen Jahren in Folge liegen die Aktien von Lonza seit Anfang Januar deutlich besser im Markt. Mit einem Plus von gut vier Prozent spielen sie auf der diesjährigen SMI-Rangliste weit vorne mit. Wie mir berichtet wird, wusste Verwaltungsratspräsident und Übergangschef Albert Baehny vergangene Woche an einer Investorenkonferenz denn auch zu überzeugen.
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SoftwareOne erteilt Bain Capital eine endgültige Absage. Der Verwaltungsrat sei einstimmig zum Schluss gekommen, dass die Offerte der Amerikaner den zugrundeliegenden Wert des Unternehmens nicht angemessen abbilde, wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht. Weiter ist nachzulesen, dass zuletzt noch eine Wertindikation von 18,80 Franken je Aktie im Raum stand.
Kursrückgang der Aktien von SoftwareOne im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)
Kommenden Monat soll nun ein Investorentag durchgeführt werden. Neben vertieften Einblicken in die finanzielle Situation verspricht dieser Tag auch wertvolle Anhaltspunkte in Bezug auf die künftige Ausschüttungspolitik. Gut möglich, dass der Anbieter von Software- und Cloud-Lösungen künftig höhere Dividenden ausschüttet oder ein Aktienrückkaufprogramm ins Leben ruft.
Erst kürzlich schrieb der für die Bank Julius Bär tätige Analyst Cengizhan Sen, dass er ab 2026 eine Jahresdividende von einem Franken je Aktie für realistisch hält. Er preist die Valoren denn auch weiterhin mit einem Kursziel von 22,50 Franken zum Kauf an.
Harren wir doch der Dinge, die da kommen mögen...
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1 Kommentar
Die Frage ist wohl eine andere: Wie viele Aktien hat die HSBC in ihren Depots und in jenen der Kunden, die zu welchen Kursen gekauft wurden? Muss sie deswegen alles unternehmen, um dne Kurs nach oben zu treiben? Wenn die HSBC ja wüsste, dass der Kurs steigt, dann würde sei klammheimlich Aktien von Lonza kaufen, und dies nicht herumposaunen: Was ist die Überlegung von HSBC sich anders zu verhalten? HSBC ist kein gemeinnützige Einrichtung.