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Am Schweizer Aktienmarkt ist die Halbjahresberichterstattung weit fortgeschritten. Sämtliche 20 Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) haben ihre Zahlenkränze mittlerweile vorgelegt. In den kommenden Wochen werden sich noch ein paar Nachzügler zu Wort melden – etwa die Partners Group. Die Risikokapitalspezialistin aus Baar steigt in Kürze für Adecco in den SMI auf. Die zur Veröffentlichung anstehenden Ergebnisse dürften zwar in den jeweiligen Aktien, nicht aber am breiten Markt für grössere Bewegungen sorgen.
Apropos grössere Bewegungen: Nicht nur die hiesigen Aktionäre, auch die Analysten blicken auf bewegte Monate zurück. Denn nicht wenige Unternehmen kassierten schon früh in der pandemiebedingten Krise ihre Jahresvorgaben. Bei einigen unter ihnen befinden sich die Aktionäre und Analysten sogar noch heute in einem völligen Blindflug.
Dennoch wagt der für Vontobel tätige Peter Romanzina einen Blick in den Rückspiegel. Die Halbjahresberichterstattung – oder besser gesagt der damit einhergehende Kontakt mit Firmenvertretern - liefere gleich fünf wichtige Erkenntnisse, so schreibt er.
Die Schweizer Aktienindizes SMI m. Dividendenkorrektur (rot) und SPI (grün) haben die Berichtssaison gut überstanden (Quelle: www.cash.ch)
Dem Strategen zufolge haben viele Unternehmen die Markterwartungen in den ersten sechs Monaten übertroffen. Ausserdem scheint das Tagesgeschäft seit Ende Juni vielerorts besser als gedacht zu laufen. Was Romanzina allerdings nicht erwähnt: Viele Analysten hatten ihre Schätzungen im Vorfeld der Halbjahresberichterstattung noch mit dem dicken Rotstift überarbeitet. Diese Schätzungen zu übertreffen war rückblickend denn auch nicht besonders schwierig.
Eine weitere Erkenntnis des Strategen ist, dass gut aufgestellte Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen. Er nennt zwar keine Namen, dürfte damit aber auf Firmen wie etwa den Bauchemiespezialisten Sika oder die beiden Pharmazulieferer Lonza und Bachem anspielen. Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet immer öfter auch, ob die Unternehmen mit der Digitalisierung ihres Tagesgeschäfts schritthalten können.
Soweit ich Romanzina richtig verstehe, führen die geld- und fiskalpolitischen Impulse ihm zufolge auch den Schweizer Aktienmarkt in eine "neue Ära". Seines Erachtens sprechen nicht nur die tiefen langfristigen Zinsen, sondern auch andere strukturell bedingte Kräfte für eine grundlegend höhere Bewertung – was insbesondere für Wachstumsaktien gelte. Der Vontobel-Stratege räumt jedoch ein, dass das Interesse an diesem beliebten Titelsegment mit der Zinsentwicklung steigt und fällt.
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Darf man seinem Berufskollegen Andrew Garthwaite von der Credit Suisse Glauben schenken, dann hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als Bewertungsgrösse für Aktien ausgedient. Schuld daran seien die rekordtiefen Realzinsen, so lässt er in einem mir aus London zugespielten Strategiepapier durchblicken. Stattdessen rät Garthwaite seinen Anlagekunden, sich an der sogenannten Risikoprämie zu orientieren. Letztere beträgt momentan 7,6 Prozent, wobei er eigentlich einen Stand von etwas mehr als 5 Prozent für angemessen hält.
Unnötig zu erwähnen, dass sich anhand dieser Berechnungen selbst ein Vorstoss des S&P-500-Index auf 4000 Punkte oder mehr ohne weiteres rechtfertigen liesse. Deshalb bleibt der Stratege optimistisch für die Aktienmärkte.
Der Leitindex S&P 500 will nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Wenn selbst alteingesessene Experten wie Andrew Garthwaite von einer "neuen Ära" an den Aktienmärkten sprechen und dabei bisherige Bewertungsgrössen über Bord werfen, weckt das bei mir unschöne Erinnerungen an die Monate unmittelbar vor dem Platzen der Dotcom-Blase vom Frühjahr 2000.
Der S&P 500 Index kratzt bereits an den optimistischsten Jahresend-Zielen (Quelle: Zerohedge, Bloomberg)
Dass institutionelle Grossinvestoren in New York still und leise Aktienpositionen reduzieren und sich alleine in den letzten zwei Wochen unter dem Strich von Aktienfonds im Gegenwert von fast 15 Milliarden Dollar trennten, lässt jedenfalls tief blicken.
Gestern Mittwoch warnte ich:
...und...
Dem habe ich nach der Lektüre des Strategiepapiers nichts hinzuzufügen. Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich in diesen Aussagen sogar noch bestätigt.
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