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Als Montana Aerospace im Frühling 2021 den Gang an die SIX Swiss Exchange wagte, hatte dieses Vorhaben eigentlich alle nötigen Zutaten, um zu einem Erfolg zu werden. Mit knapp 32 Franken eröffneten die Aktien des Zulieferers grosser Flugzeugbauer wie etwa der amerikanischen Boeing am ersten Handelstag denn auch deutlich über dem Ausgabepreis von 25,65 Franken je Stück. In den darauffolgenden Wochen wurden in der Spitze dann sogar Kurse von 40 Franken und mehr bezahlt.
Mittlerweile fristet das Unternehmen an der Börse allerdings fast so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein. Mit knapp 17 Franken notieren die Aktien weit unter den einstigen Höchstständen. Das überrascht insofern, als dass mit der Berenberg Bank, Kepler Cheuvreux und der Bank of America gleich drei Banken Kaufempfehlungen für die Valoren ausstehend haben – die Berenberg Bank sogar mit einem Kursziel von 32 Franken.
Nun trifft eine weitere Kaufempfehlung ein. Diesmal aus unserem nördlichen Nachbarland Deutschland. In der aktuellen Ausgabe eines allseits beliebten Investorenbriefs – in hiesigen Börsenkreisen auch als "Düsseldorfer" bekannt – preisen neuerdings auch die Autoren die Aktien als "Besonderheit" zum Kauf an.
Kursentwicklung Aktien von Montana Aerospace über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Im Vordergrund steht das starke Wachstum der letzten Jahre, konnte Montana Aerospace den Umsatz seit dem Börsengang doch auf gut 1,3 Milliarden Euro verdoppeln. Den Autoren zufolge will der Zulieferer im laufenden Jahr 1,7 Milliarden Euro umsetzen, was in keinem Verhältnis zum momentanen Börsenwert stehe.
Hier scheint sich ein Fehler eingeschlichen zu haben, strebt das Unternehmen soviel ich weiss doch "nur" einen Jahresumsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro an. Analysten sehen es frühestens im kommenden Jahr 1,7 Milliarden Euro umsetzen.
Es sind nicht die ersten Ungereimtheiten in der Berichterstattung. Im Mai letzten Jahres behaupteten die Autoren des Investorenbriefs etwa, dass der Architekt der milliardenschweren Osram-Übernahme, Alexander Everke, seinen Arbeitgeber AMS Osram in Richtung ASML verlassen werde. Von einem Rücktritt war zumindest damals noch keine Rede. Vielmehr nahm er bloss ein Aufsichtsratsmandat an.
Wenige Monate später wartete der besagte Investorenbrief dann mit völlig wirren Aussagen zum Schwergewicht Novartis auf, was mich zu folgender Klarstellung veranlasste:
Die jetzige Kauempfehlung für die Aktien von Montana Aerospace kommt übrigens ziemlich halbherzig daher. Wie aus dem Text hervorgeht, raten die Autoren nämlich erst bei Kursen zwischen 14 und 15 Franken zum Einstieg. Das wiederum liegt mehr als 10 Prozent unter dem Schlussstand vom vergangenen Freitag.
Interessant ist, dass die Valoren gestern Montag im frühen Handel dennoch um fast 3 Prozent höher notierten. Das dürfte mitunter mit dem engen Markt zu tun haben, wechseln doch selbst an guten Tagen Titel für weniger als 100'000 Franken die Hand. Vor wenigen Stunden wechselte ein Aktienblock im Gegenwert von 1,34 Millionen Franken die Hand – was immer das auch zu bedeuten hat. Da konnte jemand wohl nicht warten, bis der Kurs in die Region von 14 bis 15 Franken zurückfällt.
Ansonsten ist das Rezept aber denkbar einfach: Man nehme eine schlecht handelbare Aktie...
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