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Der Fund Manager Survey der Bank of America geniesst auch in hiesigen Börsenkreisen schon beinahe so etwas wie Kultstatus. Monat für Monat fühlt die amerikanische Grossbank der Gilde der Fondsmanager und Vermögensverwalter rund um den Globus auf den Zahn. Bei der letzten Umfrage vor gut einer Woche gaben sich die Befragten so pessimistisch wie noch selten zuvor. Mit 6,1 Prozent der Vermögenswerte stieg die durchschnittliche Liquiditätsquote auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Nur in den Tagen nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York vom 11. September 2001 war die Quote rückblickend noch etwas höher.

Doch auch über die monatlichen Erhebungen hinaus plaudern die Strategen der Bank of America in Sachen Anlageverhalten der eigenen Kundschaft oft und gerne aus dem Nähkästchen. So erfahren wir etwa, dass momentan eine von sogenannten Risiko-Paritäts-Fonds ausgehende Verkaufswelle über die Aktienmärkte hereinbricht. Die steigende Volatilität zwingt diese Fonds, sich von Aktienbeständen zu trennen – egal ob sie nun wollen oder nicht. Und wie die Strategen weiter schreiben, machen sich einige Hedgefonds dies mit gezielten Leerverkäufen zunutze.

Was die Amerikaner dabei verschweigen: Sollten sich die Wogen legen, werden die Risiko-Paritäts-Fonds bei Aktien wieder aufspringen und die Trittbrettfahrer aus der Hedgefonds-Industrie ihre Wetten schliessen müssen.

Die Anlagekundschaft der Grossbank war nun übrigens schon die zweite Woche in Folge Nettokäufer von amerikanischen Aktien. Dabei konzentrierte man sich auf die Schwergewichte unter den Unternehmen aus der Technologie- und Gesundheitsindustrie. Diese Wirtschaftszweige haben eines gemeinsam: Beide gelten als ziemlich krisenresistent. Anscheinend fehlt es der Kundschaft der Bank of America noch an Überzeugung zu mangeln.

Kürzlich berichtete ich im Insider-Briefing davon, dass Aktienfonds innerhalb von gerade einmal einer Woche Nettoabflüsse in Höhe von 14,5 Milliarden Dollar zu beklagen gehabt hätten. Ich stützte mich damals auf Erhebungen der Beratungsfirma Lipper ab und stellte die Frage in den Raum, ob die kommenden Statistiken den grössten Aderlass an Geldern seit April bestätigen würden.

Wie ich einem Kommentar der Bank of America entnehme, schlägt das Pendel nun aber auf die andere Seite aus. Noch vor dem Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank wurden innerhalb von nur fünf Handelstagen unter dem Strich etwas mehr als 6 Milliarden Dollar in Aktienfonds angelegt. Auch hier liegt wieder von Lipper erhobenes Zahlenmaterial zugrunde.

Zugegeben: Alle diese Informationen verraten uns zwar noch nicht, in welche Richtung sich die Aktienkurse über die nächsten Wochen bewegen werden. Wertvolle Erkenntnisse rund um das Anlageverhalten liefern sie dennoch – gerade im Wissen, dass die Strategen der Bank of America schon eine ganze Weile pessimistisch für die Märkte sind.

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Gestern Mittwoch sorgte die Zürcher Kantonalbank bei den Aktien von Aryzta für einen Kursrutsch, der sich gewaschen hat. Zeitweise ging es für die Valoren des Backwarenherstellers um mehr als 13 Prozent nach unten, nachdem Analyst Patrik Schwendimann diese von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" abgestuft hatte.

Wie Schwendimann schreibt, schlagen die Papiere nicht nur den Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn ziemlich deutlich – sondern eben auch sämtliche übrigen Schweizer Nahrungsmittelaktien. Auf ein Discounted-Cashflow-Modell abgestützt kommt der Analyst beim Backwarenhersteller auf einen fairen Kurs von 1,03 Franken.

Gerade in den Handelsräumen der UBS dürfte sich die Freude hierüber vermutlich in Grenzen halten, setzte man die Aryzta-Aktien im Wealth Management der Grossbank doch keine 48 Stunden zuvor bei Kursen von 1,13 und mehr Franken auf die Liste der "Tactical Top Picks".

Zur Erinnerung: Gut drei Wochen ist es nun her, dass UBS-Analyst Jörn Iffert nach Gesprächen mit Branchenkennern und Rivalen von Aryzta seiner Kaufempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von 1,60 Franken Nachdruck verlieh. Alles deute auf einen guten operativen Geschäftsgang in der zweiten Jahreshälfte hin, wie er damals schrieb.

Anders als sein Pendant bei der Zürcher Kantonalbank scheint Iffert jedenfalls an die Erreichbarkeit der vom Backwarenhersteller selbst kommunizierten Mittelfristziele zu glauben.

 

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