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Die Genussscheine von Roche bekunden schon seit Tagen sichtlich Mühe. Und das, ohne dass klärende Neuigkeiten vorliegen würden. Selbst eine ungewohnt deutliche Kaufempfehlung aus dem Genfer Raum reicht nicht aus, um dem Schwergewicht aus dem Swiss Market Index (SMI) neues Leben einhauchen zu können.
Dabei hat es diese Empfehlung eigentlich in sich. Pharmaanalyst Gianpaolo Chiriano von Mirabaud Securities preist die Valoren im Hinblick auf die anstehenden Studienergebnisse für das Alzheimermittel Gantenerumab für eine kurze und womöglich lukrative Wette an.
Er fühlt sich spätestens von den Studienergebnissen des Rivalen Biogen für den eigenen Wirkstoff Lecanemab in seiner Zuversicht für Gantenerumab bestärkt. Chiriano räumt zwar ein, dass es gewisse Unterschiede zwischen den beiden Wirkstoffen derselben Klasse gibt. Allerdings decke Gantenerumab den Mechanismus des Konkurrenzpräparats mit ab, was für vergleichbare Studienergebnisse spreche.
Der Analyst schätzt, dass Roche in der Spitze bis zu 2,7 Milliarden Franken jährlich mit Gantenerumab umsetzen kann – sofern das die anstehenden Studienergebnisse denn zulassen. Diese Annahme kommt schon beinahe bescheiden daher, trauen einige seiner Berufskollegen dem Alzheimermittel doch sogar einen Jahresumsatz von bis zu 10 Milliarden Franken zu.
Kursentwicklung der Bons von Roche seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Für Chiriano steht indes fest: Sollte Gantenerumab in den Studien erfolgreich abgeschnitten haben, könnten die Genussscheine des Pharma- und Diagnostikkonzerns aus Basel rasant zu seinem Kursziel aufschliessen. Dieses gibt er schon seit geraumer Zeit mit 378,30 Franken an.
Ich verfolge die Analysetätigkeit von Mirabaud Securities ja schon eine ganze Weile. Kurzfristig motivierte Kaufempfehlungen waren in all den Jahren dünn gesät. Von daher kommt die jetzige Empfehlung ziemlich atypisch daher.
Kommen wir aber noch einmal auf Gantenerumab zu sprechen. Berechnungen des UBS-Analysten Michael Leuchten vom April diesen Jahres zufolge ist der Nettobarwert für die künftigen Gantenerumab-Umsätze – je nach Studienausgang –irgendwo zwischen 0 und 120 Franken je Genussschein und Inhaberaktie anzusiedeln. Er selber gibt sich eher zurückhaltend und stuft die Genussscheine von Roche wie bis anhin nur mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 328 Franken ein.
Ob die Studienergebnisse zu überzeugen wissen, werden wir vermutlich noch vor Ende November erfahren. Zwei Dinge lassen sich schon jetzt sagen: Nach dem Nullwachstum im Pharmageschäft in den ersten neun Monaten sind die Basler dringender denn je auf Forschungserfolge angewiesen. Und: Eine grössere Kursbewegung ist dem Schwergewicht und damit auch dem SMI am Tag der Studienveröffentlichung gewiss...
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Kaum ein börsenkotiertes Unternehmen aus der Schweiz, an dem der norwegische Staatsfonds nicht beteiligt ist. Schliesslich wollen die umgerechnet mehr als 1000 Milliarden Franken breit abgestützt angelegt sein.
Es überrascht deshalb nicht, dass bei der SIX Swiss Exchange beinahe täglich Beteiligungsveränderungen der Skandinavier bei hiesigen Firmen eingehen. Doch nur in seltenen Fällen liegt diesen Veränderungen auch tatsächlich ein Kauf oder Verkauf von Aktien zugrunde.
Einer dieser Fälle ist die heute Montag bekanntgewordene Beteiligungsreduktion der Norweger beim Verpackungsmaschinenspezialisten SIG Group. Meldepflichtig wurden die Skandinavier nur deshalb, weil ihr Stimmenanteil im Zuge der Titelverkäufe unter den Schwellenwert von 3 Prozent gefallen war.
Die Aktien der SIG Group bekundeten in den letzten Wochen über weite Strecken Mühe (Quelle: www.cash.ch)
In der Spitze hielt der norwegische Staatsfonds einst sogar knapp 6 Prozent am Unternehmen. Welche Überlegungen sich genau hinter der Beteiligungsreduktion verbergen ist nicht bekannt. Eigentlich sind die Skandinavier bekannt dafür, ihre Aktienbestände indexnah anzulegen.
Ausnahmen gibt es jedoch immer mal wieder. Das Ausmass der Beteiligungsreduktion – wir sprechen immerhin von einer Halbierung des Stimmenanteils in den vergangenen gut zwei Jahren – lässt firmenspezifische Überlegungen erahnen. Gerade deshalb geht von der Offenlegungsmeldung eine gewisse Signalwirkung aus.
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