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Am Freitag berichtete ich im Insider-Briefing von einem Strategiepapier aus der Feder von Andrew Garthwaite. Es ist das erste "Lebenszeichen" des früheren Credit-Suisse-Chefstrategen seit der Zwangsverheiratung seiner langjährigen Arbeitgeberin mit der UBS. Schön zu sehen, dass er den Zusammenschluss der beiden Grossbanken "überlebt" hat.

Im Strategiepapier zählt Garthwaite – in gewohnter Manier – nicht weniger als zehn mögliche Überraschungen für das Börsenjahr 2024 auf. Neun davon sind aus Schweizer Sicht von untergeordneter Bedeutung. Doch dann geht der Stratege auch noch der Frage nach, ob die europäischen Pharmaaktien nicht sogar das Zeug dazu haben, um als die Gewinner aus dem Börsenjahr 2024 hervorzugehen. Gemeint sind damit nicht nur die ohnehin beliebten Valoren von Novo Nordisk, sondern auch jene der Basler Pharma-Urgesteine Roche und Novartis.

Garthwaite und seinen Mitautoren zufolge entscheiden neben dem Wirtschaftsumfeld auch die Zinsentwicklung sowie die Bewertungsunterschiede gegenüber dem breiten Aktienmarkt darüber, ob sich diese Überraschung einstellt oder nicht. Hinzu kommen Faktoren wie die Preisgestaltungsmacht oder die Positionierung der Anleger.

Kursentwicklung der Valoren von Roche und Novartis über die letzten drei Monate (Quelle: www.cash.ch)

Ein nicht zu unterschätzender Kurstreiber könnte nach dem überwältigenden Erfolg der Abnehm-Pille der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big-Data in der Pharmaforschung werden. Ein riesiges kommerzielles Potenzial versprächen insbesondere Wirkstoffe gegen Parkinson oder Alzheimer.

Die Strategen halten es für möglich, dass sich mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big Data nicht nur die Kosten (derzeit durchschnittlich 2,3 Milliarden Dollar für jeden Wirkstoff) für neue Medikamente deutlich reduzieren lassen, sondern dass sich auch die Entwicklungszeit von momentan rund fünf Jahren halbieren liesse – wobei beides vermutlich Hand-in-Hand geht.

In den Büroräumen der Strategieabteilung der UBS hält man allerdings nicht viel von der Idee, dass die europäischen Pharmaaktien als Gewinner aus dem Börsenjahr 2024 hervorgehen könnten. Chefdenker Gerry Fowler räumt diesen Titelsegment taktisch mit "Underweight" bloss ein unterdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles ein.

Bei uns am Schweizer Aktienmarkt fristet Schwergewicht Roche schon seit Monaten ein Mauerblümchen-Dasein. Anders die Aktien von Novartis – um die Abspaltung von Alcon und Sandoz bereinigt trennen sie nur wenige Franken vom Rekordhoch. Firmenspezifische Kurstreiber, welche die beiden Schwergewichte im weiteren Jahresverlauf an die SMI-Spitze hieven würden, kommen mir spontan keine in den Sinn – ausser vielleicht es käme bei der Basler Grosspharma zu einer weiteren Hochzeit. Darauf wetten würde ich allerdings nicht...

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Wer den Schaden hat, braucht für den Spott oft nicht zu sorgen. Dieses Sprichwort ist in diesen Tagen für kein anderes an der SIX Swiss Exchange kotiertes Unternehmen passender als für AMS Osram.

Wie Spott liest sich der jüngste Kommentar der Bank of America zum überraschenden Ausstieg eines möglichen Grossabnehmers von microLEDs. Darin setzt der Autor Didier Scemama nicht nur bei seinen Schätzungen, sondern auch beim Kursziel einmal mehr den dicken Korrekturstift an. Neuerdings liegt letzteres nur noch bei 1,40 (zuvor 3,24) Franken. An der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung hält er unbeirrt fest – obwohl die Aktien mittlerweile sogar unter dem Kursziel notieren.

Der Aktienkurs von AMS Osram brach in den letzten Tagen regelrecht ein (Quelle: www.cash.ch)

Der Analyst schliesst nicht aus, dass neben den schmerzhaften Wertberichtigungen weitere Kosten auf AMS Osram zukommen könnten. Er befürchtet etwa, dass Zulieferer des Sensorenherstellers ihrerseits Entschädigungszahlungen geltend machen.

Ich kommentierte den jüngsten Rückschlag am Freitag mit folgenden Worten:

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