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Es vergeht diese Woche kaum ein Tag, ohne dass sich der bekannte Vermögensverwalter Veraison an der Schweizer Börse wieder eine neue Firmenbeteiligung anlacht. Nach seinem Einstieg bei Leonteq, einem einst gefeierten Anbieter strukturierter Produkte, hat er sich nun auch bei Meyer Burger eingenistet.

Wie die "Finanz & Wirtschaft" in Erfahrung bringen konnte, hat Veraison für gut 13 Millionen Franken Wandelanleihen des finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Solarzulieferunternehmens aus dem bernischen Gwatt zusammengekauft. Das wiederum erklärt die beiden grossen ausserbörslichen Blocktransaktionen der letzten Tage.

Dass sich der Vermögensverwalter indirekt über die noch vier Jahre laufende Wandelanleihe und nicht über den Kauf von Namenaktien an Meyer Burger beteiligt, hat seine Gründe: Sollte das Unternehmen die im nächsten Frühjahr anstehende Rückzahlung einer ausstehenden Obligationsanleihe nicht aus eigener Kraft stemmen können, finden sich Wandelanleihe-Gläubiger in einer besseren Situation wieder als die Aktionäre.

Dennoch ist der Einstieg von Veraison ziemlich sportlich. Schliesslich entspricht der Wandelpreis dem Dreifachen des Aktienkurses. Das wiederum legt nahe, dass für den Vermögensverwalter die hohe Rendite auf Verfall im Vordergrund steht. Was die Risiken anbetrifft, so spricht diese mit jährlich 11,3 Prozent jedoch eine klare Sprache.

Anders als bei Leonteq treten bisweilen übrigens weder bei den Aktien noch bei der Wandelanleihe von Meyer Burger gross Trittbrettfahrer in Erscheinung. Auch die vorwiegend ausländischen Leerverkäufer (siehe gestrige Kolumne) lassen sich diesmal nicht aus der Ruhe bringen. Es macht ganz den Anschein, als stehe die Börse dem jüngsten Kaufrausch von Veraison vermehrt kritisch gegenüber.

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In etwas weniger als zwei Wochen jährt sich der Todestag von Nicolas Hayek senior. Wenn der Gründer der Swatch Group etwas noch weniger mochte als uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten, dann die Gilde der Aktienanalysten. So kommt es, dass der Luxusgüterhersteller aus Neuenburg auch Jahre nach dem Tod seines Übervaters aus dem Veröffentlichungszeitpunkt der Unternehmensergebnisse ein wohlbehütetes Geheimnis macht.

Auch in den letzten Tagen kam es wieder zu einem Katz- und Mausspiel zwischen den Journalisten, den Analysten und dem Unternehmen selber. Anders als bei früheren Gelegenheiten schienen Erstere diesmal bestens vorbereitet. Und dennoch erwischte sie der Luxusgüterhersteller auf dem falschen Fuss, wartete er doch nicht wie erhofft mit dem Zahlenkranz, sondern mit einer einschneidenden Umsatz- und Gewinnwarnung auf.

Diese lässt darauf schliessen, dass der Umsatz in der ersten Jahreshälfte auf 3,7 Milliarden Franken und damit unter die erwarteten 3,95 Milliarden Franken gefallen ist. Im Zuge hoher Investitionen in neue Produkte und in die Promotion dürfte sich der Konzerngewinn sogar auf 270 Millionen Franken halbiert haben. In Analystenkreisen war man von einem Konzerngewinn von 430 Millionen Franken ausgegangen. Das gesamte Ausmass des Desasters dürfte erst am kommenden Donnerstag ans Tageslicht kommen.

Wenn Nick Hayek junior dann den ungeliebten Analysten an der angekündigten Telefonkonferenz Rede und Antwort stehen muss, dürfte neben der Margenschwäche der ersten sechs Monate ein weiteres Thema brennend interessieren: Gibt es nach der bereits kommunizierten Absichtserklärung mit dem chinesischen Automobilhersteller Geely Group weitere Neuigkeiten in Bezug auf Belenos?

Denn während der Konzernchef der Swatch Group den Wert der auf die Herstellung von Batterien spezialisierten Tochtergesellschaft im Falle einer Publikumsöffnung im kommenden Jahr auf 5 bis 20 Milliarden Franken beziffert, sind Branchenkenner um einiges vorsichtiger. Als einer der ersten seiner Berufsgilde lässt sich der für die MainFirst Bank tätige Experte in die Karten blicken. Anders als Nick Hayek kommt er "nur" auf einen Unternehmenswert von 400 Millionen bis 12 Milliarden Franken.

Im Zuge des heutigen Kurszerfalls ist der Börsenwert der Swatch Group auf etwas mehr als 13 Milliarden Franken geschmolzen. Da das Mutterhaus bei Belenos im Besitz von 51 Prozent der Aktien ist, zählt jede Milliarde, um die übermächtigen ausländischen Leerverkäufer (siehe gestrige Kolumne) in die Schranken zu weisen. Oder wie man es bei der MainFirst Bank formuliert: Aus Sicht der nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre der Swatch Group ist Belenos eine Gratis-Option.

 

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