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Es gibt Tage, an denen herrscht so etwas wie Nachrichtenflaute. Und dann sind da noch Tage, die einen als Wirtschaftsjournalist oder Börsenkolumnisten schier in Schnappatmung versetzen. So ein Tag ist der heutige Dienstag, bricht doch eine Welle an Umstufungen über den Schweizer Aktienmarkt herein.

Aus Genf trifft eine Herabstufung für die Aktien von Schweiter Technologies ein. Analyst Daniel König von Mirabaud Securities geht beim Zulieferer für die Windenergieindustrie von "Buy" auf "Hold" zurück. Gleichzeitig kürzt er das Kursziel auf 1390 (zuvor 1750) Franken, um den negativen Rückschlüssen von der Gewinnwarnung beim Mitbewerber Gurit Rechnung zu tragen. König warnt einerseits vor Verzögerungen bei der Nachfragebelebung in den Absatzmärkten, andererseits aber auch vor steigenden Rohmaterialkosten.

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Unter Verkaufsdruck stehen auch die Aktien von SoftwareOne. Als ob das Ausscheiden aus dem viel beachteten Stoxx Europe 600 Index dem Spezialisten für Softwarelizenzen nicht schon genug zugesetzt hätte, stuft BNP Paribas die Papiere mit einem Kursziel von 23 (zuvor 30) Franken von "Outperform" auf "Neutral" herunter. Analyst Ben Castillo-Bernaus hält eine weitere Ergebnisenttäuschung für möglich – und das nicht nur in Bezug auf die Umsatz-, sondern auch auf die Margenentwicklung.

Beim Sorgenkind Polyphor meldet sich mit der UBS eine der beiden Hauptverantwortlichen des einstigen Börsengangs zu Wort. In einer Reaktion auf enttäuschende Studienergebnisse zum Brustkrebswirkstoff Balixafortide nimmt Autor Michael Leuchten das "Neutral" lautende Anlageurteil in negative Revision. Dasselbe gilt für das 12-Monats-Kursziel von 7,95 Franken. Die Papiere des Pharmaunternehmens aus dem Baselbiet gingen bereits gestern Montag um nicht weniger als 60 Prozent tiefer aus dem Handel.

Die Polyphor-Aktien stürzten zuletzt von einer Klippe (Quelle: www.cash.ch)

Kein Handlungsbedarf hat sein Berufskollege Laurent Flamme von der Zürcher Kantonalbank. Skeptisch wie er ist, stuft er die Aktien von Polyphor schon eine gefühlte Ewigkeit mit "Untergewichten" ein.

Für Umschichtungen aus Lonza in Siegfried sorgt Analyst Charles Weston von der Royal Bank of Canada. In einer 14 Seiten starken Unternehmensstudie hebt Weston zwar die hervorragenden Wachstumsaussichten des Pharmazulieferers hervor. Da er diese jedoch als weitestgehend eingepreist erachtet, nimmt er die Erstabdeckung der Aktien bloss mit "Sector Perform" und einem Kursziel von 680 Franken auf.

Die Valoren von Siegfried haben es dem Analysten hingegen sichtlich angetan, nimmt er deren Erstabdeckung doch mit "Outperform" und einem Kursziel von 980 Franken auf. Sollte die Börse im August mit Enttäuschung auf das Halbjahresergebnis reagieren, sieht Weston darin eine günstige Kaufgelegenheit.

Ich bin neugierig, ob am Schweizer Aktienmarkt in den nächsten Tagen wieder Ruhe einkehrt – oder ob uns vor der Sommerflaute eine weitere Welle an Aktienumstufungen bevorsteht...

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Die Aktien von Meyer Burger verspüren weiterhin Rückenwind – begleitet von Berichten über grössere Käufe aus dem süddeutschen Raum. Unklar ist, ob die besagten Käufe in Zusammenhang mit einer Erwähnung im bekannten deutschen Börsenbrief "Die Actien-Börse" stehen.

Letzte Woche schienen die Autoren um Hans A. Bernecker dem Solarunternehmen aus dem bernischen Gwatt zwar nicht gerade sehr wohlgesonnen. Für 145 Millionen Franken hätten die Schweizer Produktionsanlagen der früheren Solarworld übernommen, war etwa zu lesen. Und weiter, dass die Heterojunction-Technologie von Meyer Burger teuer und deshalb gegenüber chinesischen Billiganbietern kaum konkurrenzfähig sei. Dennoch sei es dem Solarunternehmen trotz diesem Handicap schon dreimal gelungen, neues Eigenkapital zu beschaffen. Das mache die Aktie zu einer sehr speziellen Spekulation im Solargeschäft – was immer die Autoren damit auch sagen wollten.

Nun krebsen Bernecker und seine Mitautoren zurück und stellen richtig, dass Meyer Burger nicht Produktionsanlagen, sondern für 12 Millionen Franken die Hallen der früheren Solarworld erstanden hat. Ausserdem bezeichnen sie die Heterojunction-Technologie neuerdings als "hochwertig, aber nicht teuer".

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Da sich am Fazit der Autoren nichts ändert, muss ich einräumen, nicht eben schlauer zu sein als nach dem ersten – und meines Erachtens wenig fundierten – Kommentar.

Dass die Aktien von Meyer Burger heute Dienstag in der Spitze auf über 56 Rappen vorstossen können, spricht jedoch eine Sprache für sich. Man muss nämlich in den Frühsommer 2018 zurückgehen, um auf ähnlich hohe Kurse zu stossen.

Das dürfte nicht nur meine Leserinnen und Leser, sondern auch jene des Börsenbriefs freuen – riet dieser Ende August 2020 doch nur wenige Woche nach mir bei Kursen von 19 Rappen zu einer kleinen Titelposition.

 

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