Der cash Insider berichtet im Insider Briefing börsentäglich von brandaktuellen Beobachtungen rund um den Schweizer Aktienmarkt und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Von wegen Sommerflaute: Die letzten Wochen hatten es in sich – selbst wenn der Juli für den Schweizer Aktienmarkt unter dem Strich mehr oder weniger ein Nullsummenspiel war. Nicht nur der Swiss Market Index (SMI), auch der breiter gefasste Swiss Performance Index (SPI) notieren in etwa wieder dort, wo sie schon am Monatsbeginn standen.

Die Halbjahresberichterstattung brachte nicht nur uns Wirtschaftsjournalisten zeitweise an den Anschlag, sie führte auch bei der einen oder Aktie für starke Kursbewegungen. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: So intensiv wie in den letzten Wochen war die Unternehmensberichterstattung noch selten.

Am vergangenen Donnerstag legten mit LafargeHolcim, Clariant, Credit Suisse und Nestlé nicht weniger als vier Blue-Chip-Gesellschaften ihre Zahlenkränze vor. Am vorderen Dienstag waren es mit Logitech, Givaudan, UBS, Kühne+Nagel, Novartis und SGS sogar deren sechs. Für mich lässt sich diese Konzentration bei der Berichterstattung kaum nachvollziehen. Denn am Ende des Tages stehlen sich die Unternehmen gegenseitig die Schau – ganz egal ob gewollt oder ungewollt.

Man muss schon beinahe eine masochistische Ader haben, um an solchen Tagen als Wirtschaftsjournalist tätig zu sein. Deshalb gilt insbesondere den Agenturjournalisten mein ganzer Respekt...

Abseits des Zahlengetöses liess sich die eine oder andere interessante Beobachtung machen – sofern man denn etwas genauer hinschaute.

Auffällig ist vor allem die Kursschwäche bei den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis. Es sind vorwiegend Futures-Verkaufe, die diesen Schwergewichten zusetzen. Am Freitag schrieb ich in diesem Zusammenhang:

Wüsste ich es nicht besser, würde ich wohl eine orchestrierte Aktion mächtiger Grossinvestoren hinter der Kursschwäche bei den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis vermuten, um das "golden Cross" beim SMI quasi in letzter Minute noch vereiteln zu können. Zu diesem starken charttechnischen Kaufsignal kommt es, wenn der gleitende 50-Tage-Durchschnitt jenen auf 200 Tage von unten nach oben durchbricht. Für gewöhnlich steht diese Konstellation am Beginn einer mehrwöchigen, wenn nicht gar einer mehrmonatigen Aufwärtsbewegung. Das letzte "golden Cross" geht beim SMI auf Ende Februar letzten Jahres zurück. 12 Monate später stand das Börsenbarometer 2000 Punkte höher. Sollte das Börsenbarometer unter 10'000 Punkte zurückfallen, steigt allerdings mit jedem Tag die Gefahr, dass es sich bloss um ein Fehlsignal handelt.

Meine Vermutung: Dem SMI und vielen anderen Aktienindizes rund um den Globus steht die erste wichtige Bewährungsprobe nach der kräftigen Gegenbewegung seit Mitte März bevor. Auch hierzulande sind die Halbjahresergebnisse bei vielen Unternehmen nun bekannt. Nun müssen dringend neue Impulse her.

Bilanz der letzten Jahre

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+  4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-   3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018- 19,1 Prozent-   8,8 Prozent
2019+25,4 Prozent+30,6 Prozent
2020*-   4,8 Prozent-   4,3 Prozent

* Schlusskurse vom 31. Juli 2020

Was mir übrigens auch noch auffällt: Die Gewinneraktien sind die gleichen wie schon seit Monaten. In den letzten Wochen floss noch einmal viel Geld in die diesjährigen Börsenüberflieger wie Logitech, Givaudan oder Lonza. Mit Zur Rose ist ein erster Vertreter dieses beliebten Titelsegments nun aber still und leise um fast 20 Prozent vom Rekordhoch von Mitte Juli nach unten zurückgefallen. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Dennoch zeigt sich am Beispiel der Versandapotheke, wie schnell das Pendel umschlagen kann.

Wenn Analysten bei ihren schon vor Jahren ausgesprochenen Verkaufsempfehlungen für Aktien wie Givaudan einen Rückzieher machen - und das erst noch mit teils fadenscheinigen Argumenten - dann ist das ganz sicher kein Zeichen der Stärke für den gesamten Aktienmarkt.

Zeitnah geraten die diesjährigen Verliereraktien nach einem kurzen Aufbäumen zusehends wieder unter Verkaufsdruck, losgetreten von Abgaben aus dem amerikanischen Raum. Die wenig erfolgsverwöhnten Aktionäre von Valora, Rieter, Lastminute oder Dufry dürften wissen, wovon ich spreche.

Vor wenigen Tagen wiesen meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2020 mal eben schnell positive Vorzeichen für das Gesamtjahr auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie auch gegenüber dem SPI die Nase vorn. Doch die Freude sollte nicht lange währen. Als Spielverderber erwiesen sich insbesondere die Aktien von Stadler Rail, AMS und UBS. Immerhin konnten die Aktienfavoriten im Juli weiteren Boden gegenüber dem Vergleichsindex gutmachen. Am Freitag bei Börsenschluss stand ein Minus von 4,8 Prozent bei den Aktienfavoriten einem um 4,3 Prozent tieferen SPI gegenüber.

Da mir die Kurserholung bei Ascom zu weit geht, nehme ich bei den Aktien des Berner Spezialisten für Spitalkommunikation die nunmehr geringen Kursverluste mit und verkaufe die Titelposition. Die Papiere haben sich in den letzten Wochen weit von der Geschäftsentwicklung nach oben abgekoppelt. Wenn das mal gut kommt.

Aktuelle Positionen Aktienfavoriten

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel      3'762,21  
ABB N    425  23,58    9'677,25-     344,25-     3,44 Prozent
AMS I1'100     8,98    9'754,00+ 4'017,12+  64,42 Prozent
LafargeHolcim N    185  53,90  10'752,50-  1'892,45-   14,97 Prozent
Nestlé N     90111,00    9'729,00-      261,00-     2,61 Prozent
Swatch Group N   200  41,62    7'248,00-  1'076,00-   12,93 Prozent
UBS Group N   817   12,24    9'732,45-  1'312,48-   11,88 Prozent
Ascom N   930   10,74    9'579,00-      409,20-      4,10 Prozent
Klingelnberg N   411   24,30    6'041,70-  3'945,60-   39,51 Prozent
OC Oerlikon N   993   10,94    9'702,75-  3'383,40-   25,85 Prozent
Stadler Rail N   250  39,30    9'100,00-     725,00-     7,38 Prozent
      
Total    95'178,86 -     4,82 Prozent

* Schlusskurse vom 31. Juli 2020

Etwas ratlos macht mich die Kursschwäche bei Stadler Rail. Im Kontakt mit Händlern, Analysten und grossen Institutionellen spüre ich jedoch gewisse Ängste. Dass der öffentliche Verkehr unter den Folgen der Covid-19-Pandemie ächzt, ist nicht neu. Gut möglich deshalb, dass es in der ersten Jahreshälfte zu Auftragsstornierungen oder zumindest zu –verzögerungen kam. Bei einem Auftragsbestand von mehr als 16 Milliarden Franken lasse ich mir da keine grauen Haare spriessen. Doch auch um die Zahlungsmoral der Kunden dürfte es womöglich schon besser gestellt gewesen sein.

Antworten versprechen in diesem Zusammenhang wohl erst die Halbjahreszahlen von Ende August – sofern das Unternehmen aus dem thurgauischen Bussnang nicht erneut die Flucht nach vorn ergreift und sich schon vorher zu Wort meldet. Lassen wir uns deshalb doch überraschen, was der August so bringt.

Bisherige Transaktionen Aktienfavoriten

DatumTitel AnzahlKurs Total
27.12.2019ABB NKauf42523,58Franken10'050,50-
27.12.2019LafargeHolcim NKauf18553,90Franken10'000,50-
27.12.2019Lonza NKauf28355,50Franken9'983,00-
27.12.2019Swatch Group IKauf37269,80Franken10'011,60-
27.12.2019Temenos NKauf65154,05Franken10'042,25-
27.12.2019UBS NKauf81712,24Franken10'029,08-
27.12.2019Ascom NKauf93010,74Franken10'017,20-
27.12.2019Klingelnberg NKauf41124,39Franken10'016,30-
27.12.2019OC Oelikon NKauf87611,41Franken10'024,16-
11.02.2020Put WTEA1VKauf3'2500,25Franken874.00-
02.03.2020Put WTEA1VVerkauf3'2500,58Franken1'856,00+
02.03.2020Swatch Group IVerkauf37223,20Franken8'229,40+
02.03.2020Swatch Group NKauf20041,62Franken8'353,00-
26.03.2020AMS IKauf5409,27Franken5'034,80-
01.04.2020AMS IKauf5608,70Franken4'901,00-
09.04.2020OC Oerlikon NKauf1177,45Franken900,65-
24.04.2020Put AMSBBZKauf11'0000,065Franken744,00-
30.04.2020Put AMSBBZVerkauf11'0000,03Franken301,00+
04.05.2020Lonza NVerkauf28431,00Franken12'039,00+
26.05.2020Temenos NVerkauf65149,20Franken9'669,00+
26.05.2020Stadler Rail NKauf25039,30Franken9'854,00-
02.06.2020AMS IVerkauf45015,55Franken6'968,50+
02.06.2020LafargeHolcimKauf6541,13Franken2'702,45-
06.07.2020OC Oerlikon NKauf2827,87Franken2'248,34-
06.07.2020UBS NKauf9311,235Franken1'073,86-
29.07.2020Nestlé NKauf90111,00Franken10'019,00-

 

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