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In den letzten Tagen stand das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt ganz im Zeichen der Anpassungen bei den Aktienindizes von MSCI. Letzteres sorgte am Mittwoch im späten Handel nicht nur für stark anschwellende Umsätze, sondern drückte auch auf die Kurse. Zu spüren bekamen dies insbesondere die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis.
Mit 13,6 Millionen Novartis-Aktien, 4,3 Millionen Genussscheinen von Roche und 9,3 Millionen Nestlé-Aktien wechselte am Mittwoch ein Vielfaches eines durchschnittlichen Tagesumsatzes die Hand. Das wiederum mag auch damit zu tun haben, dass weltweit Vermögenswerte in astronomischer Höhe von 16'300 Milliarden Dollar nach den Indizes von MSCI investiert sind.
Apropos Nestlé: Dass mit François-Xavier Roger der Finanzchef nach acht Jahren zurücktritt, um sich neuen Herausforderungen zu stellen, warf hohe Wellen – und setzte den Aktien des Nahrungsmittelmultis ziemlich zu. Wie aus Vevey verlautet, ist das Führungsgespann bestehend aus Firmenchef Mark Schneider und seinem langjährigen Finanzchef kaum mehr wegzudenken. Ausserdem war Roger gerade in amerikanischen Finanzkreisen ziemlich beliebt. Angeblich trafen am Dienstagnachmittag denn auch von dort grössere Verkaufsaufträge für die Aktien ein.
Aktienkursentwicklung bei Nestlé in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Dass Nestlé der Weltöffentlichkeit mit Anna Manz bereits eine Nachfolgerin vorstellen konnte, zeigt: Völlig überraschend kam der Rücktrittswunsch vermutlich nicht. Manz war ihrerseits während 17 Jahren in verschiedenen Positionen für die britische Spirituosen-Gruppe Diageo, danach als Finanzchefin des Chemieunternehmens Johnson Matthey sowie zuletzt an der Londoner Börse LSE tätig. Dank dieser beispiellosen Karriere verfügt sie über das nötige Rucksäckchen.
Ich bin jetzt schon ziemlich neugierig, wohin es François-Xavier Roger ziehen wird. Bei seinem künftigen Sandoz-Verwaltungsratsmandat dürfte es jedenfalls nicht bleiben. Einige Analysten gehen ja sogar davon aus, dass er bei einem Branchenverwandten an die Unternehmensspitze wechseln könnte. Zur Erinnerung: Der ehemalige Nestlé-Finanzchef Paul Polman übernahm seinerzeit den Chefsessel beim Rivalen Unilever.
Bei Idorsia musste mit Simon Jose der Chief Commercial Officer den Hut nehmen. Obschon sich das Pharmaunternehmen aus dem Baselbiet über die Gründe in Schweigen hüllt, liegen diese für mich auf der Hand: Der Verkaufsstart für das Schlafmittel Quviviq fällt überraschend schleppend aus und bleibt den Erwartungen vieles schuldig.
Mit Otto Schwarz tritt nun ein Actelion-Veteran und profunder Branchenkenner in die Funktion – allerdings in der Rolle eines externen Beraters. Wie Vontobel-Analyst Stefan Schneider schreibt, war Schwarz nicht nur an der frühen Entwicklungsphase von Quviviq, sondern bei Actelion seinerzeit auch an der Entwicklung des Schlafmittels Almorexant beteiligt. Aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen schaffte es zumindest Almorexant nie zur Marktreife.
Dass die Aktien von Idorsia zuletzt etwas Boden gutmachen konnten, dürfte nicht zuletzt mit dieser Personalrochade zu tun haben. Will man Berichten aus dem hiesigen Handel Glauben schenken, dann stand das Geschehen bei diesen Valoren in den vergangenen Tagen ganz im Zeichen von Eindeckungstransaktionen seitens der vorwiegend ausländischen Leerverkäufer. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zeigen, spekulierten die Leerverkäufer Ende Mai beim Pharmaunternehmen noch mit etwas mehr als 21 Prozent aller ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse. Ihre Rechnung ist angesichts des latent vorhandenen Mittelbedarfs denkbar einfach: Je tiefer sich der Kurs jetzt noch drücken lässt, desto tiefer der Ausgabepreis der neuen Aktien, welche im Zuge einer Kapitalerhöhung ausgegeben werden müssen.
Kaufenswert erscheinen mir die Aktien erst dann, wenn die Frage nach der Stillung des Kapitalhungers geklärt ist.
Eine weitere Schmach musste diese Woche die Credit Suisse über sich ergehen lassen – als ob die Rettung durch die Erzrivalin UBS nicht schon genug derselben gewesen wäre. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken wurde von der New York Stock Exchange (NYSE) darüber informiert, dass die dort gehandelten Anteilscheine die Mindestanforderungen nicht mehr erfüllen. Ausschlaggebend ist der Kurs der in New York gehandelten Stücke, welcher beharrlich unter einem Dollar liegt.
Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Das könnte übrigens auch für die dortigen Leerverkäufer zum Thema werden, wetten diese bei der Credit Suisse doch noch immer mit 34,6 Millionen Titeln auf tiefere Kurse. Vor wenigen Wochen liefen in der Spitze sogar Wetten im Umfang von 64 Millionen Aktien gegen das Sorgenkind. Zur Erinnerung: In den vergangenen Jahren waren es durchschnittlich gerade einmal um die 7 bis 8 Millionen Titel.
Ich erklärte mir das starke Anschwellen damals wie folgt:
Ausserdem verglich ich die Credit-Suisse-Übernahme aus der Sicht der UBS mit dem Kauf einer Wundertüte am Kiosk. Ob diese ihr Geld wert ist, zeigt sich bekanntlich erst beim Blick hinein.
Vielleicht lichtet sich der Nebel ja bis zum nächsten Freitag ein bisschen, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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