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Gut drei Wochen ist es nun her, dass ich von einer spannenden Beteiligungsnahme berichtete. Da nistete sich das UBS Fund Management mit gut 3 Prozent bei Swiss Re ein. Und das, obwohl der hauseigene Analyst Will Hardcastle bei den dividendenstarken Aktien selbst heute noch mit "Sell" zum Ausstieg rät. Neuerdings lautet das 12-Monats-Kursziel gerade mal noch 75 (zuvor 87) Franken. Zu erkennen geben musste sich die Fondstochter der Grossbank nur deshalb, weil beim Zukauf von Titeln der meldepflichtige Schwellenwert von 3 Prozent überschritten wurde.

Nun pfeifen die Fondsmanager der UBS bei einem weiteren Schweizer Unternehmen auf die hauseigene Meinung – wenn auch unter anderen Vorzeichen. Zwar reduzierte der für die Grossbank tätige Analyst Sebastian Vogel erst kürzlich sein 12-Monats-Kursziel für die Aktien des Oberflächenbehandlungsspezialisten Oerlikon auf 12,90 (zuvor 13,40) Franken. An der Kaufempfehlung hielt er allerdings fest, was angesichts des rechnerischen Aufwärtspotenzials von fast 80 Prozent nicht weiter überrascht.

Dennoch reduzierten die UBS-Fondsmanager ihre Beteiligung an Oerlikon zuletzt auf unter 3 Prozent, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hervorgeht. Ein ziemlicher Affront auch an die Adresse dieses Analysten.

Kursentwicklung der Aktien von Oerlikon (rot) und Belimo (grün) seit Anfang März (Quelle: www.cash.ch)

Bis vor wenigen Tagen sah es übrigens ganz danach aus, als ob sich auch die Fondsmanager der Credit Suisse gegen die hauseigene Meinung stemmen würden. Bei der Erhöhung der an Belimo gehaltenen Beteiligung auf über 3 Prozent durch die Fondstochter der Erzrivalin handelte es sich rückblickend jedoch nur um ein kurzes Gastspiel. Mittlerweile hält sie wieder weniger als 3 Prozent der Stimmen.

Zur Erinnerung: Credit-Suisse-Analyst Serge Rotzer rät mit "Underperform" und einem Kursziel von 403 Franken zum Verkauf dieser Valoren. Dass die Fondstochter der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken ganz bei Belimo ausgestiegen ist, halte ich indes für unwahrscheinlich.

Selbst wenn sich nicht allzuviel in diese drei Beobachtungen hineininterpretieren lässt, halte ich es wie folgt: Ich messe Taten (Beteiligungsveränderungen, "Buy-Side") ein deutlich grösseres Gewicht bei als Worten (Aktienanalysen, "Sell-Side").

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Novartis kauft für bis zu 15 Milliarden Dollar eigene Aktien zurück. Das Geld stammt aus dem Verkauf des Roche-Pakets – einem Überbleibsel aus der Ära von Daniel Vasella. Während der ewige Rivale die erworbenen Inhaberaktien auf einen Schlag "vernichtet" hat, ist Novartis kontinuierlich über eine zweite Handelslinie am Werk.

Dabei gehen die Basler überraschend behutsam vor. Nunmehr schon seit Wochen erwerben sie Tag für Tag eine halbe Million Aktien. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit läuft das Aktienrückkaufprogramm noch bis Mitte nächsten Jahres und darüber hinaus. Weshalb die Basler in Kursschwächen wie jene von vor einer Woche hinein nicht eine Schippe drauflegen, ist mir schleierhaft.

Dass es auch anders geht, zeigt Nestlé. Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey ist sogar mit einem mit 20 Milliarden Franken ausgestatteten Aktienrückkaufprogramm am Start. Anders als Novartis haben die Westschweizer bei Kursen unter 115 Franken zusätzliche eigene Aktien über die zweite Handelslinie zusammengekauft.

Aktienkursentwicklung von Novartis über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Das macht sich nun – zumindest aus heutiger Sicht – bezahlt. Mittlerweile muss Nestlé nämlich bereits wieder einige Franken mehr für eine Aktie bezahlen.

Lachender Dritter ist übrigens Roche, konnte der Pharma- und Diagnostikkonzern seinem Platzrivalen dessen Inhaberaktien einst doch mit einem Abschlag von 13 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag "abluchsen".

Ich hielt damals wie folgt fest:

Zu diesem Zeitpunkt war übrigens noch nicht klar, was mit dem Verkaufserlös aus dem Roche-Paket geschehen soll. Novartis könnte sich zu einer teuren Grossübernahme verleiten lassen, so die Befürchtung. Glücklicherweise kam rückblickend alles anders...

 

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