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Am vergangenen Mittwoch bot sich bei Leonteq ein ungewohntes Bild: Vom Börsenticker flimmerte hinter der Kursnotierung des Anbieters strukturierter Produkte ein sattes Minus von 49 Prozent. Allerdings dürfen die erfolgsverwöhnten Aktionäre aufatmen, wurden die Papiere an diesem Tag doch erstmals im Verhältnis von 1 zu 2 gesplittet gehandelt.

Seit seinem Debüt im Oktober 2012 hat sich der Börsenwert der ehemaligen Tochter von EFG International mehr als versiebenfacht. Am Hauptsitz des ehemaligen Mutterhauses in Zürich wird man sich mit Blick auf diese Entwicklung bestimmt hintersinnen.

Leonteq hat es in den letzten Jahren verstanden, immer neue Partnerbanken an Bord zu holen. Dass das Unternehmen dabei auf dieselbe Technologieplattform zurückgreifen kann, lässt die Gewinne sprudeln. Diesem Geschäftsmodell sind praktisch keine Grenzen gesetzt, was bei den Anlegern und den Aktienanalysten gleichermassen gut ankommt. Von vier Banken, welche den Anbieter von strukturierten Produkten abdecken, empfehlen drei die Aktien zum Kauf. Das grösste Aufwärtspotenzial macht die Credit Suisse mit einem Kursziel von 195 Franken aus.

Kein Wunder, laufen kaum Wetten gegen die Papiere von Leonteq. Wir mir aus dem Berufshandel berichtet wird, liegen die Baisseengagements bei weniger als einem Prozent aller ausstehenden Aktien.

Die Marktakteure sind sich allem Anschein nach ziemlich einig, dass die Erfolgsgeschichte des Börsendebütanten noch lange nicht fertiggeschrieben wurde. Ein stummer Zeuge davon ist die mittlerweile stolze Bewertung: Auf Basis der nächstjährigen Konsensschätzungen errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 27 sowie ein Verhältnis zwischen dem Unternehmenswert (EV) und dem operativen Gewinn (EBITDA) von knapp 20.

Eine der Banken, welche der eigenen Anlagekundschaft die Aktien von Leonteq schon seit Jahren zum Kauf empfiehlt, ist die MainFirst Bank. Aus dem Aktienhandel der Bank wird nun allerdings ein eher warnender Kommentar an mich herangetragen.

Darin greift der Verfasser die jüngsten Spekulationen rund um Übernahmeverhandlungen zwischen Julius Bär und EFG International auf. Ein Kauf des einstigen Mutterhauses durch die Zürcher Traditionsbank hätte mit ziemlicher Sicherheit auch Konsequenzen für Leonteq. Denn auch Julius Bär mischt im Geschäft mit strukturierten Produkten mit. Und wie der Verfasser des Kommentars schreibt, tragen die für EFG International entwickelten Produkte bei Leonteq noch immer gut 30 Prozent zum Jahresumsatz bei. Auf Basis bankeigener Schätzungen wird die Bedeutung dieses Geschäftsverhältnisses über die nächsten Jahre abnehmen und 2018 nur noch für knapp 18 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich sein.

Gefahr lauert bei Leonteq meines Erachtens auch in Form strengerer gesetzlicher Vorschriften für strukturierte Produkte. Ein griffigerer Anlegerschutz hiesse auch eine Verschärfung der Vorschriften, was auf die Nachfrage nach solchen Produkten drücken könnte.

Noch müssen sich die Aktionäre von Leonteq deswegen keine grauen Haare wachsen lassen. Die regulatorischen Mühlen mahlen für gewöhnlich langsam. Vorderhand droht nur dann Ungemach, wenn das ehemalige Mutterhaus EFG International überraschend in die Hände von Julius Bär fällt. Doch auch Leonteq selber könnte zum Ziel einer Übernahme aus dem In- oder Ausland werden.

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In den letzten Wochen sorgten die Aktienstrategen der Citigroup mit geradezu euphorischen Wortmeldungen für Schlagzeilen. Auch im aktuellsten Kommentar strotzen die Experten geradezu vor Optimismus für die europäische Börsen.

Allerdings machen die Autoren nach dem starken Anstieg der vergangenen Monate erstmals auch Vorbehalte. Die Aktienhausse sei in eine späte und deshalb von stärkeren Stimmungsschwankungen begleitete Phase übergegangen, so schreiben sie. Vorübergehende Korrekturen seien unausweichlich.

Die Experten raten der eigenen Anlagekundschaft entschieden davon ab, in steigende Kurse hinein europäische Aktien zu kaufen. Viel eher erachten sie mögliche Rückschläge als günstige Einstiegsgelegenheiten.

An ihrer Prognose, dass die europäischen Börsen bis Ende nächsten Jahres noch einmal um 40 Prozent steigen könnten, halten die Aktienstrategen fest. Für kaufenswerte halten die Experten unter anderem auch Schweizer Aktien wie jene von UBS, Swisscom oder Novartis.

Mir ist durchaus bewusst, dass es im gedrückten und von Negativrenditen geprägten Zinsumfeld aus Anlegersicht kein Vorbeikommen an Aktien gibt. Dennoch macht mir die einheitliche Zuversicht der Banken und ihrer Aktienstrategen Angst. Die Auguren sind sich ihrer Sache etwas gar sicher. Dass sich immer mehr auch Euphorie unter die Stimmen mischt, macht die Sache nicht etwa besser.

 

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