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In eigener Sache: Ich bin vom 5. Bis 26. Juli 2014 mit meiner Familie im Urlaub. In dieser Zeit schreibe ich keine Kolumne. Die nächste Ausgabe erscheint am Montag, 28. Juli 2014 um 12:30 Uhr.

Ich wünsche Ihnen jetzt schon eine gute Sommerzeit und freundliche Finanzmärkte.

Ihr cash Insider


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Auch am Schweizer Aktienmarkt scheint die Hausse nach nunmehr fünf Jahren in die heisse letzte Phase überzugehen. In diese Richtung deuten auch die jüngsten Wortmeldungen aus der Analystengemeinde.

Was als Kapitulation bei Verkaufsempfehlungen begann, nimmt immer groteskere Formen an. Kaum ein Tag vergeht, an dem hierzulande nicht eine neue euphorische Kaufempfehlung eintrifft.

Jüngstes Beispiel ist die heutige Hochstufung der Namenaktien von Dufry von "Neutral" auf "Buy" durch Goldman Sachs. Gleichzeitig setzt der verantwortliche Experte die Papiere auf die viel beachtete "Conviction Buy List". Atemberaubend ist dabei vor allem das neu 242 (165) Franken lautende Kursziel. Mit anderen Worten: Goldman Sachs traut den Aktien auf einen Anlagehorizont von gerademal sechs Monaten ein Aufwärtspotenzial von über 50 Prozent zu, obschon diese seit Februar bereits um knapp 25 Prozent gestiegen sind.

Mit der Übernahme der Nuance Group steige der Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen zum ersten wirklich weltweit agierenden Reisedetailhändler auf. Dufry sei nahezu doppelt so gross wie der nächstgrössere Mitbewerber World Duty Free, was in einer Branche, in der Skaleneffekte eine grosse Rolle spielen, ein gewaltiger Vorteil sei. Neben den zu erwartenden Kostensynergien findet der Experte von Goldman Sachs auch an der in Zukunft besseren Ausgangslage bei der Vergabe von Verkaufskonzessionen sichtlich Gefallen.

Ein weiteres Beispiel für eine geradezu euphorische Unternehmensstudie liefert für einmal die MainFirst Bank. Und das obschon das Institut als eher besonnen gilt. Bei den neu mit "Outperform" und einem Kursziel von 310 (175) Franken zum Kauf empfohlenen Namenaktien von Leonteq ist davon aber nicht viel zu verspüren. Obschon die Empfehlung den Papieren in den letzten Tagen ein regelrechtes Kursfeuerwerk bescherte, lässt sich noch immer ein rechnerisches Aufwärtspotenzial von gut 40 Prozent ableiten. Nach der Verdoppelung seit Jahresbeginn ist das mehr als nur ein Apropos.

Mit der Zusammenarbeit mit Avaloq, dem Ausbau der Produktpartnerschaft mit der Raiffeisen Gruppe und der Kapitalmarktlizenz für Singapur gebe es gleich mehrere Gründe, um noch zuversichtlicher für den Anbieter strukturierter Produkte zu sein. Der Studienverfasser rechnet mit einem starken Semsterergebnis und hält die Aktien selbst nach dem jüngsten Anstieg für ein Schnäppchen.

Mit diesen beiden Wortmeldungen aus der Analystengemeinde wird die Liste der geradezu euphorischen Unternehmensstudien immer länger. Interessant ist, dass sich diese vorwiegend auf stolz bewertete Momentum-Aktien konzentrieren. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen: Aber die jüngsten Entwicklungen erinnern mich immer stärker an die Wochen vor dem Platzen der Technologieblase anfangs der Nullerjahre.

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Die Aktionäre von Schmolz + Bickenbach müssen sich noch bis zum 21. August gedulden. Erst dann wird der Innerschweizer Edelstahlhersteller den Zahlenkranz für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2014 vorlegen.

Eine positive Ergebnisüberraschung gilt schon heute als so gut wie sicher. Dieser Meinung ist auch der für die MainFirst Bank tätige Experte. In Erwartung einer Verbesserung der Auftragslage und Fortschritten bei der Preisgestaltung prognostiziert er einen EBITDA von 71 Millionen Euro. Vergleichbare Konsensschätzungen liegen deutlich darunter.

Der Experte geht sogar noch einen Schritt weiter und hält eine Erhöhung der firmeneigenen Jahresprognosen für möglich. Denn der Turnaround nehme immer mehr Formen an und die Vorhersehbarkeit bei den Kundenprojekten habe zugenommen.

Die Namenaktien von Schmolz + Bickenbach werden bei der MainFirst Bank weiterhin mit "Outperform" zum Kauf empfohlen. Neu wird das Kursziel mit 1,70 (1,50) Franken angegeben. Unter gewissen Umständen hält der Experte sogar einen Aktienkurs von mehr als 2 Franken für gerechtfertigt.

Die europäische Stahlindustrie sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenübergestellt. Insbesondere die Abkehr von der Kernenergie und der damit verbundene Anstieg bei den Energiekosten trifft die Branche schwer, hat der Wettbewerbsdruck aus den Schwellenländern doch spürbar zugenommen.

Als Nischenanbieter lebt es sich für Schmolz + Bickenbach in diesen Tagen allerdings nicht schlecht. Obschon die Publikumsaktionäre des Edelstahlherstellers in den letzten Jahren mehr als nur einmal zur Kasse gebeten wurden, bleibe ich bei meiner positiven Haltung für diese Aktien.