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Es gibt Tage da herrscht am Schweizer Aktienmarkt Nachrichtenflaute. Dann wiederum gibt es Tage wie der heutige Donnerstag, an dem wir Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten aufgrund der vielen Neuigkeiten beinahe in Schnappatmung verfallen.

Gerade die Aktienanalysten halten uns wieder einmal ganz schön auf Trab. So watscht Analyst Hans Pluijgers von Kepler Cheuvreux etwa die Aktien von Adecco von "Hold" auf "Reduce" ab. Gleichzeitig streicht er das Kursziel auf 36 (zuvor 51) Franken zusammen.

Neuerdings geht der Analyst beim Stellenvermittler über die nächsten zwei Jahre von einer stark rückläufigen Gewinnentwicklung aus. Die Bewertungskorrektur der letzten Wochen hält er deshalb noch immer nicht für abgeschlossen.

Der Aktienkurs von Adecco befindet sich im unteren Bereich der 10-Jahres-Spanne (Quelle: www.cash.ch)

Es ist übrigens nicht die erste Herunterstufung für die Valoren von Adecco. Erst kürzlich gingen schon die Berufskollegen bei J.P. Morgan und BNP Paribas von "Neutral" auf "Underweight" beziehungsweise von "Neutral" auf "Underperform". Neben dem wieder schwierigeren Wirtschaftsumfeld begegnen die beiden Analysten auch der milliardenschweren Übernahme der französischen AKKA Technologies mit Skepsis.

Wenn die Aktien in weniger als zwei Wochen ex einer Dividende von 2,20 Franken je Stück gehandelt werden, errechnet sich zu aktuellen Kursen eine Rendite von 6,4 Prozent. Das macht die Valoren derzeit zu einer der dividendenstärksten Aktien aus dem Swiss Leaders Index (SLI).

Nach oben geht es hingegen für die Aktien von Julius Bär. Diese erhalten am heutigen Donnerstag von nicht weniger als drei Banken Zuspruch. Während UBS-Analyst Daniele Brupbacher die Papiere schon eine ganze Weile mit einem 12-Monats-Kursziel von 67 Franken zum Kauf anpreist, springen jene von Deutsche Bank und Société Générale erst jetzt nach der Kurskorrektur auf.

Der für die Deutsche Bank tätige Benjamin Goy stuft die Aktien mit einem Kursziel von 68 (zuvor 65) Franken von "Hold" auf "Buy" herauf. Er begründet diesen Schritt mit der starken Stellung der Zürcher Bank in der Vermögensverwaltung sowie mit der Erfolgsbilanz der letzten Jahre. Nach der Kurskorrektur der letzten Wochen würden sich die Valoren geradezu aufdrängen, wie Goy weiter schreibt.

Analyst Andrew Lim von Société Générale erhofft sich hingegen wichtige Impulse vom Strategie-Update vom 19. Mai. An diesem Tag dürfte Julius Bär auch die neuen Mittelfristziele kommunizieren. Im Hinblick darauf geht der Analyst bei den Aktien vorsorglich schon mal von "Hold" auf "Buy". Im selben Atemzug erhöht er das 12-Monats-Kursziel auf 67,50 (zuvor 65) Franken.

Wie die neuen Mittelfristziele aussehen könnten, erklärt der UBS-Analyst. Er geht davon aus, dass Julius Bär künftig ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 65 Prozent oder weniger (bisher 67 Prozent oder weniger), eine Gewinnmarge vor Steuern im hohen Zwanzigerprozentbereich (wie bisher) sowie eine Bruttomarge zwischen 27 und 30 Basispunkten der verwalteten Vermögen (bisher 25 bis 28 Basispunkte) anstreben könnte.

Apropos UBS: Die grösste Schweizer Bank bricht überraschend eine Lanze für das Sorgenkind SoftwareOne. Nach dem Kursdebakel seit Jahresbeginn (-32 Prozent) stutzt der noch weitestgehend unbekannte Analyst Jad Younes das 12-Monats-Kursziel für die Aktien des Anbieters von Cloud-Lösungen zwar auf 18,50 (zuvor 20,80) Franken. Gleichzeitig stuft er sie allerdings von "Neutral" auf "Buy" herauf.

Kursentwicklung der SoftwareOne-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Wie der UBS-Analyst einräumt, hinterliess die Reduktion des mittelfristigen Margenziels (EBITDA) auf 25 (zuvor 30) Prozent tiefe Spuren in der Aktienkursentwicklung. Er selber hält die Börsenreaktion für übertrieben, spiegelt sich in den aktuellen Kursen doch allenfalls eine mittelfristige Marge von 17,5 Prozent wider. Younes erachtet das Margenziel hingegen als realistisch. Kursseitiges Aufwärtspotenzial verspricht er sich zudem von einer transparenteren und proaktiveren Kommunikation mit den Aktionärinnen und Aktionären.

Diese Erkenntnisse kommen etwas spät, haben die Aktien doch einen beachtlichen Teil des Kurseinbruchs von Anfang März bereits wieder wettgemacht. Die UBS ist aus Sicht von SoftwareOne übrigens keine Unbekannte, war die Grossbank im Oktober 2019 einst doch sogar am Börsengang des Unternehmens beteiligt gewesen – was auch immer das für die jetzige Kaufempfehlung bedeuten mag.

 

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