Empfehlung eines Nebenwerte-Spezialisten für eine Kleinst-Aktie: Ein Spiel mit dem Feuer

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

+++

2014 gegründet, haben sich Research Partners ganz der unabhängigen Analyse kleinerer und mittelgrosser Publikumsgesellschaften aus der Schweiz verschrieben. Die kleine, aber feine Boutique deckt auch Aktien von Unternehmen ab, die kaum jemand sonst mitverfolgt - seit wenigen Tagen auch jene von Cicor Technologies.

Analyst Reto Huber nimmt die Erstabdeckung der Aktien des Herstellers von Leiterplatten aus dem neuenburgischen Boudry mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 65 Franken auf.

Es habe gedauert, doch nun habe das Unternehmen mit einer vorwärts gerichteten Akquisitionsstrategie in den Wachstumsmodus geschaltet, wie Huber schreibt. Seines Erachtens könnte der Zeitpunkt hierfür günstiger kaum sein, würden viele kleinere Anbieter doch nicht über dieselben weltweiten Beschaffungsmöglichkeiten wie Cicor Technologies verfügen.

Alleine schon aufgrund des engen Marktes – an gewissen Tagen wechseln keine 500 Aktien die Hand – zündete die Kaufempfehlung ein kleineres Kursfeuerwerk. Alleine für die letzten 48 Stunden gewannen die Valoren mehr als 7 Prozent.

Auffälliger Kurssprung bei den Aktien von Cicor Technologies (Quelle: www.cash.ch)

Neben Research Partners verfolgt nur noch die Zürcher Kantonalbank den Hersteller von Leiterplatten mit. Analyst Richard Frei ist allerdings um einiges zurückhaltender und stuft die Aktien bloss mit "Marktgewichten" ein.

Reto Huber ist nicht der einzige Analyst, der den Valoren von Cicor Technologies ein Kursfeuerwerk beschert. In den letzten Dezembertagen des Jahres 2017 stufte Vontobel-Analyst Michal Lichvar die Aktien mit einem Kursziel von 73 (zuvor 60) Franken von "Hold" auf "Buy" herauf – woraufhin die Notierungen vorübergehend um mehr als 20 Prozent nach oben schossen.

Schon als die beiden Analysten an ihren Unternehmensstudien bastelten, dürfte ihnen klar gewesen sein, dass sie mit ihren Kaufempfehlungen die Kurse kräftig nach oben bewegen würden. Gerade bei jener aus dem Hause Vontobel war der Zeitpunkt gut gewählt, hatten etliche Grossinvestoren ihre Bücher auf den nahenden Jahreswechsel hin doch schon geschlossen. Wer sollte da entgegenhalten?

So laut und spektakulär die Kaufempfehlung damals, so kleinlaut dann der Handtuchwurf: Im Zuge einer Überprüfung ihres Anlageuniversums und eines Analystenwechsels stellte sie Ende Mai 2020 die Abdeckung der Valoren von Cicor Technologies mehr als 10 Kursfranken unter dem Stand vom Tag vor der Kaufempfehlung einfach so ein. Ausser Spesen nichts gewesen für alle diejenigen, die der Empfehlung einst blind Folge leisteten.

Am 20. Dezember 2017 schrieb ich:

Das Rezept ist denkbar einfach: Man nehme einen Nebenwert mit einem engen Markt und empfehle ihn mit einem geradezu aufsehenerregend hohen Kursziel zum Kauf. Bei Nebenwerten mit einem engen Markt wie Cicor Technologies einzusteigen, ist das eine - zu gegebener Zeit wieder aussteigen zu können etwas völlig anderes.

...und am 23. Mai 2018 dann:

In der Schweiz erfreuen sich Aktien mit einem engen Markt bei Analysten zunehmender Beliebtheit. Trittbrettfahrer seien an dieser Stelle gewarnt, dass der enge Markt bei schlecht handelbaren Nebenwerten in beide Richtungen "kurstreibend" sein kann. Nicht selten gilt die Devise: Den Letzten beissen die Hunde.

Nun versuchen sich also Research Partners an Cicor Technologies. Wer der Kaufempfehlung Folge leistet, sollte sich des sehr engen Marktes stets bewusst sein. Das gilt ganz besonders für die Spezies des Trittbrettfahrers.