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Was war das bloss wieder für eine Woche am Schweizer Aktienmarkt. Egal ob Ergebnisse von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe, Hiobsbotschaften wie bei der Cembra Money Bank oder Spekulationen wie etwa bei der Credit Suisse – wir Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten hatten einmal mehr ganz schön was zu schreiben. Und auch die lieben Analysten hielten uns mit einer wahren Flut an Umstufungen und Kurszielanpassungen zusätzlich auf Trab.

Den Swiss Market Index (SMI) kostete diese Woche vor allem das Schwergewicht Novartis den einen oder anderen Punkt. Am Dienstag musste der Pharmakonzern aus Basel einräumen, dass die Gen-Therapie Kymriah unter aggressivem Non-Hodgkin-Lymphom leidenden Patienten kein längeres Leben schenkt.

Kymriah war ursprünglich zwar nicht als Zweitlinientherapie zur Behandlung von aggressivem Non-Hodgkin-Lymphom gedacht. Allerdings blätterte Vas Narasimhan nur wenige Wochen nach seinem Wechsel auf den Chefsessel satte 8,7 Milliarden Dollar für Avexis hin. Es sind die Amerikaner, welche Kymriah entwickelt haben. Diese Milliarden wollen nun wieder eingespielt werden – wenn möglich noch mit ein paar weiteren obendrauf. Mit anderen Worten: Je mehr neue Anwendungsgebiete hinzukommen, desto besser.

Es war dieser produktseitige Rückschlag, der den Aktien von Novartis in den letzten Tagen zusetzte und den Kurs wieder von der wichtigen charttechnischen Widerstandszone bei 86 bis 86,50 Franken nach unten zurückfallen liess. Darüber wäre der Weg in Richtung neuer Rekorde eigentlich frei.

Bereits im November 2018 zitierte ich einen bekannten Pharmaanalysten wie folgt:

...und hielt meinerseits fest...

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich mit der Übernahmestrategie von Novartis-Chef Vas Narasimhan nie richtig warm wurde. Und trotzdem überrascht die schleppende Aktienkursentwicklung selbst mich.

Dass es auch anders geht, zeigt Roche. Die Genussscheine des Platzrivalen aus Basel sind zuletzt zwar vom Rekordhoch bei knapp 375 Franken zurückgefallen. Seit Jahresbeginn errechnet sich aber immer noch ein Plus von 20 Prozent. Die Inhaberpapiere haben in dieser Zeit sogar um mehr als 30 Prozent zugelegt – der japanischen Softbank sei Dank. Davon können die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis bloss träumen.

Und wieder treffen zu Roche spannende Berichte aus dem Land der aufgehenden Sonne ein. Wie die Nachrichtenagentur Nikkei berichtet, soll dort der Covid-19-Antikörper-Cocktail der amerikanischen Partnerfirma Regeneron schon bald für die Anwendung zu Hause zugelassen werden. Das könnte die Kassen der beiden Unternehmen kräftig klingeln lassen, sollten die Gesundheitsbehörden anderer Länder diesem Entscheid folgen...

Kommen wir nun aber zu den Verlierern der Woche – den Aktionärinnen und Aktionären der Cembra Money Bank. Das Vorzeigeunternehmen liess gleich zu Wochenbeginn eine Bombe platzen: Nach 15 gemeinsamen Jahren gehen der der Detailhandelsmulti Migros und der Privatkreditspezialist ab Mitte 2022 getrennte Wege. Von da an will der "orange Riese" bei der beliebten Cumulus-Kreditkarte – eigentlich naheliegend - mit der Migros Bank zusammenspannen.

In den letzten Tagen hagelte es nur so Abstufungen. Die Zürcher Kantonalbank watschte die beliebte Dividendenperle als erste von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" ab, Vontobel und die Deutsche Bank von "Buy" auf "Hold" bei Kurszielen von 72 (zuvor 116) und 78 (zuvor 118) Franken und die Credit Suisse von "Outperform" auf "Neutral" mit einem Kursziel von 80 (zuvor 119) Franken. Hinzu kamen unzählige Kurszielkürzungen.

Die dividendenstarken Cembra-Aktien stürzten diese Woche regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)

Und plötzlich ist da doch noch die Erkenntnis, dass die Abhängigkeit von einem Grosskunden vom Kaliber der Migros auch zum Bumerang werden kann. Ob die Cembra Money Bank das Versprechen einhalten kann, die Dividende in Höhe von 3,75 Franken je Aktie unangetastet zu lassen, wird sich zeigen müssen. Falls ja, entspräche das aus heutiger Sicht immerhin einer Rendite von 5,6 Prozent.

Apropos Migros. Diese musste gerüchteweise als finanzkräftige Interessentin um den Detailhandelskonzern Valora herhalten. Allerdings stellte sich das Kursfeuerwerk einmal mehr als blosses Strohfeuer heraus, liess ein Dementi seitens des angeblichen Käufers doch nicht lange auf sich warten. Das veranlasste einige Marktakteure, die zuvor in den Aktien und über Derivate aufgebauten Positionen wieder glattzustellen.

Und wenn wir schon bei Börsengerüchten sind, dann wären da noch jene zu erwähnen, welche sich seit Tagen um die Credit Suisse ranken. Wie das Branchenportal Inside Paradeplatz berichtet, buhlen übermächtige amerikanische Investmentbanken um die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken. Das Interesse gelte insbesondere dem Private Banking.

Bei aller Sympathie für Inside Paradeplatz, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich die Credit Suisse als Ganzes in die Arme eines grösseren amerikanischen Rivalen flüchtet. Auch ein Verkauf des erklärten Kerngeschäfts Private Banking scheint mir sehr unwahrscheinlich – bleiben noch andere Geschäftszweige. Ich denke da etwa an das Asset Management.

Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse seit dem letzten Freitag (Quelle: www.cash.ch)

Nach der Stärkung der Eigenkapitaldecke mittels der Ausgabe zweier Pflichtwandelanleihen dürfte die Grossbank auch diesbezüglich nicht unter Zeitdruck stehen – vorausgesetzt man setzt im Prime Brokerage keine weiteren Milliarden in den Sand.

Nimmt man die Wetten als Gradmesser, die momentan an der New Yorker Börse gegen die Credit Suisse laufen, dann ist wohl noch nicht so bald mit bahnbrechenden Neuigkeiten zu rechnen. Mit 12,5 Millionen American Deposit Receipts (ADRs) wird dort zwar mit gut 20 Prozent weniger Titeln auf rückläufige Kurse spekuliert als noch zwei Wochen zuvor. Allerdings liegt die Anzahl leerverkaufter Titel noch immer weit über dem langjährigen Durchschnitt. Meine Vermutung: Das wäre bestimmt ganz anders, sollte etwas im Busch sein.

Vielleicht sind wir ja nächsten Freitag etwas schlauer, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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