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Diese Woche stand das Handelsgeschehen am Schweizer Aktienmarkt nicht nur im Bann der internationalen, sondern auch der heimischen Geldpolitik. Nach der Abschiedsvorstellung von EZB-Chef Mario Draghi vom vorderen Donnerstag legte am Mittwoch zuerst Jerome «Jay» Powell von der amerikanischen Notenbank mit einer eher moderaten Leitzinsreduktion von 25 Basispunkten nach. Eine Twitter-Tirade des amerikanischen Präsidenten Donald Trump liess nicht lange auf sich warten. Er warf Powell einmal mehr Untätigkeit vor und diffamierte ihn gar als "Dummkopf".

Powell selber war anderweitig beschäftigt, hatte er doch mit einem Phänomen zu kämpfen, das es dem Lehrbuch zufolge eigentlich gar nicht geben dürfte: Im Refinanzierungs- beziehungsweise Repo-Markt stiegen die Zinsen an mehreren Tagen in Folge über die Bandbreite für die Leitzinsen hinaus. Nur mittels einer Liquiditätsspritze in Höhe von fast 130 Milliarden Dollar war es der amerikanischen Notenbank möglich, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Irgend etwas scheint faul - nicht im Staate Dänemark, sondern vielmehr jenseits des Atlantiks.

Quelle: Zerohedge

Am gestrigen Donnerstag luden dann Thomas Jordan und die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur Pressekonferenz. Ich muss ihm und seinen Direktoriumskollegen an dieser Stelle für einmal ein Kränzchen winden. Am gestrigen Donnerstag bewiesen sie Weitsicht, als sie die Leitzinsen unangetastet liessen - und der Europäischen Zentralbank (EZB) nach deren Zinsschritt tapfer die Stirn boten.

Doch auch noch aus einem anderen Grund zolle ich unseren Währungshütern grossen Respekt: Sie entlasten die heimischen Geschäftsbanken zumindest etwas von der erdrückenden Bürde negativer Einlagezinsen. Hinzu kommt die Aussage, wonach der Franken "nach wie vor hoch bewertet" sei. Ein Gros der Ökonomen hatte mit einer Verschärfung der Rhetorik gerechnet. Als der Euro letztmals weniger als 1,10 Franken kostete, bezeichnete die SNB den Franken noch als "stark überbewertet".

Wer nun aber auf eine Abkoppelung der hiesigen Geldpolitik von jener Europas hofft, der hofft vergeblich. Zu sehr ist die Schweizer Wirtschaft mit den europäischen Nachbarländern verflochten. Ausserdem warten mächtige ausländische Devisenspekulanten beim Franken nur darauf, wieder zuzuschlagen.

Dass der Swiss Market Index (SMI) im Wochenverlauf nicht stärker abrutschte, ist nicht zuletzt den Genussscheinen von Roche zu verdanken. Der Basler Pharma- und Diagnostikkonzern wusste am diesjährigen Forschungs- und Entwicklungstag zu überzeugen. Aggressive Käufe aus dem angelsächsischen Raum liessen nicht lange auf sich warten und verhalfen dem breiten Markt so zu einer willkommenen Stütze.

Fragt sich, was Analyst Sachin Jain von Merrill Lynch wusste oder zumindest ahnte, als er die Genussscheine von Roche nur wenige Tage zuvor mit einem Kursziel von 320 (zuvor 300) Franken von "Neutral" auf "Buy" heraufstufte.

Ins Zentrum von Spekulationen rückt LafargeHolcim. Mittlerweile buhlen nur noch drei Interessenten um das Bauchemiegeschäft des deutschen Chemiegiganten BASF, unter ihnen der Zementhersteller aus dem beschaulichen Jona. Wie aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören ist, will Firmenchef Jan Jenisch diese Geschäftsaktivitäten unbedingt. Dass Jenisch "die Kunst ergänzender Firmenübernahmen" im Schlaf beherrscht, wissen wir noch aus der Zeit bei seinem früheren Arbeitgeber Sika - ist er doch bekannt dafür, mit dem angespitzten Bleistift zu kalkulieren.

Die für J.P. Morgan tätige Analystin Elodie Rall geht von einer Gewinnverdichtung von bis zu 5 Prozent aus, sollte LafargeHolcim die in der Presse herumgereichten 3 Milliarden Euro zahlen.

Mit einem Vorstoss ins Bauchemiegeschäft würde Jenisch übrigens altbekanntes Terrain betreten - und seinen neuen Arbeitgeber LafargeHolcim nach dem Vorbild seines alten Arbeitgebers Sika ausrichten.

Zu grösseren Verschiebungen im Aktionariat kam es in den letzten Tagen beim Textilmaschinenhersteller Rieter. Bei der Schweizer Börse SIX gingen jedenfalls gleich zwei Beteiligungsmeldungen ein. Der einen Meldung liess sich entnehmen, dass der Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler seine Beteiligung auf 22,1 (zuvor 19,1) Prozent erhöht hat. Der anderen Meldung zufolge reduzierte der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Vermögensverwalter Veraison den Stimmenanteil auf unter 3 (zuvor 5) Prozent.

Wie in Handelskreisen vermutet wird, zieht sich Veraison sogar ganz aus dem Aktionariat von Rieter zurück. Über die Gründe für den Ausstieg lässt sich bloss spekulieren. Ich vermute, dass der Vermögensverwalter - wie bei anderen seiner Portfoliofirmen - nach Verbündeten im Aktionariat suchte, bei den beiden Ankeraktionären Peter Spuhler (22,1 Prozent) und Michael Pieper (11,5 Prozent) jedoch auf taube Ohren stiess.

Seit gut zwei Wochen stossen die Rieter-Aktien wieder auf Investorennachfrage (Quelle: www.cash.ch)

Es war übrigens nicht das erste Gastspiel von Veraison bei Rieter. Der Vermögensverwalter war schon zwischen August 2015 und März 2016 mit gut 3 Prozent am Textilmaschinenhersteller beteiligt. Anders als beim jüngsten Gastspiel blieb damals ein hoher einstelliger Millionenbetrag bei Veraison hängen.

Die Aktien von Rieter brauchen Zeit, kämpft das Traditionsunternehmen aus Winterthur doch mit einer Auftragsflaute. Zeit, die der Industrielle Peter Spuhler allem Anschein nach zu haben scheint, Veraison aber nicht. Meine Vermutung: Veraison lässt den Verkaufserlös dosiert in die an Implenia und Ascom gehaltenen Beteiligungen fliessen.

Als sich Schmolz + Bickenbach Mitte Juli zu einer Reduktion der diesjährigen Zielvorgaben gezwungen sah, gab sich der für die UBS tätige Analyst Alessandro Taiana noch entspannt. Die Markterwartungen würden sich bereits im Rahmen der gesenkten Zielbandbreite bewegen, so beschwichtigte er kurze Zeit später – und wiederholte sowohl seine Kaufempfehlung als auch das 65 Rappen lautende 12-Monats-Kursziel.

Nachdem der Edelstahlhersteller aus Luzern erneut bei den Zielvorgaben über die Bücher gehen musste, stuft der UBS-Analyst die Aktien nun von "Buy" auf "Neutral" herunter. Neuerdings gibt er das 12-Monats-Kursziel gerade mal noch mit 26 Rappen an.

Zur Erinnerung: Die Kaufempfehlung geht in die zweite Oktober-Hälfte des Jahres 2017 zurück, als die Papiere von Schmolz + Bickenbach noch 92 Rappen kostete. Ursprünglich veranschlagte der UBS-Analyst gar ein 12-Monats-Kursziel von 1,19 Franken.

Ich verabschiede mich schon in wenigen Stunden für zwei Wochen ins sonnige Zypern. Die nächste Kolumne erscheint deshalb erst wieder am Montag, 7. Oktober 2019, wie gewohnt um 12.30 Uhr. Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern eine stressarme Zeit und freundliche Börsen.

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