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Die von regulatorischen Unsicherheiten und schwachen Finanzmärkten begleiteten Jahre sind im Investment Banking zumindest vorläufig ausgestanden. Während sich die UBS schon vor längerer Zeit zu einer strategischen Neuausrichtung weg von diesem Geschäftszweig entschieden hat, hält man bei der Credit Suisse bis heute daran fest.

In einer Sektorstudie sagen die beiden für Kepler Cheuvreux tätigen Verfasser den europäischen Investmentbanken Licht am Ende des Tunnels vorher. Die Experten halten auf Stufe Vorsteuergewinn eine Eigenkapitalrendite von 15 bis 20 Prozent für möglich. Und das selbst unter Berücksichtigung der in Zukunft strengeren Eigenmittelvorschriften nach Basel III.

Die Rezession in Europa neige sich ihrem Ende entgegen. Gleichzeitig sei an den Kapitalmärkten eine Rückkehr zur Normalität zu beobachten. Gerade im Investment Banking sei deshalb auf Stufe Vorsteuergewinn eine Rückkehr zu prozentual zweistelligen Eigenkapitalrenditen möglich – mehr als viele ihrer Berufskollegen sich je erträumt hätten.

Gleichzeitig zeichnen die Experten ein eher düsteres Bild von der Situation im Wealth Management. Gerade bei den Schweizer Banken verlagere sich der Fokus immer mehr weg von Europa in Richtung der Schwellenländer und dadurch in Richtung tiefermargiger Regionen. Die freundlicheren Finanzmärkte werden sich im Wealth Management deshalb in einem deutlich geringeren Ausmass in der Ertragsentwicklung bemerkbar machen als in der Vergangenheit, so lautet die Prognose der beiden Experten.

Aufgrund des weiterhin hohen Ergebnisbeitrags aus dem Investment Banking werden die Aktien der Credit Suisse bei Kepler Cheuvreux mit einem Kursziel von 32 Franken zum Kauf empfohlen und jenen der UBS gegenüber vorgezogen. Das Unternehmen habe die schmerzhafte Übergangsphase überstanden und profitiere nun vom besseren Marktumfeld. Die Papiere der Erzrivalin werden im Gegenzug nur gerade mit «Hold» und einem Kursziel von 18,50 Franken eingestuft. Die Experten sehen selbst bei einer erfolgreichen strategischen Neuausrichtung kaum Aufwärtspotenzial.

Auch ich glaube, dass im Wealth Management in Zukunft mit einer tieferen Bruttomarge gearbeitet werden muss. Zumindest in den ersten sechs Monaten hat die UBS allerdings eindrücklich bewiesen, dass sie im zukünftigen Kerngeschäft zu überzeugen weiss. Ganz anders als die Credit Suisse, welche im Wealth Management zuletzt ziemlich im Schatten ihrer Erzrivalin stand. Dank der starken Eigenkapitalbasis und der geplanten Reduktion von Risikoaktiven eignen sich die Aktien der UBS für an Dividenden interessierte Anlegerinnen und Anleger deutlich besser als jene der Credit Suisse. Ausserdem ist das zuletzt freundlichere Umfeld im Investment Banking nichts weiter als eine Momentaufnahme.

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Macquarie ist hierzulande kaum jemandem ein Begriff. Und dennoch beschert das australische Bankinstitut den Namenaktien von Meyer Burger heute ein Kursfeuerwerk. Nach einer Hochstufung von «Underperform» auf «Outperform» mit einem Kursziel von neu 15 (7) Franken spielen sich in den Papieren tumultartige Szenen ab.

Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, lecken sich die Baissiers die Wunden. Denn noch immer werden die Baisseengagements beim einstigen Börsenliebling auf 12,6 Prozent aller ausstehenden Aktien geschätzt.

Dass der für Macquarie tätige Experte nach mehr als zwei Jahren vom Lager der Baissiers in jenes der Haussiers wechselt, kommt nicht unerwartet. In den letzten Wochen warfen gleich mehrere seiner Berufskollegen daStützt China heimlich die eigene Wirtschaft?s Handtuch auf ihren Verkaufsempfehlungen.

So klare Worte wie das australische Bankinstitut findet jedoch niemand sonst: Denn der Experte glaubt, dass die Solarindustrie vor einem neuen Investitionszyklus steht und die Investitionsausgaben bis Ende 2016 alte Höchststände erreichen werden. Die Kapazitätsauslastung habe sich deutlich gebessert. Dies sei insbesondere bei den führenden Herstellern von Solarzellen und -modulen der Fall. Gleichzeitig habe die Technologie Fortschritte gemacht. Die neuste Generation von Produktionsanlagen reduziere die Herstellkosten um bis zu 20 Prozent gegenüber dem heutigen Standard.

Und auch den Vorbehalten in Bezug auf die Liquiditätssituation von Meyer Burger erteilt der Experte eine klare Absage. Unter Miteinbezug nicht genutzter Kreditlinien könne das Unternehmen auf bis zu 280 Millionen Franken zurückgreifen. Selbst unter den ungünstigsten Annahmen werde Meyer Burger pro Jahr nicht mehr als 100 Millionen Franken an Barmitteln verbrennen.

Aufgrund der noch immer hohen Baisseengagements haben die Aktien von Meyer Burger auf kurze Sicht weiteren Spielraum nach oben. Das Kurs- und Bewertungsniveau nimmt allerdings schon heute eine deutliche Aufhellung der Auftragslage vorweg. Und wie der Experte von Macquarie von einer Rückkehr zu alter Höchstform zu sprechen, halte ich aus heutiger Sicht vor allem für eines: Effekthascherei.