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Von wegen Sommerflaute: Schon seit Wochen vergeht am Schweizer Aktienmarkt kaum ein Tag, ohne dass nicht mindestens eine spektakuläre Titelumstufung bekannt würde. Dabei werfen insbesondere die pessimistisch gestimmten Analysten des öfteren das Handtuch.

Wieder geben zwei Vertreter dieser vom Aussterben bedrohten Spezies entnervt auf. Der eine heisst Robert Joynson und ist für die französische BNP Paribas tätig. Nachdem Kühne+Nagel am letzten Donnerstag in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Minderheitsbeteiligung an der erst kürzlich übernommenen Apex an den Risikokapitalspezialisten Partners Group weiterverkauft hat, zieht der Analyst die Reissleine. In einer Unternehmensstudie stuft er die Aktien des Transporteurs aus dem steuergünstigen Schindellegi von "Underperform" auf "Neutral" herauf.

Wie schief der Analyst zuletzt mit seiner Einschätzung lag, zeigt sich am Kursziel. Dieses erfährt nahezu eine Verdoppelung auf 285 (zuvor 148) Franken. Neuerdings liegen die diesjährigen Gewinnschätzungen Joynsons um nicht weniger als 22 Prozent über jenen seiner Berufskollegen bei anderen Banken.

Der Kurs der Kühne+Nagel-Aktien hat sich alleine in den letzten 12 Monaten mehr als verdoppelt (Quelle: www.cash.ch)

Auch wenn der Analyst in der Unternehmensstudie nicht explizit auf die Vereinbarung mit der Partners Group eingeht, so dürfte genau diese der Tropfen sein, der das Fass letztendlich zum Überlaufen brachte.

Unnötig zu erwähnen, dass der Druck auf die letzten pessimistischen Analysten – ich denke da etwa an Neil Glynn von der Credit Suisse oder Sam Bland von J.P. Morgan - ins Unerträgliche steigt. Beide erhöhten kürzlich zwar die Kursziele, hielten aber an ihren Verkaufsempfehlungen fest.

Bei Givaudan kriecht hingegen Analystin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs bei ihrer Anlagekundschaft zu Kreuze. In einer mehreren Seiten starken Studie zur europäischen Chemieindustrie stuft sie die Aktien des Aromen- und Riechstoffherstellers aus Genf von "Sell" auf "Neutral" herauf. Mit 4600 (zuvor 3400) Franken liegt das neue 12-Monats-Kursziel substanziell über dem bisherigen. Dasselbe gilt für die Gewinnerwartungen der Analystin, geht sie für das zweite Quartal doch sogar von einem prozentual zweistelligen organischen Umsatzwachstum aus.

Wie für die Valoren von Kühne+Nagel ist auch für die von Givaudan noch immer die eine oder andere Verkaufsempfehlung ausstehend – beispielsweise seitens von Analyst Gunter Zechmann von Bernstein Research oder Martin Deboo von Jefferies.

Die Verkaufsempfehlung von BNP Paribas für die Aktien von Kühne+Nagel geht übrigens auf Ende Januar 2020 zurück als noch Kurse um die 160 Franken bezahlt wurden. Jene von Goldman Sachs für die Papiere von Givaudan sogar in den Juni 2018. Damals kosteten diese bloss 2230 Franken. Und jetzt – quasi auf den Rekordhochs – soll plötzlich alles anders sein.

Die Börse lebt geradezu von unterschiedlichen Meinungen. Denn nur so werden sich Käufer und Verkäufer überhaupt einig. Da scheint es mir nicht eben ungefährlich, wenn sich das Lager letzterer immer weiter ausdünnt. Gesund ist diese Entwicklung jedenfalls nicht.

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Und wieder versetzt das Fachblatt Apotheke adhoc den Aktien von Zur Rose einen feinen Nadelstich. Anders als bei bisherigen Gelegenheiten steht dabei allerdings für einmal nicht die Einführung elektronischer Medikamentenverschreibungen in Deutschland im Zentrum der Berichterstattung. Die dortige Zur-Rose-Tochter DocMorris "klaue" sich Apotheken, lautet vielmehr der Vorwurf.

Der Autor spielt damit auf Unterlagen zum diesjährigen Investorentag an. Darin wirbt die Versandapotheke für den DocMorris-Marktplatz – und zwar mit Vor-Ort-Apotheken, die bereits Teil der Plattform seien. Blöd nur: Apotheke adhoc zufolge sind zwei der vier Apotheken echt, aber nicht auf der Plattform. Die beiden anderen Apotheken gibt es überhaupt nicht erst.

Die Zur-Rose-Aktien hatten zuletzt einen eher schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Rechtliche Folgen dürfte der neuste "Skandal" indes wohl nicht haben, was ihn zum "Sturm im Wasserglas" macht. Dennoch wird die ganze Berichterstattung gegen Versandapotheken wie Shop Apotheke oder Zur Rose in Deutschland langsam aber sicher persönlich...

 

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