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Julius Bär ist immer mal wieder für eine Schlagzeile gut, egal ob im Steuerstreit mit den USA oder aber mit aufsehenerregenden Börsenprognosen aus der eigenen Strategieabteilung. Für solche sorgten jüngst vor allem die Markttechniker der Zürcher Traditionsbank.
Noch bis vor wenigen Wochen gaben sich die Experten geradezu euphorisch für die Aktienmärkte. Insbesondere amerikanische Wachstumsaktien und unser Schweizer Aktienmarkt schienen es ihnen angetan zu haben. Nach dem Rückschlag ist die Ernüchterung gross - nicht nur bei den Kunden. Den Markttechnikern geht es wie vielen anderen Berufskollegen auch: Rückblickend ist man immer klüger.
Mittlerweile gibt sich selbst der Chefstratege eher kleinlaut, was die zukünftige Börsenentwicklung anbetrifft. In einem mir zugespielten Wochenkommentar wähnt er kurzfristig orientierte Anleger im Vorfeld des Zinsentscheids der amerikanischen Notenbank von kommendem Mittwoch in einem geradezu paradiesischen Umfeld, den starken Kursausschlägen sei Dank.
Der Experte macht keinen Hehl daraus, dass er auch weiterhin mit einem erbitterten Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers rechnet. Denn wie er im Kommentar schreibt, sorgt der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht gleichermassen für Wasser auf die Mühlen beider Lager. Wer mit einer Leitzinserhöhung rechne, der fühle sich durch die nachträgliche Aufwärtsrevision neu geschaffener Stellen für den Vormonat und die steigende Lohnentwicklung bestätigt, so der Chefstratege. Dass im August ausserhalb der Landwirtschaft weniger neue Stellen geschaffen worden seien, spreche hingegen gegen eine Zinserhöhung durch die amerikanische Notenbank.
Anders als für kurzfristig orientierte Anleger sei diese Ungewissheit für längerfristig orientierte die reinste Hölle. Dem Experten zufolge präsentiert sich Ersteren aufgrund der mit den Spitzenwerten von 2010 und 2011 vergleichbaren Kurs- und Stimmungsschwankungen die beste aller Welten. Es lasse sich als mutige Gegenpartei gutes Geld verdienen, solange es an den Börsen nicht zu einem Rückschlag vergleichbar mit jenem der Jahre 2007/08 komme.
Dennoch rät der Chefstratege den übrigen Anlegern von voreiligen Zukäufen ab. Das gilt insbesondere für die Rohstoffe sowie für die Schwellenländeraktien. Ob mit Rohstoffen auch Aktien aus dem Rohstoffbereich gemeint sind, geht aus dem Kommentar nicht recht hervor. Allerdings lässt der Experte keinen Zweifel daran, dass er selber sich an die möglichen Überlebenden aus diesem Bereich halte. In diesem Zusammenhang erwähnt er explizit die mit einem Kursziel von 380 Franken zum Kauf empfohlenen Namenaktien von Syngenta, aufgrund der Restrukturierungsfantasie bei Julius Bär diese Woche übrigens die "Aktie der Woche".
Die starken Kursausschläge - auch die gestrige Hausse in New York oder jene von heute früh in Tokio - passen meines Erachtens bestens ins Bild einer weit fortgeschrittenen Aktien-Hausse. Mit etwas Mut lässt sich in dieser Phase viel Geld verdienen, vorausgesetzt man wird nicht zu gierig und verpasst letztendlich noch den Ausstieg. Denn auch an der Börse gilt: Den letzten beissen die Hunde.
Auch wenn ich Gefahr laufe, mich zu wiederholen, bleibe ich dabei: Den Aktienmärkten steht die Bewährungsprobe nach dem Rückschlag der vergangenen Wochen erst noch bevor. Prognosen wie die von Merrill Lynch, wonach die Börsen unabhängig vom Zinsentscheid der US-Notenbank vor einer Entspannungs-Rallye stehen, stimmen mich eher nachdenklich (siehe gestrige Kolumne).
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Das hatte sich Viktor Vekselberg vermutlich anders vorgestellt, als er den Publikumsaktionären von Sulzer Anfang August ein Pflichtangebot unterbreitete.
Es darf vermutet werden, dass der russische Milliardär mit dem Ausbau seiner Beteiligung und dem Pflichtangebot den Weg für ein Aktienrückkaufprogramm ebnen wollte. Dieses Barangebot droht nun allerdings zum Bumerang zu werden, notieren die Namenaktien des in Winterthur beheimateten Pumpenherstellers doch schon seit Tagen unter den in Aussicht gestellten 99,20 Franken.
Öl ins Feuer giesst der für Helvea tätige Experte. Sofern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Aussichten in der Öl- und Gasindustrie bis Anfang Oktober nicht aufhellen, hält er es für möglich, dass Vekselberg in einem beträchtlichen Umfang Sulzer-Aktien angedient werden.
Dass der russische Milliardär bei Züblin nicht an der geplanten Kapitalerhöhung teilnimmt und die Immobilienbeteiligungsgesellschaft diese verschieben muss, hält der Experte für keinen Zufall. Vekselberg halte sich damit Barmittel frei, um die Publikumsaktionäre bei Sulzer bedienen zu können, so vermutet er.
In Erwartung eines gewinnverdichtenden Aktienrückkaufprogramms rate ich Anlegern davon ab, ihre Sulzer-Aktien anzudienen. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass die Stimmung an den Aktienmärkten nicht wieder ins Negative kippt und der Ölpreis nicht noch weiter einbricht.
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