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Der Höhenflug der Börse in Schanghai hat ein jähes Ende genommen. Nur das beherzte Eingreifen der Regierung in Peking verhinderte Schlimmeres. Doch trotz staatlichen Stützungskäufen, Verkaufsverboten und einer Aussetzung von Publikumsöffnungen verlor der dortige Leitindex alleine seit Montag knapp 10 Prozent. Seit Juni summiert sich das Minus damit auf mehr als 30 Prozent.

Zuvor hatten chinesische Privatanleger den heimischen Aktienmarkt teils mit kreditfinanzierten Käufen nach oben getrieben. Innerhalb weniger Monate erfuhr der Leitindex für die Börse in Schanghai mehr als eine Verdoppelung. Doch auch ausländische Anleger mischten über börsengehandelte Fonds und strukturierte Produkte kräftig mit.

Rückblickend ist man bekannterweise immer klüger. Allerdings kann niemand sagen, es hätte keine Anzeichen für eine Überhitzung gegeben. Insbesondere die aggressiven kreditfinanzierten Aktienkäufe seitens chinesischer Privatanleger gaben immer wieder Anlass zur Besorgnis.

An den europäischen Aktienmärkten blickt man mittlerweile nervös gegen Osten. Ganz so spekulationsgetrieben wie in Schanghai sind unsere hiesigen Börsen zwar nicht. Dennoch traf nach der Ausweitung der Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Staatsanleihen ein hoher zweistelliger Milliardenbetrag aus Übersee ein. Dieser floss mehrheitlich in Aktien.

In einer Strategiestudie aus dem Hause BCA Research sehen die Verfasser nun Parallelen beim Rückschlag am chinesischen Aktienmarkt vom Juni und jenem bei den deutschen Staatsanleihen in den Wochen zuvor. In beiden Fällen machen die Experten den Herdentrieb der Anleger sowie die im entscheidenden Moment fehlende Marktbreite für das Kursmassaker verantwortlich.

Unter Marktbreite verstehen die Studienverfasser die Möglichkeit, Aktien oder Anleihen mit grossem Volumen zu handeln, ohne den Kurs übermässig treiben zu müssen. Dazu brauche es die entsprechende Gegenpartei, die sich in einem effizienten Markt auch finden lasse. An dieser Stelle kommt nun aber der unterschiedliche Anlagehorizont der Marktakteure ins Spiel. Den Experten von BCA Research zufolge führt dieser dazu, dass dieselben Informationen völlig unterschiedlich beurteilt werden.

Was die Strategen nicht schreiben: Auch die ultralockere Zins- und Geldpolitik führender Zentralbanken hat negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte und ihre Effizienz. Wenn alle Marktakteure - also sowohl die Zentralbanken als auch die privaten und institutionellen Anleger - sich im selben Moment gleich oder ähnlich verhalten, tendiert die Marktliquidität gegen Null.

In der mir zugespielten Studie ist zwischen den Zeilen zu lesen, dass die Verfasser einen solchen liquiditätsbedingten Einbruch wie er an der Börse in Schanghai zu beobachten ist, auch in New York oder an den europäischen Aktienmärkten drohen könnte.

Die Strategen raten ihrer Anlagekundschaft deshalb schon seit Monaten zu einem Übergewicht in den als defensiv geltenden Schweizer Aktien sowie zu einer hohen taktischen Barmittelquote. So richtig Geld hat das unabhängige kanadische Beratungsunternehmen damit noch nicht verdient.

Auch ich erachte einen liquiditätsbedingten Rückschlag an den europäischen Börsen als denkbar. Schliesslich predigen die Banken und ihre Strategen schon seit längerer Zeit, dass Anleger derzeit schlichtweg nicht um Aktien herumkommen. Wo immer ich auch hinschaue und hinhöre: Alle rechnen mit einer Fortsetzung der Börsen-Hausse der letzten sechs Jahre. Alleine diese gängige Meinung birgt in sich schon Gefahren.

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Was die Informationspolitik anbetrifft, so gibt sich der Halbleiterhersteller AMS gerne verschwiegen. Zu einzelnen Aufträgen oder Grosskunden gibt das Unternehmen aus Prinzip keine Auskunft. Allerdings bleibt fraglich, ob und wie sich das mit den Publizitätspflichten der Schweizer Börse SIX verträgt.

Denn als vor wenigen Wochen Stimmen laut wurde, AMS habe den Sockelauftrag von Apple für den NFC-Verstärker an einen Rivalen verloren, hüllte sich das Unternehmen einmal mehr in einen Mantel des Schweigens.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die anlässlich der Quartalsergebnispräsentation gemachten Aussagen für das dritte Quartal lassen jedoch die Vermutung zu, dass dieser Auftrag tatsächlich verloren ist. Denn nur so lässt sich erklären, weshalb die Entscheidungsträger mit einer gegenüber dem vergangenen Quartal rückläufigen Umsatzentwicklung und einer gleichzeitigen Abschwächung des Auftragseingangs rechnen.

Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, treffen seit dem gestrigen Nachmittag grössere Verkaufsaufträge aus dem angelsächsischen Raum ein. Mit anderen Worten: Namhafte amerikanische und britische Grossanleger kehren ihrem einstigen Lieblingskind den Rücken.

AMS führt uns allen eindrücklich vor Augen, wie schnell ein hochgejubeltes Unternehmen bei mächtigen Marktakteuren in Ungnade fallen kann. Es gibt an der Schweizer Börse weitere stolz bewertete Modeaktien, die irgendwann der Erwartungshaltung der Analysten und Anlegern schlicht nicht mehr gerecht werden können (siehe Kolumnen von gestern sowie vom 11. Juni).

 

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