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Noch bis vor wenigen Tagen galt AMS als Vorzeigeunternehmen. Mit den bei uns in der Schweiz gehandelten Aktien des im österreichischen Unterpremstätten beheimateten Halbleiterherstellers liess sich in den letzten Jahren viel Geld verdienen.
Dass AMS so prominente Grossunternehmen wie Apple oder Samsung beliefern darf, traf nicht nur den Nerv der Zeit, sondern auch den der Anleger. Noch zu Wochenbeginn notierten die Papiere um gut 60 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr.
Seit gestern beträgt das Kursplus allerdings nicht mal mehr die Hälfte. Der Grund: Es häufen sich die Anhaltspunkte, dass der erfolgsverwöhnte Halbleiterhersteller um einen Grossauftrag von Apple im Bereich der Nahfeldkommunikation (NFC) bangen muss.
Davon aufgeschreckt reduzierten gestern mit der Commerzbank und Kepler Cheuvreux gleich zwei Banken ihr Anlageurteil für die beliebten Aktien von "Buy" auf "Hold", letztere mit einem Kursziel von gerademal 45 (60) Franken.
Zu einer konkreten Stellungnahme lässt man sich am Hauptsitz in Unterpremstätten nicht hinreissen. Schliesslich gehört es schon seit Jahren zur Firmenpolitik, weder Informationen zu einzelnen Kunden noch zum jeweiligen Geschäftsvolumen abzugeben.
Das macht im kurzlebigen Zuliefergeschäft auch Sinn, denn die Konkurrenz schläft nicht. Sollte das Unternehmen den Grossauftrag von Apple im NFC-Bereich jedoch tatsächlich verlieren, müsste es sich in Bezug auf die Informationspolitik unangenehme Fragen gefallen lassen. Denn ein Blick auf die Statistiken der Schweizer Börse SIX verraten, dass Personen aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung in den letzten fünf Wochen Aktien im Gegenwert von knapp 10 Millionen Franken über den offenen Markt verkauft haben. Ein fahler Nachgeschmack bleibt in jedem Fall, zumal gestern Mitarbeiter-Optionen ausgeübt wurden und weitere Titelverkäufe folgen könnten.
Nicht nur im Aktionariat von AMS sitzt der Schock nach gestern tief. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Valoren des Börsenlieblings auf Basis von Spekulationen in die Tiefe gerissen wurden, weckt selbst bei hartgesottenen Anlegern Ängste. Das ist verständlich, gibt es an der Schweizer Börse noch zahlreiche weitere "Modeaktien".
Auch den Aktionären von Leonteq bietet sich ein ungewohntes Bild: Schon seit Tagen bekunden die Papiere des Anbieters von strukturierten Produkten sichtlich Mühe.
Allerdings lässt sich dies bislang als "Jammern auf hohem Niveau" abtun. Denn seit der Publikumsöffnung im Oktober vor zwei Jahren hat sich der Börsenwert von Leonteq versiebenfacht. Beim ehemaligen Mutterhaus EFG International dürfte man sich rückblickend hintersinnen.
Das Unternehmen hat es in den letzten Jahren verstanden, immer neue Partnerbanken an Bord zu holen. Dass es dabei auf dieselbe Technologieplattform zurückgreifen kann, lässt die Gewinne sprudeln. Diesem Geschäftsmodell sind praktisch keine Grenzen gesetzt, was bei Anlegern und Aktienanalysten gleichermassen gut ankommt. Von vier Banken, welche den Anbieter von strukturierten Produkten abdecken, empfehlen drei die Aktien zum Kauf.
Gefahren gehen meines Erachtens von der regulatorischen Seite aus. Sollten die Vorschriften für strukturierte Produkte verschärft werden, hätte dies Folgen für deren Nachfrage. Ausserdem häufen sich die Titelverkäufe aus der Geschäftsleitung. In den vergangenen zwei Monaten entledigte sich diese von Aktien im Gesamtwert von 3,4 Millionen Franken. Das darf man den Verkäufern nicht verübeln, hat sich doch alleine seit Jahresbeginn ein Kursplus von knapp 40 Prozent aufgestaut.
Auch mit den Aktien von u-blox liess sich in der Vergangenheit gut Geld verdienen. Seit dem starken Zahlenkranz für das zurückliegende Geschäftsjahr und dem überzeugenden Ausblick von Mitte März ist der Börsenwert des Halbleiterherstellers um einen Viertel gestiegen.
Das Unternehmen zählt zu den Gewinnern des Trends hin zum "Internet der Dinge", was den Valoren in den letzten Jahren eine beeindruckende Neubeurteilung bescherte. Waren Anleger vor zwei Jahren nur bereit, das Zwölffache des damals erwarteten Jahresgewinns zu bezahlen, so ist es heute sogar das Dreissigfache.
Bei u-blox treten seit der Jahresergebnispräsentation vom März immer wieder Verwaltungsräte oder Geschäftsleitungsmitglieder als Verkäufer der eigenen Aktien in Erscheinung. Der Gegenwert der seit damals veräusserten Titel beträgt mehr als 5 Millionen Franken.
In den vergangenen Wochen geriet das Unternehmen gleich mehrmals ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Sollten diese, wie die jüngsten Aktienverkäufe vermuten lassen, wieder versanden, droht ein vorübergehender Rückschlag.
Ähnliches droht den Aktien von Actelion. Seit die britische Presse über das vergangene Wochenende von einem milliardenschweren Angebot des Rivalen Shire berichtete, führen die Papiere den Swiss Market Index (SMI) mit einem Plus von 23 Prozent seit Anfang Jahr wieder an.
Gerüchten zufolge versuchte mit Amgen vor einigen Jahren schon einmal ein ausländisches Pharmaunternehmen Actelion zu übernehmen. Selbst als sich der amerikanische Hedgefonds Elliott bei den Allschwilern einnistete und auf einen Verkauf drängte, gaben die Firmenverantwortlichen um CEO Jean-Paul Clozel nicht klein bei. Auch diesmal dürften potenzielle Käufer es sehr schwer haben, gewichten bei Actelion ideelle Beweggründe doch seit je her stärker als monetäre.
Den Ruf der "Modeaktie" haftet auch jenen von Autoneum, Coltene, Comet und Evolva an. Die vier Unternehmen verfügen über interessante Wachstumsaussichten. Doch auch etwas anderes haben sie gemeinsam: Alle können auf eine grundlegende Neubeurteilung und -bewertung der eigenen Aktien zurückblicken. In einigen Fällen ist die Bewertung auf Stufe Kurs-Gewinn-Verhältnis heute nahezu dreimal höher als in der Vergangenheit. Ein Rückschlag im Umfang der gestern bei den Valoren von AMS beobachteten Kursverluste ist damit ohne weiteres möglich.
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