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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

DocMorris, Meyer Burger und weitere: Kurskapriolen bei den «Sorgenkindern»

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Kurskapriolen bei DocMorris, Meyer Burger und weiteren «Sorgenkindern», Auffälliges bei Richemont - Und: Adecco-Ankeraktionär macht Kasse.

aktualisiert um 12:00
Von cash Insider
DocMorris-Apotheke in Euskirchen bei Bonn, Deutschland.

DocMorris-Apotheke in Euskirchen bei Bonn, Deutschland.

Quelle: Imago / Jürgen Schwarz

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Die Jahresberichterstattung nimmt am Schweizer Aktienmarkt nur langsam Fahrt auf. Von den 20 Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) wartete in diesen Tagen gerade einmal Givaudan mit dem Ergebnis fürs vergangene Jahr auf. Gemeinsam mit der Partners Group, Geberit und Richemont in der Woche zuvor sind es deren vier.

Und nächste Woche kommen mit ABB, Logitech, Lonza, Novartis und Roche fünf weitere Grossunternehmen hinzu. Man braucht nicht wie ich über eine jahrzehntelange Börsenerfahrung zu verfügen, um erahnen zu können, dass die Zahlenkränze bei den besagten Aktien durchaus grössere Kursausschläge nach sich ziehen könnten. Jene der beiden Schwergewichte aus Basel haben gegebenenfalls sogar das Zeug, den SMI zu bewegen. Bei den Firmen aus der zweiten und dritten Reihe sind die Ergebnisveröffentlichungen – mit Ausnahme von Bucher, Gurit und Rieter – eher noch dünn gesät.

Wenn sich bisher etwas wie eine rote Linie durch die Jahresberichterstattung zieht, dann sind das die vielen positiven und negativen Zahlenüberraschungen – was die Kurse teils kräftig durchschüttelte. Uns steht daher eine bewegte Woche bevor.

Nach dem zahlenbedingten Kursfeuerwerk weiss sich Richemont mit einem Plus von gut 20 Prozent an der Spitze der SMI-Gewinnerliste zu behaupten. Vergangene Woche zogen die Aktien mal eben schnell an jenen der UBS (+14 Prozent) vorbei. Allerdings ist die Grossbank dem Cartier-Mutterhaus weiterhin dicht auf den Fersen.

Die Aktienkursentwicklung von Richemont zeigt seit Januar steil nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Der SIX Swiss Exchange wurden in den letzten Tagen gleich mehrere Titelverkäufe aus der Teppich-Etage Richemonts im Gesamtwert von 5,3 Millionen Franken gemeldet. Drei der vier Transaktionen ging eine Ausübung von Optionen aus dem Beteiligungsprogramm voraus.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Blackrock am Tag der Veröffentlichung der Weihnachtsumsätze zu Höchstkursen Aktien zugekauft hat. Neuerdings hält der weltgrösste Vermögensverwalter etwas mehr als drei Prozent am Luxusgüterhersteller. Bei genauerem Hinschauen sind es eigentlich «nur» zweieinhalb Prozent. Die Differenz entfällt auf Stimmrechte, welche die Amerikaner für Drittaktionäre wahrnehmen. Nichtsdestotrotz liegt der Meldepflicht ein Zukauf von Aktien zugrunde.

Kommen wir auf die hiesigen «Sorgenkinder» zu sprechen. Dieser gibt es momentan ja reichlich. Mit Meyer Burger (-28 Prozent) und Ascom (-20 Prozent) finden sich gleich deren zwei ganz oben auf der Liste der Wochenverlierer.

Das Tagesgeschäft von Ascom will irgendwie einfach nicht Fahrt aufnehmen. Am Dienstag liess der Anbieter von Kommunikationslösungen für Spitäler eine kleinere Bombe platzen. In einer Mitteilung an die Medien räumte er für 2024 einen Umsatzrückgang um knapp vier Prozent auf 286,7 Millionen Franken ein. Der Reingewinn dürfte ersten überschlagsmässigen Erhebungen zufolge sogar von 17 auf drei bis vier Millionen Franken zusammengeschmolzen sein. Das wiederum liegt weit unter den durchschnittlich von Analysten erwarteten 12 Millionen Franken.

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Walter Bamert zögerte nicht lange und strafte die Aktien von Ascom noch am Dienstag von «Übergewichten» auf «Marktgewichten» ab. Seine Schätzungen will er nach der Veröffentlichung des detaillierten Jahresergebnisses von Mitte März überarbeiten. Bamert begründet seinen Sinneswandel damit, dass die wiederholten Enttäuschungen durch das Unternehmen nach einer Neubeurteilung der Aktien rufen würden.

Sein Berufskollege Mark Diethelm bei der Bank Vontobel stellt die Abdeckung dieser Aktien gleich ganz ein, da der Anbieter von Kommunikationslösungen keine 150 Millionen Franken mehr an Börsenwert auf die Waage bringt. Diethelm stufte die Papiere bis zuletzt mit «Hold» und einem Kursziel von 7 Franken ein.

Anders Analyst Reto Huber von Research Partners. Er preist die Valoren von Ascom wie bis anhin mit «Kaufen» an – wenn auch mit einem überarbeiteten Kursziel von 5,70 (zuvor 8) Franken. Huber spielt die «Übernahme-Karte» und sieht im Unternehmen jetzt erst recht einen Übernahmekandidaten.

In hiesigen Börsenkreisen gilt Ascom schon seit Jahren als «heisser Übernahmekandidat». Mindestens ebenso lange zieht sich der Turnaround vor sich hin. Obwohl mit dem früheren Phonak-Chef Valentin Chapero an der Verwaltungsratsspitze und dem Belgier Nicolas Vanden Abeele auf dem Chefsessel erfahrene Wirtschaftsgrössen verpflichtet werden konnten, lässt der Turnaround weiter auf sich warten. Das zeigt: Auch sie können leider nicht zaubern...

Ebenfalls die «Übernahme-Karte» spielt Meyer Burger. Eigenen Angaben zufolge befindet sich das angeschlagene Solarunternehmen in Verhandlungen mit potenziellen Käufern. In der Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg haben die Anleihegläubiger die Brückenfinanzierung bis Mitte Februar verlängert und von rund 40 auf fast 60 Millionen Dollar aufgestockt.

Ein wildes Hin-und-her bei den Aktien von Meyer Burger (Quelle: www.cash.ch)

Analyst Bernd Laux von der Zürcher Kantonalbank schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Unternehmensverkaufs auf etwa 50 Prozent. Er befürchtet jedoch, dass der Verkaufserlös unter der momentanen Nettoverschuldung von 400 Millionen Franken liegen könnte. Während die Anleihegläubiger Laux zufolge auf eine (Teil-)Entschädigung hoffen dürfen, könnten die Aktionäre leer ausgehen. Er stuft die Meyer-Burger-Aktien deshalb weiterhin mit «Untergewichten» ein.

Die Valoren von Meyer Burger verkommen jetzt wohl erst recht zum Spielball der Spekulanten. Kursseitige Bocksprünge sind und bleiben da an der Tagesordnung – getreu dem Motto: Den Letzten beissen die Hunde.

Beliebt bei den Spekulanten ist auch DocMorris. Wie die seit dem frühen Dienstagmorgen bekannten Jahresumsatzzahlen zeigen, will das Geschäft mit elektronischen Medikamentenrezepten in Deutschland noch immer nicht so recht zum Fliegen kommen. Mit 179 Millionen Franken steuerte dieser zukunftsträchtige Geschäftszweig in etwa gleich viel zum Jahresumsatz bei wie im Jahr zuvor.

Zugegeben: Im Schlussquartal zog das Wachstum beim Umsatz mit elektronischen Medikamentenrezepten auf knapp 15 Prozent an. Dem Unternehmen zufolge hat es sich seither weiter beschleunigt. Dass es auch anders geht, zeigt Redcare Pharmacy. Der Gegenspieler aus den Niederlanden setzte im vierten Quartal letzten Jahres satte 142 Prozent mehr um als im Jahr zuvor. Es sind solche Zuwachsraten, welche man sich eigentlich auch bei DocMorris erhofft hatte.

Anders als Redcare Pharmacy schreibt DocMorris auf Stufe EBITDA noch immer keine schwarzen Zahlen. Per Ende Dezember hatten die Schweizer noch liquide Mittel im Umfang von 95 Millionen Franken in den Büchern. So weit, so gut – käme im Dezember nächsten Jahres nicht eine Wandelanleihe zur Rückzahlung. Man braucht keinen Abschluss in Betriebswirtschaft in der Tasche zu haben, um erahnen zu können, dass es wohl nicht ohne zusätzliches Eigenkapital geht. Die Frage lautet deshalb nicht ob, sondern vielmehr wann DocMorris in den sauren Apfel einer weiteren Kapitalerhöhung beisst. Sollte die Versandapotheke aus den Fehlern vergangener Tage gelernt haben, dann steht eine Stärkung der Bilanz vermutlich eher früher als später an.

Während viele Analysten ihre Schätzungen für die Versandapotheke einmal mehr mit dem dicken Korrekturstift überarbeitet haben, nimmt der für Hauck Aufhäuser tätige Christian Salis nur kleinere Anpassungen vor. Er preist die DocMorris-Aktien denn auch weiterhin unbeirrt mit einem Kursziel von 60 Franken zum Kauf an.

Seit heute Freitag ist bekannt, dass sich der Hedgefonds Astaris Capital mit gut vier Prozent eingenistet hat. Obschon es nicht klar ersichtlich aus der Offenlegungsmeldung hervorgeht, sieht alles danach aus, als ob sich die Briten sowohl Aktien als auch Wandelanleihen angelacht hätten. Mit welchem Ziel, erschliesst sich mir angesichts der latent vorhandenen Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung allerdings nicht.

Interessant erscheint mir, dass in den letzten Tagen sowohl bei DocMorris als auch bei Ascom zu kleineren Titelkäufen aus dem Verwaltungsrat und/oder der Chef-Etage bekanntgeworden sind. Noch ist das Volumen aber bei beiden Unternehmen zu gering, um ein klares Zeichen zu setzen...

Bleiben wir bei den bedeutenden Aktionären: Mit Akila Finance hat ein langjähriger Grossaktionär sein Adecco-Paket auf unter drei Prozent reduziert. Hinter diesem Beteiligungsvehikel verbirgt sich niemand geringeres als die Familie des 2021 verstorbenen französischen Unternehmers Philippe Foriel-Destezet – dem Gründer des Stellenvermittlers Ecco. Die Familie Foriel-Destezet zählte seit dem Zusammenschluss von Adia und Ecco zu Adecco im Jahr 1996 zu den bedeutendsten Anteilseignern des Stellenvermittlers.

Dass die Franzosen ausgerechnet jetzt – in unmittelbarer Nähe zu den langjährigen Tiefstkursen – bei Adecco Kasse machen, überrascht. In der Spitze hielten sie einst sogar fast 6 Prozent der Stimmen. Wie mir aus dem Handel berichtet wird, scheint der Verkaufsdruck der letzten Tage nun endlich nachzulassen...

Uns steht nun eine mit Zahlen vollbepackte Woche bevor. Mein persönliches Interesse gilt dabei neben den Abschlüssen der beiden Schwergewichte Roche und Novartis jenem des Pharmazulieferers Lonza. Eine geballte Ladung Basel also. Mehr dazu voraussichtlich nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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