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Den erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance bietet sich ein ungewohntes Bild: Führten die Valoren des Vorzeigeunternehmens aus Zürich die SMI-Gewinnerliste im vergangenen Jahr noch an, stehen sie seither hinten an.
Während andere Versicherungsaktien wie etwa Swiss Life oder Swiss Re seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Kursgewinne aufweisen, notieren jene von Zurich Insurance nur unwesentlich über dem Stand von Anfang Januar.
Auf diese mysteriöse Flaute angesprochen, hiess es seitens von Händlern stets, dass die Aktien halt eben schon seit Jahren sehr beliebt und deshalb in den Wertschriftendepots übervertreten seien.
Mit diesem Mythos räumt Versicherungsanalyst Will Hardcastle von der UBS nun ein-für-allemal auf. Wie Erhebungen der grössten Schweizer Bank zeigen, sind die Valoren von Zurich Insurance in den Wertschriftendepots der Grossanleger mittlerweile sogar so stark untervertreten wie keine andere europäische Versicherungsaktie sonst.
Der von der Grossbank berechnete "Crowding Factor" misst, ob eine Aktie übermässig beliebt ist, oder ob sie von Grossinvestoren gar gemieden wird. Zählten die Valoren von Zurich Insurance vor wenigen Wochen – am "Crowding Factor" gemessen - noch zu den fünf beliebtesten Versicherungsaktien, finden sie sich nun plötzlich am Tabellenende wieder. Dieser Absturz überrascht selbst Hardcastle. Will man ihm Glauben schenken, dann könnten sich gar Leerverkäufer eingenistet haben.
Kursentwicklung der Zurich-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Nach dem Investorentag von Mitte November und der kürzlichen Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses macht der UBS-Analyst kurzfristig zwar keine unmittelbaren Kurstreiber aus. Selbst in der üppigen Dividende, welche schon in wenigen Wochen zur Auszahlung kommt, sieht er keinen solchen. Dennoch hält er diesen Absturz in der Beliebtheitsskala für schlichtweg nicht gerechtfertigt.
Es ist nicht der erste verteidigende Kommentar aus der Feder Hardcastles. Kürzlich räumte er ein, dass er die unterkühlte Reaktion der Börse auf das Jahresergebnis zwar als gerechtfertigt erachtet. Dennoch hält er die Valoren jetzt erst recht für kaufenswert - wenn seither auch mit einem etwas reduzierten 12-Monats-Kursziel von 544 (zuvor 574) Franken.
Seine Schlüsselbotschaft: Zieht man die bankeigenen Schätzungen hinzu, sind die Papiere der Versicherungsgruppe am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gemessen so günstig zu haben wie seit nahezu drei Jahren nicht mehr. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Schätzungen Hardcastles für den operativen Gewinn (BOP) auch jetzt noch um durchschnittlich zehn Prozent über den durchschnittlichen Markterwartungen liegen.
Mein Interesse gilt nun dem Dividendenabgang, werden die Zurich-Aktien doch schon in wenigen Wochen ex einer Dividende von 24 Franken je Stück gehandelt. Ab dann fragt sich wie in jedem Jahr wieder: Wie viel Zeit benötigen die Valoren, bis sie diese Scharte in der Kursentwicklung wieder wettgemacht haben?
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Als der Spitalkommunikationsspezialist Ascom am Dienstag das letztjährige Ergebnis bekanntgab, reagierte die Börse ziemlich unterkühlt. Letztendlich gingen die Aktien an diesem Tag um gut 6 Prozent tiefer aus dem Handel – nicht zuletzt auch, um den vorsichtigen Gewinnvorgaben für das laufende Geschäftsjahr Rechnung zu tragen.
Kursentwicklung der Ascom-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Seit gestern Mittwoch wird in Börsenkreisen nun vermutet, dass ein bedeutender Aktionär die Kursdelle nutzen könnte, um sein Beteiligungspaket auszubauen. Dass mal eben schnell 350'000 Aktien ausserbörslich die Hand wechselten, scheint diese Spekulationen zu bestätigen.
Mal schauen, ob in naher Zukunft eine Offenlegungsmeldung bei der SIX Swiss Exchange eingeht und Klarheit schafft. Was der SIX schon mal gemeldet wurde: Ein nicht namentlich bekannter Verwaltungsrat hat sich für einen tiefen sechsstelligen Frankenbetrag ein paar Titel angelacht. Das erklärt jedoch nicht die ausserbörslichen Umsätze.
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2 Kommentare
Er weiss es nicht. Aber es ist sonnenklar. Bei steigenden Zinsen, sind die Versicherungen die welche am meinten leiden..... deshalb keine Versicherungen kaufen......die Zinsen werden auf 5 % steigen
aber ein gut geführtes Unternehmen muss auch mit höheren Zinsen leben können...so ist es halt im Leben "Stägeli uf Stägeli ab juhe". Erst in anspruchsvollen/schwierigen Zeiten beweist ein Management wie gut es in Wirklichkeit ist.