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Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, treten institutionelle Grossinvestoren schon seit Tagen als Käufer in Erscheinung. Egal ob die US-Notenbank ihre Leitzinsen in zwei Wochen zum ersten Mal seit acht Jahren erhöht oder die Wirtschaft in China eine harte Landung hinlegt - Mut braucht es in diesen Tagen kaum.
Schliesslich ist die Botschaft, wo man in diesen Tagen auch hinhört, immer dieselbe: Aufgrund der intakten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, den künstlich tiefgehaltenen Zinsen und der attraktiven Bewertung gibt es an Aktien kein Vorbeikommen.
Verhält es sich wie im Oktober letzten Jahres oder nach der überraschenden Kapitulation unserer Schweizerischen Nationalbank (SNB) von Mitte Januar, verpasst man etwas, wenn man jetzt nicht noch rasch einsteigt oder zumindest ein paar Aktien zukauft. So lautet jedenfalls die bei den Banken und ihren Anlagestrategen gängige Meinung (siehe Kolumne vom 1. September).
In einer Strategiestudie gehen die für Morgan Stanley tätigen Autoren nun sogar noch einen Schritt weiter. Ihre Schlüsselbotschaft: Der jüngste Rückschlag an den europäischen Aktienmärkten könnte sich rückblickend als die beste Kaufgelegenheit seit Januar 2009 erweisen.
Obwohl die Experten neuerdings auch im laufenden Jahr von stagnierenden Unternehmensgewinnen ausgehen, sehen sie über die kommenden 12 Monate Raum für prozentual zweistellige Kursgewinne – abgestützt auf die bankeigenen Marktindikatoren. Mit anderen Worten: Der Rücksetzer der letzten Wochen ist nichts anderes als emotionsgetrieben.
Der Anlagekundschaft rät die amerikanische Grossbank zum Kauf von Bankaktien sowie von Valoren von konjunkturabhängigen Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus Europa. Die bei uns am Schweizer Aktienmarkt prominent vertretenen und weitestgehend von der Konjunkturentwicklung unabhängigen Aktien aus der Nahrungsmittel- und dem Pharmaindustrie werden in den Kundendepots hingegen weiterhin untergewichtet.
Die Anlagestrategen sind sich ihrer Sache noch immer zu sicher. Es gibt sie zwar, die warnenden Stimmen. Sie sind aber nach wie vor sehr dünn gesät und kleinlaut. Meines Erachtens steht den Aktienmärkten die Bewährungsprobe deshalb erst noch bevor.
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Am 9. September lädt ABB zum diesjährigen Investorentag nach London. Einmal mehr dürfte sich an diesem Tag das "Wer-ist-Wer" der Finanzwelt die Türklinke in die Hand geben. Erstmals mit dabei in diesem Jahr: Der neue Grossaktionär Cevian Capital.
Anders als in früheren Jahren dürfte die Stimmung unter den geladenen Gästen nicht ganz so ausgelassen sein. Denn während der Swiss Performance Index von einem Rekord zum nächsten kletterte, erwiesen sich die vergangenen sechs Jahre aus Sicht der Aktionäre von ABB als ein Nullsummenspiel.
Geht man von einem durchschnittlichen Einstandspreis von 20 Franken je Aktie aus, sitzt Cevian Capital gerademal drei Monate nach dem Einstieg auf nicht realisierten Verlusten im Umfang von nicht weniger als 200 Millionen Franken. Nur den Hauptaktionär Investor AB dürfte der jüngste Kurszerfall noch mehr Geld gekostet haben.
Schon vor Wochen spekulierte die schwedische Tagespresse über geheime Treffen zwischen den beiden Grossaktionären. Unklar bleibt, ob es auch Gespräche mit Vertretern des Unternehmens gegeben hat.
Dass ABB nächste Woche eine Bombe platzen lässt, sprich mit einer strategischen Neuausrichtung oder einem neuen Aktienrückkaufprogramm aufwartet, wird zumindest in Branchenkreisen als unwahrscheinlich beurteilt.
Der für J.P. Morgan tätige Experte rechnet damit, dass der in Zürich beheimatete Industriekonzern nicht von seiner erst vor Jahresfrist kommunizierten "Next Level"-Strategie abweichen und diese am Investorentag vehement verteidigen wird. Auch was die Geschäftsentwicklung der letzten Wochen anbetreffe, werde sich das Unternehmen vermutlich nicht in die Karten blicken lassen.
Für den Experten steht allerdings fest: Die Auftragslage dürfte sich im bisherigen Quartalsverlauf weiter verschlechtert haben. Er selber geht bei den Basisaufträgen im Jahresvergleich sogar von einem prozentual zweistelligen Rückgang aus. Deshalb stuft er die Aktien von ABB nur mit „Neutral“ und einem Kursziel von 19,50 Franken ein.
Meines Erachtens macht die seit dem Einstieg von Cevian Capital von Anfang Juni heiss diskutierte Unternehmensaufspaltung nur dann Sinn, wenn die jeweiligen Geschäftszweige mit ähnlich ausgerichteten Bereichen anderer Rivalen verschmolzen werden. Bis dahin bleibt weder den Gross- noch den Publikumsaktionären etwas anderes übrig, als auf eine Aufhellung in den Absatzmärkten zu hoffen.
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