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Gemessen am Swiss Market Index hat der Schweizer Aktienmarkt seit seinen Jahreshöchstständen von Mitte Mai rund 10 Prozent verloren. Hat Sie das überrascht?

Die Korrektur kam nicht überraschend, hatte sich der Schweizer Aktienmarkt in den Monaten zuvor doch von der Entwicklung der Unternehmensgewinne abgekoppelt. Darüber hinaus gingen die Märkte Anfang Mai in eine saisonal schwierigere Phase über.

Was waren die Gründe für die Abkoppelung von den Unternehmensgewinnen?

Der Hauptgrund für die Abkoppelung des Schweizer Aktienmarktes von der Entwicklung der Unternehmensgewinne ist in der beispiellos grosszügigen Zins- und Geldpolitik zu suchen. Durch die Liquiditätsschwemme waren institutionelle Grossanleger in den letzten Monaten geradezu dazu gezwungen, höhere Risiken einzugehen. In der Folge wurde Kapital aus dem Geldmarkt und vereinzelt auch aus dem Anleihenmarkt abgezogen und in dividendenstarke Aktien umgeschichtet. Dies erklärt auch das starke Abschneiden des Schweizer Aktienmarktes und insbesondere der defensiven Indexschwergewichte wie Roche und Novartis.

Sind die Tage der liquiditätsgetriebenen Hausse am Schweizer Aktienmarkt gezählt?

Die US-Notenbank versucht schon seit Wochen, die Märkte auf ein Ende der Liquiditätsschwemme einzuschwören. Sie tut dies in Form eher widersprüchlicher Aussagen zum laufenden Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Rückkaufprogramm gedrosselt wird. Erstmals setzt man sich auch am Schweizer Aktienmarkt mit der Frage auseinander, wie die Zeit nach der grossen Liquiditätsschwemme aussehen könnte. Wir befinden uns am Anfang eines Übergangs von einer liquiditäts- in eine gewinngetriebene Hausse. Wie die letzten Wochen gezeigt haben, geht das nicht immer reibungslos. Hierzulande kommt erschwerend hinzu, dass Schutz suchendes ausländisches Kapital vermehrt wieder abgezogen wird. Dies hat nicht nur negative Folgen für die hiesige Zinslandschaft.

Dann rücken in Zukunft also die Unternehmensgewinne in den Vordergrund. Was ist von dieser Seite zu erwarten?

Über die letzten 12 Monate hat die Gewinnentwicklung der Schweizer Unternehmen stagniert. Die wirtschaftlichen Aussichten in Europa bleiben vorerst verhalten. In vielen Ländern haben die Frühindikatoren zwar nach oben gedreht. Jetzt schon von Wachstum zu sprechen wäre allerdings verwegen. Etwas Sorgen bereiten mir die jüngsten Meldungen aus den Schwellenländern, allen voran die aus China. Das dortige Bankensystem ist angeschlagen. Was passieren kann, wenn sich jetzt auch noch die dortige Konjunktur eintrübt, kennen wir nur zu gut aus Südeuropa. Die Gewinnsituation hiesiger Unternehmen wird sich daher nicht über Nacht verbessern.

Hilft den Unternehmen immerhin das Währungsumfeld?

Bis vor wenigen Wochen hätte ich mit einem klaren Ja geantwortet. Seither hat sich sowohl der Euro als auch Dollar gegenüber dem Franken allerdings wieder abgeschwächt. Noch ernüchternder gestaltet sich die Situation bei den Währungen einiger Schwellenländer. Auch das Währungsumfeld hilft den hiesigen Unternehmen derzeit leider nicht gerade. Nur wenn der Franken nachhaltig schwächer wird, ändert sich daran etwas.

Ist am Schweizer Aktienmarkt dennoch eine Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung zu erwarten?

Der Schweizer Aktienmark braucht dringend frische Impulse, beispielsweise in Form einer soliden Berichterstattung für die erste Jahreshälfte. Noch ist allerdings alles andere als klar, dass wir eine solche auch wirklich haben werden. Uns stehen möglicherweise uneinheitliche Sommer-Monate bevor. Darauf lässt übrigens auch die charttechnische Ausgangslage beim Swiss Market Index schliessen.

Und was sagt die charttechnische Ausgangslage beim Swiss Market Index?

Am vergangenen Donnerstag fiel der Swiss Market Index vorübergehend in die Nähe der Schlüsselunterstützung bei 7480 Punkten. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt stark überverkauften Situation setzte noch im Tagesverlauf eine Gegenbewegung ein. Sofern das Börsenbarometer in den kommenden Tagen nicht unter die zwischen 7480 und 7500 Punkten verlaufende Zone fällt, ist ein Vorstoss in die Region von 7900 Punkten durchaus möglich. Ich will an dieser Stelle nicht den Teufel an die Wand malen, aber es zeichnet sich schon seit Monaten eine sogenannte «Schulter-Kopf-Schulter»-Formation ab. Ein Vorstoss in die Region von 7900 Punkten, gefolgt von einem anschliessenden Rückschlag unter die Nackenlinie bei 7480 Punkten, würde diese Trendumkehrformation vollenden. Dem Lehrbuch zufolge droht dem Swiss Market Index in diesem Fall ein Rückgang in Richtung von 6700 Punkten.

Was raten Sie den Anlegern?

Jetzt schon in Panik zu verfallen wäre entschieden zu früh. Noch ist beim Swiss Market Index aus charttechnischer Sicht alles offen. In welche Richtung die Reise bis Ende Jahr geht, wird uns das Börsenbarometer möglicherweise schon in den kommenden Wochen verraten. Denn für gewöhnlich werden die Karten am Anfang eines Quartals jeweils neu gemischt. Gefahren gehen von der sich abzeichnenden «Schulter-Kopf-Schulter»-Formation aus. Das Börsenbarometer darf nach einer vorübergehenden Erholung keinesfalls unter die Schlüsselunterstützung bei 7480 Punkten fallen. Diese Marke gilt es genauestens im Auge zu behalten. Fällt sie, sind Anleger gut beraten, ihre Engagements vorübergehend gegen Rückschläge abzusichern. Eine Alternative bieten kapitalgeschützte Produkte auf den Swiss Market Index. Mit einem solchen Produkt profitiert man von einem steigenden Markt, während sich die Abwärtsrisiken in vordefinierten Grenzen halten. Von der Laufzeit her würde ich allerdings bei unter einem Jahr bleiben. Ein solches Produkt bietet derzeit beispielsweise die Credit Suisse an.