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Als Medartis sich im März dieses Jahres dem breiten Anlegerpublikum öffnete, verfügte das Unternehmen über alle für ein erfolgreiches Börsendebüt notwendigen Zutaten: Der Nischenanbieter blickte zu diesem Zeitpunkt bereits auf wachstumsreiche Jahre zurück und konnte auf ein kommerziell differenzierbares Produktangebot zurückgreifen. Ausserdem hatte man mit Thomas Straumann einen bestens bekannten Ankeraktionär mit an Bord.

So kam es, wie es kommen musste: Zu 48 Franken platziert, schossen die Aktien des Medizinaltechnikherstellers aus Basel gleich am ersten Handelstag auf fast 62 Franken hoch - nur im in den darauffolgenden zwei Wochen in der Spitze bis auf 77,70 Franken weiterzuziehen (siehe "Goldgräberstimmung bei Schweizer Börsendebütanten" vom 18. April).

Im März fanden bloss 25 Prozent aller Aktien den Weg ins Publikum. Die übrigen 75 Prozent befinden sich noch immer im Besitz einer Gruppe um Ankeraktionär Thomas Straumann und Konzernchef Willi Miesch.

Rückblickend führte das mangelnde Titelangebot zu einer Verknappung und damit verbunden zu steigenden Kursen – nicht zuletzt auch wegen dem eher engen Markt. Zuletzt wechselten Aktien für durchschnittlich eine Million Franken am Tag die Hand.

Alleine schon deshalb beweist Arsène Guekam von Kepler Cheuvreux heute Mut. In einer Unternehmensstudie nimmt er die Abdeckung von Medartis auf. Doch anders als seine Berufskollegen bei anderen Banken, spricht der Studienautor überraschend eine "Reduce" lautende Verkaufsempfehlung für die Aktien des erfolgreichen Börsendebütanten aus. Mit 59 Franken liegt das Kursziel gut 10 Prozent unter dem Schlussstand von gestern abend.

Kursentwicklung der Medartis-Aktien seit dem Börsengang. (Quelle: www.cash.ch)

Guekam zufolge verfügt der Medizinaltechnikhersteller zwar über gute Wachstumsaussichten. Er selber sieht den Umsatz über die nächsten fünf Jahre um jährlich 14 Prozent steigen. Allerdings nimmt die Bewertung heute schon ein noch dynamischeres Wachstum vorweg. Deshalb seine Verkaufsempfehlung.

Neben Kepler Cheuvreux verfolgen bisweilen nur gerade Bryan Garnier und die Zürcher Kantonalbank die Aktien von Medartis mit. Weitere Erstabdeckungen dürften in den nächsten Tagen folgen - man darf jetzt schon gespannt sein...

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Den Aktionären von ABB präsentiert sich in diesen Tagen fast schon ein gewohntes Bild: Denn während die Aktien von Rivalen wie Alstom oder Siemens über die letzten Wochen kräftig zulegen konnten, sind jene des eigenen Unternehmens eher gemächlich unterwegs.

Als der schweizerisch-schwedische Industriekonzern Mitte April den Zahlenkranz für die ersten drei Monate dieses Jahres vorlegte, fiel dieser zwar bei weitem nicht so verheerend aus, wie einige Analysten im Vorfeld orakelt hatten - dem bis dahin schwachen Dollar sei Dank.

Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Tagesgeschäft bei Alstom und Siemens in der Zeit von Anfang Januar bis Ende März um einiges besser lief. Gar so viel besser, dass es sich die beiden Rivalen erlauben konnten, die Zielvorgaben für das Gesamtjahr zu erhöhen.

Was bei ABB fehlt, sind neue Grossaufträge. Solche verspricht das vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump schon während des Wahlkampfs in Aussicht gestellte Infrastrukturpaket. Wie aus Washington zu hören ist, sieht dieses Paket Investitionen in Höhe von bis zu 2000 Milliarden Dollar vor - darunter auch solche ins Stromnetz.

Mit Cargill, General Mills, Nestlé, Procter & Gamble und Unilever fordern gleich fünf Grosskonzerne in einem Schreiben an die zuständige amerikanische Behörde eine längst überfällige Überholung des Stromnetzes. Dass dieses als in die Jahre gekommen und anfällig gilt, ist kein Geheimnis.

Kursentwicklung der Aktien von ABB über die letzten zehn Jahre. (Quelle: www.cash.ch)

Für Analyst James Stettler von Barclays zählt ABB zu den möglichen Gewinnern sollte der Damm beim aufgestauten Investitionsnachholbedarf endlich brechen. Seinen Berechnungen zufolge trägt der Geschäftszweig Stromnetze beim Industriekonzern aus Zürich rund 30 Prozent zum Jahresumsatz bei. Er empfiehlt die Aktien von ABB deshalb wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 27,60 Franken zum Kauf.

Ein Investitionsschub käme Konzernchef Ulrich Spiesshofer und seinen Mitstreitern vermutlich nicht ungelegen, brodelt es im Aktionariat angeblich doch gewaltig (siehe "ABB riskiert eine Aktionärsrevolte" vom 6. April).
 

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