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Am kommenden Dienstag lädt ABB zum diesjährigen Investorentag nach London. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge und der Aufweichung der Mittelfristziele von Mitte Februar ist die Stimmung unter den Aktionären vermutlich angespannter als in den Jahren zuvor.

Ob die Firmenverantwortlichen um CEO Ulrich Spiesshofer die Gemüter beruhigen können, bleibt fraglich. Denn angeblich fordert gerade die angelsächsische Fraktion des Aktionariats eine Abspaltung des Sorgenkinds Energietechniksysteme wenn nicht gar des ganzen Strominfrastrukturgeschäfts.

Zumindest in Analystenkreisen wird die Wahrscheinlichkeit eines strategischen Befreiungsschlags allerdings als gering eingestuft. Wie der für Kepler Cheuvreux tätige Experte schreibt, haben die Firmenverantwortlichen von ABB eine solche Abspaltung mehrmals in Abrede gestellt. Nicht zuletzt auch aufgrund des eingeleiteten Turnaround-Prozesses glaubt er nicht an eine Neuausrichtung des in Zürich beheimateten Industriekonzerns.

Erneute Sonderbelastungen im Bereich der Energietechniksysteme schliesst der Experte hingegen nicht aus. Dies deckt sich mit Berichten in der deutschen Presse, die noch immer von substanziellen Problemen mit Windkraftanlagen in der Nordsee wissen wollen. Aus Aktionärssicht verkommen diese Projekte immer mehr zu einem "Fass ohne Boden".

Raum für Überraschungen macht man bei Kepler Cheuvreux hingegen bei der Bilanz aus. Obschon Firmenzukäufe Priorität geniessen würden, biete sich die Bilanz geradezu für ein Aktienrückkaufprogramm an. Selbst unter Miteinbezug von Pensionsforderungen und anderer nicht bilanzierter Verpflichtungen verfüge ABB bis Ende nächsten Jahres über einen finanziellen Spielraum von mehr als 10 Milliarden Dollar. Der Experte schätzt die maximal mögliche Gewinnverdichtung aus Übernahmen oder Aktienrückkäufen auf nicht weniger als 18 Prozent. Dennoch stuft er die Aktien im Vorfeld des diesjährigen Investorentags nur mit "Hold" und einem Kursziel von 20 Franken ein.

Der Berufskollege von Barclays Capital erachtet den kommenden Dienstag als eine günstige Gelegenheit für den neuen CEO, seine Strategie darzulegen und überarbeitete Mittelfristziele zu präsentieren. In Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müsse er bei den Zielsetzungen vermutlich zurückstecken.

Mit einer Dividendenerhöhung oder der Bekanntgabe eines Aktienrückkaufprogramms sei es ABB möglich, neue Akzente zu setzen. Ansonsten rechnet der Experte aber nicht mit radikalen Veränderungen. Er stuft die Papiere deshalb ebenfalls nur mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 20 Franken ein.

Selbst unter Berücksichtigung entrichteter Ausschüttungen erwiesen sich die letzten Jahre für die Aktionäre von ABB bestenfalls als Nullsummenspiel. Bleibt abzuwarten, ob es den Firmenverantwortlichen rund um CEO Ulrich Spiesshofer am diesjährigen Investorentag gelingen wird, die Wogen zu glätten. Die Bekanntgabe eines Aktienrückkaufprogramms wäre zumindest etwas Balsam für die geschundene Aktionärsseele.


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Seit Freitag wird der Credit Suisse ein Interesse an Julius Bär nachgesagt. Dass die Baissiers bei den Namenaktien der beiden involvierten Zürcher Banken reihenweise das Handtuch werfen, überrascht da nicht.

In einem Kommentar nennt der für Barclays Capital tätige und viel beachtete Verfasser allerdings gleich drei Gründe, die gegen eine solche Heirat sprechen. Zum einen sei die Eigenkapitalbasis der Credit Suisse weiterhin eher dünn. Dies sowohl betreffend der Kernkapitalquote (Tier 1) als auch der sogenannten Leverage-Ratio. Zum anderen sei bei Julius Bär noch immer der Vergleich im Steuerstreit mit den USA hängig. Dieser werde zwischen 0,5 und 1,5 Milliarden Franken kosten, was einem auf 0,9 Milliarden Franken geschätzten Überschusskapital gegenüberstehe. Darüber hinaus sei Julius Bär aufgrund der Grösse für viele Bankkunden und die Belegschaft die einzige Alternative zu den beiden Schweizer Grossbanken.

Fraglich ist auch, ob die Finma einer Übernahme von Julius Bär durch die Credit Suisse überhaupt ihren Segen erteilen würde. Denn eine solche Heirat passt so gar nicht in den Massnahmenplan zur Bekämpfung des "Too-big-to-fail"-Problems.

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Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, befinden sich grosse amerikanische Halbleiterhersteller auf der Suche nach Übernahmemöglichkeiten. Das Angebot von Cirrus Logic an die Publikumsaktionäre des britischen Rivalen Wolfson und das Interesse von Microchip Technology an CSR sei nur ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen werde.

Einem Kommentar aus dem Handel der Baader Bank entnehme ich, dass der Verfasser neben Dialog Semiconductor auch AMS zu den potenziellen Übernahmekandidaten zählt. Nicht zuletzt des nur von einer geringen Kapitalbindung begleiteten Geschäftsmodells wegen sei Dialog Semiconductor einfacher zu integrieren. Dennoch gehe von den zuletzt bezahlten Übernahmeprämien von zwischen 50 und 70 Prozent Fantasie für diese Aktien aus.

Eine eigene Sprache spricht hingegen eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX, wonach sich ein Mitglied der Geschäftsleitung von AMS von Aktien im Gegenwert von rund 10 Millionen Franken getrennt hat. Als Verkäufer wird CEO Kirk Laney vermutet. Wahrscheinlich würde dieser aber nicht Kasse machen, gäbe es eine Übernahmeofferte für das Unternehmen.