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Und plötzlich ging alles ganz schnell: Innerhalb von gerademal vier Handelstagen fiel der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) vorübergehend um mehr als 12 Prozent zurück. Mittlerweile hat sich das Börsenbarometer zwar gefangen. Vom Rekordhoch von Anfang August aus betrachtet errechnet sich allerdings noch immer ein sattes Minus von sieben Prozent.

Kopfzerbrechen bereitet den Anlegern vor allem die Situation in China. Obschon die dortige Wirtschaftsleistung in den ersten sechs Monaten aufs Jahr hochgerechnet um respektable 7 Prozent gewachsen ist, reicht das bei weitem nicht aus, um die im Zuge des ungezähmten Wachstums der letzten Jahre entstandenen strukturellen Ungleichgewichte weiterhin wettzumachen.

Schon seit Monaten versucht die Regierung in Peking teils mit fragwürdigen Massnahmen die Binnenwirtschaft anzukurbeln. Insbesondere mit dem Versuch, den privaten Konsum mit einer künstlich erzeugten Hausse an den heimischen Aktienbörsen anzukurbeln, scheiterten die Verantwortlichen kläglich. Selbst die chinesische Exportwirtschaft zeigt mittlerweile erste Ermüdungserscheinungen. Das hat zuletzt die dortige Zentralbank auf den Plan gerufen und gegen den erstarkten Yuan intervenieren lassen.

Was sich in der Volksrepublik abspielt, darf uns hier in der Schweiz nicht kalt lassen. 2013 betrug das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern 20,2 Milliarden Franken, was China zu unserem wichtigsten Handelspartner in Asien sowie zur Nummer drei nach Europa und den USA macht. Mit dem im Juli desselben Jahres unterzeichneten Freihandelsabkommen dürfte die Bedeutung für unsere exportorientierten Unternehmen sogar noch zugenommen haben. Noch bis vor wenigen Jahren eine schier unversiegbare Wachstumsquelle, verkommt die Präsenz in China und den umliegenden Ländern immer mehr zum Bumerang.

Der Rücksetzer der letzten Wochen hat auch Spuren in der Entwicklung meiner Ende Dezember vorgestellten Schweizer Aktienfavoriten für das Jahr 2015 (siehe Kolumne vom 29. Dezember) hinterlassen. Meine Schlüsselempfehlungen gewannen seit dem 29. Dezember durchschnittlich 0,4 Prozent und schnitten damit zum ersten Mal in diesem Jahr schlechter als der um ziemlich genau 1 Prozent festere SPI ab. Noch im Juni war die Bilanz meiner Schweizer Aktienfavoriten sehr viel besser.

Noch offene Transaktionen:

Titel                                                                                   Einstandskurs
Adecco N (VN 1213860)     72,00 Franken
Holcim N (VN 1221405)     71,65 Franken
Nestlé N (VN 3886335)     73,05 Franken
SGS N (VN 249745) 2052,00 Franken
Swiss Re N (VN 12688156)     84,60 Franken
   
Basilea N (VN 1143244)     92,25 Franken
DKSH N (VN 12667353)     76,90 Franken
Logitech N (VN 2575132)     12,65 Franken
OC Oerlikon N (VN 81682)     11,55 Franken
SFS Group N (VN 23922930)     68,86 Franken

Das ist auch kein Wunder, notierten die Namenaktien von Basilea Pharmaceuticals damals doch auch 27 Prozent über dem Stand von Ende Dezember. Zuletzt waren es nur noch 9,3 Prozent. Damit bleibt das Pharmaunternehmen selbst nach dem produktseitigen Rückschlag mit Cresemba an der Spitze der verbleibenden Schlüsselkaufempfehlungen. Auch wenn sich das kommerzielle Potenzial des Pilzbehandlungsmittels dadurch etwas geschmälert hat, bleibe ich zuversichtlich. Die Partnersuche für Ceftobiprole könnte nämlich noch immer in einer Übernahme münden. Und selbst wenn nicht, macht sich die im ersten Moment kostspielige Transformation zu einem vollintegrierten Pharmahersteller früher oder später für die Aktionäre ausbezahlt.

Geld liess sich auch mit den um 6,7 Prozent höheren Papieren von Swiss Re verdienen, der grosszügigen Dividende von Ende April sei Dank. Wie zu hören ist, hat der Prämiendruck in der Rückversicherungsindustrie zuletzt spürbar nachgelassen. Gespannt dürften die Aktionäre in den kommenden Wochen in Richtung der Ostküste der USA blicken, wo die diesjährige Hurrikan Saison angelaufen ist. Bleiben wie schon in den letzten Jahren zerstörerische Wirbelstürme aus, winkt den Aktionären im kommenden Frühling ein weiterer Geldregen in Form einer Sonderdividende oder eines milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms. Für Fantasie ist weiterhin gesorgt und auch die Bewertung der Swiss-Re-Aktien scheint mir nicht überrissen.

Bei den Valoren von Adecco gehen die Expertenmeinungen spätestens seit der Ergebnisveröffentlichung von Mitte August weit auseinander (siehe Kolumne vom 26. August). Dass die bis Ende Jahr angestrebte operative Marge (EBITA) von mindestens 5,5 Prozent ohne Belebung kaum zu erreichen ist, spiegelt sich schon länger in den Konsensschätzungen wider. Die jüngsten Entwicklungen im amerikanischen Temporärstellenmarkt sind beunruhigend, betreffen Branchenkennern zufolge aber nur gerade 3 Prozent des Gruppenumsatzes. Auch mit den erst Anfang Mai erworbenen Papieren von Adecco liess sich gutes Geld verdienen, notieren sie doch 5,5 Prozent über dem damaligen Stand.

In einem Stimmungstief befinden sich die Aktien von DKSH. Die Wachstumsverlangsamung in China und den angrenzenden Nachbarländern dürfte früher oder später auf das auf Asien spezialisierte Marktentwicklungsunternehmen zurückfallen. Doch auch die Angst vor den Folgen der Bombenanschläge im Schlüsselmarkt Thailand setzte den Papieren in der jüngsten Vergangenheit zu. Seit Ende Dezember errechnet sich ein Minus von 21,9 Prozent. Damit wird DKSH die zweifelhafte Ehre des Letztplatzierten unter meinen Schweizer Aktienfavoriten zuteil.

Die Aktien von SGS hielten sich im August vergleichsweise gut. Allerdings liegen sie mit einem Minus von 13,6 Prozent noch immer auf dem zweitletzten Rang. Noch immer hat das Genfer Warenprüfunternehmen bei Kunden aus dem Bergbau und der Öl- und Gasindustrie mit einer Auftragsflaute zu kämpfen. Die Probleme sind allerdings nicht hausgemacht und treffen auch andere Rivalen wie VBureau Veritas. Erst gestern gab dieser einen eher ernüchternden Ausblick für die zweite Jahreshälfte ab. Mit einer Wachstumsbelebung ist frühestens im kommenden Jahr zu rechnen. Allerdings dürfte die grosszügige Dividende die Aktionäre von SGS fürs Warten entschädigen.

Einmal mehr eine Lanze möchte ich für die beiden Industrieperlen OC Oerlikon und SFS Group brechen (siehe Kolumne vom 26. Juni). Diese Aktien sind nach dem jüngsten Kursrückschlag übertrieben günstig. Gerade bei OC Oerlikon verspreche ich mir weitere von der Straffung des Firmenportfolios ausgehende Impulse. Eines haben diese Unternehmen übrigens gemeinsam: Sie beide verfügen über eine grundsolide Bilanz und erwirtschaften eine nachhaltige Free-Cash-Flow-Rendite von mindestens 7 Prozent. Mehr kann man sich aus Anlegersicht nicht wünschen.

Abgeschlossene Transaktionen:

Titel                                                                                  Gewinn/Verlust
Swatch Group N (VN 1225514)     - 3,6 Prozent
Molecular Partners N (VN 25637909)     + 32,0 Prozent
Forbo N (VN 354151)     + 20,4 Prozent
Swissquote N (VN 1067586) + 6,9 Prozent
Credit Suisse N (VN 1213853)     + 1,0 Prozent
Micronas N (VN 1233742) - 0,5 Prozent
Meyer Burger N (VN 10850379)    - 4,8 Prozent
Transocean N (VN 4826551)     - 7,4 Prozent

 

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