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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Broker preist neuerdings eines der diesjährigen SPI-Schlusslichter zum Kauf an

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche unter anderem: Nach der Zinserhöhung ist vor der Zinserhöhung, Bachem beliefert Eli Lilly - Und: Indiskretionen bei der Credit Suisse.

23.09.2022   12:30
Von cash Insider
Produktionshalle von Montana Aerospace.
Produktionshalle von Montana Aerospace.Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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In den letzten Tagen stand das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt ganz im Zeichen des Zinsentscheids der amerikanischen Notenbank. Diese erhöhte ihre Leitzinsen von Mittwoch auf Donnerstag - wie von Ökonomen erwartet - um 75 Basispunkte. Dass die New Yorker Börse am Mittwoch kurz vor Sitzungsende regelrecht abschmierte, lässt sich mit der Entschlossenheit der Notenbank-Gouverneure bei der Teuerungsbekämpfung erklären.

Von den zukunftsgerichteten Aussagen lässt sich bis Ende dieses Jahres nämlich auf Leitzinsen in Höhe von 4,4 (zuvor 3,4) Prozent und für das kommende Jahr mit Leitzinsen von bis zu 4,6 (zuvor 3,8) Prozent schliessen. Mit anderen Worten: Nach der Zinserhöhung ist vor der Zinserhöhung...

Nur wenige Stunden später meldete sich am Donnerstagmorgen dann auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu Wort. Sie hob ihre Leitzinsen ebenfalls um 75 Basispunkte an und läutete damit womöglich sogar das Ende der Negativzins-Ära ein. Dass bei unseren Währungshütern ein Umdenken stattgefunden hat, belegt die Aussage von Direktoriumspräsident Thomas Jordan, einer Abschwächung des Frankens gegebenenfalls mit Devisenverkäufen entgegenhalten zu wollen.

Solche Aussagen kommen nicht von ungefähr, hat die SNB ihre Inflationserwartungen für das nächste Jahr doch deutlich nach oben angepasst. Neuerdings geht sie von einer Jahresteuerung von 2,4 (zuvor 1,9) Prozent aus. Da der Teuerungsschub hierzulande dank des starken Frankens milder als im umliegenden Europa ausfällt, stehen Jordan und sein Mitdirektorium unter einem sehr viel geringeren Handlungsdruck als die Entscheidungsträger bei der Europäischen Zentralbank (EZB).

Zum Vergleich: Seit dieser Woche ist bekannt, dass die Produzentenpreise bei unserem nördlichen Nachbarn Deutschland im August im Jahresvergleich um fast 46 Prozent gestiegen sind. Das ist mit Abstand der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1949. Bei uns in der Schweiz lag der Produzentenpreisindex zuletzt hingegen nur um 5,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Man muss keinen Abschluss in Volkswirtschaftslehre in der Tasche haben, um erahnen zu können, dass sich der Anstieg der Produzentenpreise in Deutschland wohl oder übel in höheren Konsumentenpreisen niederschlagen wird. Die Frage lautet nicht ob, sondern vielmehr wann und wie stark.

Wenden wir uns nun aber wieder dem hiesigen Börsengeschehen zu. Einmal mehr waren prozentual zweistellige Kursausschläge bei einigen Aktien an der Tagesordnung. Die Valoren des Backwarenherstellers Aryzta erwischte es nach einer überraschenden Abstufung durch die Zürcher Kantonalbank unter negativen Vorzeichen, jene des Pharmazulieferers Bachem im Zuge eines überzeugenden Investorentages und neuer Grossaufträge hingegen unter positiven Vorzeichen. Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Daniel Buchta glaubt, dass Bachem mit der Peptidproduktion für das Medikament Mounjaro von Eli Lilly beauftragt wurde. Er verweist auf die bei jährlich 7,4 Milliarden Dollar liegenden Schätzungen einiger Berufskollegen für den Spitzenumsatz dieses Präparats. Daran dürfte nun auch der Pharmazulieferer mitverdienen.

Mit einem Minus von knapp 60 Prozent seit Jahresbeginn zählen die Valoren von Bachem übrigens zu den 20 schwächsten Schweizer Aktien in diesem Jahr. Das wiederum bringt uns aufs Thema Montana Aerospace zu sprechen – mit einem Minus von fast 65 Prozent gehört der Zulieferer bekannter Flugzeugbauer wie etwa Boeing ebenfalls zu den hiesigen Börsenschlusslichtern.

Wie Kepler Cheuvreux schreibt, standen die Valoren von Montana Aerospace zuletzt wie die vieler anderer hochverschuldeter oder Verluste schreibender Unternehmen unter Verkaufsdruck. Im Fall des Zulieferers seien diese nun aber für die Hälfte des seinerzeitigen Ausgabepreises zu haben. Nicht zuletzt auch deshalb spricht der Broker neuerdings eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 21 Franken aus. Dem Analystenzufolge kosteten die Aktien zuletzt weniger, als das Unternehmen über die letzten vier Jahre investiert hat.

Zur Erinnerung: Der vergangene Dezember war erst wenige Tage alt, als die Bank of America den bis dahin sträflich vernachlässigten Aktien von Montana Aerospace mit einer Kaufempfehlung prozentual zweistellige Kursgewinne bescherte. Die mir nicht namentlich bekannten Analysten nahmen bei Kursen um die 34 Franken die Erstabdeckung des Zulieferunternehmens mit "Buy" und einem Kursziel von 52 Franken auf und setzten dessen Valoren auch gleich noch auf die Favoritenliste für europäische Nebenwerte.

Ich kommentierte die Kaufempfehlung damals mit folgenden Worten:

Dieses Rezepts bedient man sich nun auch bei Kepler Cheuvreux. Anlegerinnen und Anleger sollten bei schlecht handelbaren Aktien stets im Hinterkopf behalten, dass der enge Markt ein zweischneidiges Schwert sein kann.

Eine neue Woche, eine neue Abstufung hiess es für die Valoren von Idorsia. Nachdem zuvor die Citigroup eine geradezu spektakuläre Kehrtwende hinlegte und mit einem Kursziel von 13 (zuvor 33) Franken von "Buy" auf "Sell" ging, spricht mit Morgan Stanley nun eine weitere mächtige Investmentbank ebenfalls eine Verkaufsempfehlung aus.

Die Amerikaner stufen die Aktien des Baselbieter Pharmaunternehmens von "Equal-weight" auf "Underweight" herunter und streichen das Kursziel auf 10 (zuvor 15) Franken zusammen. Auch bei Morgan Stanley stösst man sich am enttäuschenden Verkaufsstart des Schlafmittels Quviviq in Nordamerika. Auf dem Weg hin zur Selbstfinanzierung müsse das Unternehmen im kommenden Jahr wohl oder übel noch einmal frisches Kapital aufnehmen, und das in einem schwierigen Finanzierungsumfeld, wie es weiter heisst.

Es ist schon erstaunlich, wie bei der Credit Suisse nunmehr schon seit Tagen ständig neue Indiskretionen in die Wirtschaftsmedien durchsickern. Zuerst waren es nur bruchstückhafte Informationen – etwa dass man Stellen abbauen oder im Investment Banking wieder unter First Boston am Markt auftreten wolle. Dann hiess es, dass das Investment Banking in drei Bereiche aufspaltet werden soll, eine sogenannte "Bad Bank" für Hochrisikopositionen in im Wealth Management ein Verkauf von weiten Teilen des Südamerika-Geschäfts geplant sei.

Gestern dann berichtete die Nachrichtenagentur Reuters zuerst von einem angeblichen Rückzug der Credit Suisse aus dem amerikanischen Markt, dann davon, dass man mit Investoren über neues Geld feilsche. Zumindest ersteres dementierte die Grossbank im Laufe des Abends dann. Da war der kursseitige Schaden dann aber schon angerichtet.

Es könnte verstörender kaum sein: Während die Erzrivalin UBS über Dividenden und Aktienrückkäufe zig Milliarden an ihrer Aktionärinnen und Aktionäre zurückführt, zeichnet sich ab, dass jene der Credit Suisse einmal mehr zur Kasse gebeten werden. Eine Folge jahrelanger strategischer Fehlplanung, diverser Skandale und kostspieliger Rechtsfälle...

Ich verabschiede mich an dieser Stelle für zwei Wochen in die Herbstferien. Das nächste Insider-Briefing erscheint am Montag, den 10. Oktober 2022, und die nächste Insider-Kolumne selbentags um etwa 12.30 Uhr. Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit und steigende Kurse.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar
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