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Egal ob nun gerechtfertigt oder nicht – der Aktienkurszerfall beim Zementkonzern Holcim hinterliess bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2021 zuletzt tiefe Spuren. Dass ich den Valoren des Weltmarktführers aus Zug in Erwartung kräftig steigender Kurse schon seit Jahresbeginn ein Gewicht von 15 Prozent einräume, erweist sich nun als Bumerang.

Allerdings stehe ich damit nicht alleine da. Knapp drei Wochen ist es nun her, dass das Wealth Management der UBS die Aktien auf die Liste der taktischen Aktienfavoriten setzte. Damals notierten diese noch bei etwas mehr als 52,50 Franken. Zuvor hatte sich die Grossbank schon am SMI-Aufsteiger Logitech die Zähne ausgebissen. Mehr zu den Lausannern im zweiten Teil dieser Kolumne...

Seit dem letzten Mittwoch versucht sich nun auch die Credit Suisse an Holcim. Wie sich einer Publikation aus den Handelsräumen der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken entnehmen lässt, erachtet man die Aktien des Zementkonzerns dort neuerdings als kurzfristigen Kauf. Das Kursziel wird mit 53,70 Franken angegeben und bei Kursen knapp unter 45 Franken dazu geraten, gegebenenfalls die Reissleine zu ziehen.

Ob ihr die Aktien Glück bringen, wird sich zeigen müssen. Momentan sieht es jedenfalls nicht danach aus, senkt heute Montag doch auch noch J.P. Morgan den Daumen über den Papieren des Weltmarktführers und watscht diese mit einem Kursziel von 57 (zuvor 65) Franken von "Overweight" auf "Neutral" ab. Wirklich viel trennte den Kurs heute Montag im frühen Handel nicht mehr von Stop-Loss-Limite der Credit Suisse von etwas weniger als 45 Franken.

Aktienkurszerfall der letzten zwei Wochen bei Holcim (Quelle: www.cash.ch)

Mittlerweile meldet sich auch der für die Grossbank tätige Analyst Lars Kjellberg zu Wort. Um dem Verkauf von Geschäftsaktivitäten in Brasilien und einer drohenden Vergleichszahlung wegen angeblicher Schutzgeldzahlungen in Syrien an den Islamischen Staat Rechnung zu tragen, kürzt er das Kursziel auf 71 (zuvor 78) Franken. Anders als sein Berufskollege Gregor Kuglitsch von der UBS baut Kjellberg vorerst keine Rückstellungen in sein Bewertungsmodell mit ein. Allerdings reduziert er in diesem Zusammenhang seine Zielbewertung und erhöht gleichzeitig die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten. Deshalb das tiefere Kursziel.

Dass ich mit dieser "Sorgenposition" in guter Gesellschaft bin, macht die Sache nicht eben besser – selbst wenn ich die jüngsten Kursverluste als völlig übertrieben erachte. Geteiltes Leid ist an der Börse eben kein halbes Leid.

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Die Aktien von Logitech sind seit heute Montag fester Bestandteil des prestigeträchtigen Swiss Market Index (SMI). Selbst Firmenchef Bracken Darrell zeigte sich kürzlich an einer Telefonkonferenz gegenüber Analysten und Medienschaffenden sichtlich stolz, dass man künftig zum erlauchten Kreis der 20 Vorzeigeunternehmen zählen darf.

So weit, so gut – wäre da nicht die seit Wochen zu beobachtende Kursschwäche. Am Freitag kosteten die Aktien des Unterhaltungselektronikherstellers aus Lausanne mit knapp 87 Franken mal eben schnell so wenig wie seit März nicht mehr. Vom Rekordhoch von Anfang Juni aus betrachtet errechnet sich mittlerweile sogar ein Minus von fast 30 Prozent. Alleine am Freitag gingen Titel mit einem Marktwert von fast 700 Millionen Franken um, angeheizt auch durch den grossen Derivatverfall.

Wer sich von der Aufnahme in den SMI neue Impulse erhoffte, dürfte verblüfft und enttäuscht aus der Wäsche gucken. Denn wie mir mehrere Händler unabhängig voneinander berichten, kam in den letzten Tagen aufgrund des Ausscheidens aus dem Swiss Market Midcap Index (SMIM) "mehr Ware daher" als die Aufnahme in den SMI zu absorbieren vermag.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Was schon fast ein bisschen paradox anmutet, war in der Vergangenheit auch schon bei anderen Neuzugängen zu beobachten – zuletzt vor einem Jahr, als die Aktien der Partners Group in den SMI aufstiegen. Die Papiere des Risikokapitalspezialisten aus dem steuergünstigen Baar büssten damals rund um dieses Ereignis ziemlich genau 10 Prozent ihres Werts ein.

Die besagte Kursscharte war dann allerdings rasch – ich spreche da sogar von wenigen Tagen - wieder wettgemacht. Das lässt auch für Bracken Darrell und seine Mitaktionärinnen und Mitaktionäre hoffen...

 

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