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Der September macht seinem Ruf als schwächster Börsenmonate des Jahres alle Ehre. Knapp zwei Prozent hat der viel beachtete Weltaktienindex von MSCI alleine in den letzten Tagen verloren. Damit errechnet sich seit Jahresbeginn – in Dollar betrachtet – ein sattes Minus von ziemlich genau 20 Prozent. Nur dem starken Dollar ist es zu verdanken, dass in Franken rechnende Anleger mit einem blauen Auge davonkommen.
Diese Zahlen überraschen, zeigen Erhebungen der Bank of America doch, dass Aktienfonds seit Jahresbeginn unter dem Strich weitere 268 Milliarden Dollar zugeflossen sind. Im Gegenzug hatten Anleihenfonds Nettoabflüsse in Höhe von 284 Milliarden Dollar zu beklagen. Das ist soviel wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Vermutlich führte der Teuerungsschub dazu, dass im grossen Stil aus Anleihen in Aktien umgeschichtet wurde.
Schweizer Aktienmarkt einer der grossen Gewinner von Anpassungen beim MSCI-Weltaktienindex |
Zugegeben: Vom rekordhohen Nettozufluss in Aktien vom vergangenen Jahr sind wir weit entfernt. Damals flossen Aktienfonds unter dem Strich fast 1000 Milliarden Dollar zu. Geld, welches damals investiert sein wollte und den Aktienkursen rund um den Globus kräftig Rückenwind verlieh.
Die Strategen der Bank of America schreiben es zwar nicht explizit, lassen allerdings durchblicken, dass sich die seit Jahresbeginn beobachteten Milliardenzuflüsse für die Aktienmärkte rächen könnten. Ihres Erachtens ist man von einer Kapitulation der Anleger – trotz hartnäckigem Stimmungstief – noch immer weit entfernt. Nicht auszudenken, was das für die Aktienkurse bedeuten würde, sollte der Zufluss neuer Gelder versiegen oder gar in einen Abfluss umschlagen.
Rollender 12-Monats-Durchschnitt der Mittelzuflüsse in Aktien (Quelle: Bank of America, EPFR)
Wenn Aktienfonds seit Jahresbeginn unter dem Strich weitere 268 Milliarden Dollar zugeflossen sind, frage ich mich doch, wie die Aktienmärkte denn überhaupt um die 20 Prozent einbüssen konnten. Von einem Käuferstreik kann bei solchen Zahlen ja keine Rede sein.
Mittlerweile trennen den Weltaktienindex von MSCI übrigens nur noch wenige Prozente vom Jahrestiefst von Mitte Juni. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zum befürchteten Dammbruch kommt, sollte das Börsenbarometer – aus was für Gründen auch immer - darunter fallen.
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Die Aktien von Zurich Insurance sind in den letzten Tagen zwar weiter im Kurs gefallen. Mit einem Plus von knapp 6 Prozent seit Januar führen sie die diesjährige Gewinnerliste beim Swiss Market Index (SMI) allerdings auch weiterhin an. Den Dividendenabgang vom April aufgerechnet liegen die renditestarken Valoren sogar mit etwas mehr als 11 Prozent im Plus.
Nach dem überzeugenden Halbjahresergebnis von Mitte August war eigentlich klar, in welche Richtung sich die Aktienkursziele der Analysten entwickeln würden: Nach oben.
Auch der für Morgan Stanley tätige Fulin Liang sah sich wenige Tage nach der Ergebnisveröffentlichung zu einer Erhöhung seines Kursziels auf 580 (zuvor 550) Franken veranlasst. Dass der Analyst die Aktien trotz dem höchsten bekannten Kursziel dennoch nur mit "Equal-weight" einstufte, warf damals in Börsenkreisen ziemlich hohe Wellen.
Nun meldet sich die amerikanische Investmentbank mit einer Studie zur europäischen Versicherungsindustrie zurück. Darin lobt sie die soliden Bilanzen genauso wie die branchenweit hohen Eigenkapitalrenditen und die grosszügige Dividendenpolitik vieler Versicherungsunternehmen.
Die Zurich-Aktien bekunden nunmehr schon seit zwei Wochen sichtlich Mühe (Quelle: www.cash.ch)
Nichtsdestotrotz wird das Kursziel für die Valoren von Zurich Insurance in der Studie einfach mal eben schnell auf 540 (zuvor 580) Franken zurechtgestutzt – und das ohne ersichtlichen Grund. Denn die Gewinnschätzungen bleiben dieselben.
Bei aller Sympathie für Zurich-Chef Mario Greco und seine Belegschaft bleibe ich dabei: Nach den Halbjahreszahlen, dem Aktienrückkaufprogramm und dem Verkauf von Lebensversicherungsbeständen in Italien und Deutschland droht dem dividendenstarken Titel nun eine Nachrichtenflaute bis zum diesjährigen Investorentag von Mitte November. Erst dann wird die Versicherungsgruppe ihre neuen Mittelfristziele kommunizieren und das Aktienrückkaufprogramm womöglich weiter aufstocken. Mit anderen Worten: Es mangelt kurzfristig an Kurstreibern.