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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

UBS geht bei letztjähriger Überflieger-Aktie auf «Verkaufen» - der Kurs fällt

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Ein Tolggen im Reinheft des Logitech-Chefs, Novartis erteilt Verkaufsspekulationen eine Absage - Und: Letztjähriger Börsenüberflieger wird zurückgebunden.

13.01.2023   11:59
Von cash Insider
Ein Chip für die Telekommunkation von U-Blox, präsentiert bei Huawei in China.

Ein Chip für die Telekommunkation von U-Blox, präsentiert bei Huawei in China.

Quelle: Bloomberg

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Gestern Donnerstag stieg der Swiss Market Index (SMI) mal eben schnell auf den höchsten Stand seit Juni letzten Jahres. Mittlerweile trennen das renommierte Börsenbarometer mehr als 5 Prozent vom Stand von Ende Dezember.

Allerdings gestaltet sich das Geschehen um einiges launischer, als dieses satte Plus erahnen lässt. Denn die Zahl derjenigen Unternehmen, welche im Hinblick auf die Jahresberichterstattung quasi in letzter Minute noch schnell ihre Finanzziele nach unten korrigieren, steigt und steigt – und das nicht nur bei uns am Schweizer Aktienmarkt.

Mir fällt ausserdem auf, dass die Handelsumsätze weit unter dem liegen, was für diese noch frühe Zeit des Jahres eigentlich zu erwarten wäre. Kürzlich schrieb ich, dass eigentlich erst mit dem Eintritt der Amerikaner am Nachmittag etwas Leben ins hiesige Börsengeschehen komme. Doch selbst diese Umsätze sind in den letzten Tagen dünner geworden.

Das dürfte auch damit zu tun haben, dass die in New York gehandelten Fonds auf europäische Aktien einen so geringen Abfluss von Geldern zu beklagen haben wie schon lange nicht mehr. Wie Erhebungen der Bank of America zeigen, wurden zwar auch vergangene Woche unter dem Strich wieder Gelder abgezogen – und das nun schon 47 Wochen in Folge. Mit 45 Millionen Dollar waren es jedoch so wenig wie noch nie in dieser Zeit. Zur Erinnerung: Im letzten Jahr verzeichneten die in New York gehandelten Fonds auf europäische Aktien einen Nettoabfluss in Höhe von insgesamt 107 Milliarden Dollar. Umso mehr geben die jüngsten Erhebungen Grund zur Zuversicht...

Wenden wir uns nun aber wieder dem hiesigen Geschehen zu. Die Aktionärinnen und Aktionäre von Logitech durchlebten schon gestern Donnerstag so etwas wie einen Freitag den 13. Nachdem sich Firmenchef Bracken Darrell im Vorfeld des Weihnachtsgeschäfts noch zuversichtlich zeigte und zum Erstaunen vieler Beobachter an den Finanzzielen festhielt, macht sich am Hauptsitz in Lausanne spätestens jetzt so etwas wie Katerstimmung breit. Denn der Umsatz ging im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 1,26 Milliarden Dollar zurück. Mit 198 Millionen Dollar lag der operative Gewinn (EBIT) gar um 35 Prozent unter Vorjahr. Analysten waren durchschnittlich von einem operativen Gewinn in Höhe von 217 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 1,38 Milliarden Dollar ausgegangen.

Die wegbrechende Nachfrage zwingt das Vorzeigeunternehmen nun doch noch dazu, in den sauren Apfel zu beissen und die Finanzziele nach unten anzupassen. Neuerdings strebt es für das am 31. März endende Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang zwischen 13 und 15 Prozent (zuvor 4 bis 8 Prozent) zu konstanten Wechselkursen sowie einen operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von 550 bis 600 Millionen Dollar (zuvor 650 bis 750 Millionen Dollar) an.

Es ist dies bereits der zweite Tolggen im zuvor eigentlich makellosen Reinheft des langjährigen Firmenchefs. Daher überrascht es mich nicht, dass George Brown von der Deutschen Bank nicht lange zögert und die Aktien mit einem Kursziel von 54 (zuvor 68) Franken von "Buy" auf "Hold" abwatscht. Auch sein Berufskollege Cengizhan Sen bei der Bank Julius Bär will seine Kaufempfehlung oder zumindest das 65 Franken lautende Kursziel unter negativen Vorzeichen überdenken.

Der Kurs der Logitech-Aktien liegt wieder auf dem Stand von Anfang November.

Der Kurs der Logitech-Aktien liegt wieder auf dem Stand von Anfang November.

Quelle: cash.ch

Das Nachsehen hat auch die Citigroup. Sie führte die Valoren zuletzt mit "Buy" und einem Kursziel von 75 Dollar für die in New York gehandelten Titel auf der sogenannten "Catalyst Watch List". Jetzt streicht sie diese wieder.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass die Absatzsituation bei Logitech ziemlich launisch sein kann. Dennoch wäre es Ende Oktober bei der Veröffentlichung der Zweitquartalszahlen ehrlicher gewesen, die Finanzziele schon damals nach unten zu nehmen. So schnell lässt sich das zerschlagene Porzellan wohl nicht wieder kitten.

Kommen wir auf Novartis zu sprechen. Als die Bank Julius Bär am frühen Dienstagmorgen im vorbörslichen Handel rund 2 Prozent tiefere Kurse für die Aktien stellte, staunten selbst einige alte Börsenhasen nicht schlecht. Ein kurzer Blick auf die Vorgaben aus New York reichte allerdings schon aus, um mit Sicherheit zu wissen, dass sich bei den vorbörslichen Kursindikationen kein Fehler eingeschlichen hatte. Denn dort gingen die American Deposit Receipts der Pharmagruppe aus Basel gar bei umgerechnet 82,95 Franken aus dem Handel.

Auslöser für den Kursrutsch waren Aussagen des Firmenchefs "Vas" Narasimhan an einer Investorenkonferenz von J.P. Morgan, wonach die Studie rund um die Anwendung des Brustkrebsmittels Kisqali in einem frühen Stadium der Erkrankung wie geplant weitergeführt werde. Nicht eben wenige Analysten waren in Erwartung einer hohen Wirksamkeit von einem vorzeitigen Studienende ausgegangen. Wir sprechen auf diesem Anwendungsgebiet immerhin von einem möglichen Jahresumsatz von 6 bis 8 Milliarden Dollar, wenn man dem für die Bank of America tätigen Analysten Graham Parry Glauben schenken will. Das ist weit mehr als bloss ein Apropos. Parry bleibt denn auch bei seiner positiven Einschätzung für die Aktien von Novartis und preist diese wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 97 Franken an.

Dass die Börse ziemlich unterkühlt auf die Firmenpräsentation des Novartis-Chefs reagierte, könnte ausserdem damit zu tun haben, dass er den kürzlich lautgewordenen Spekulationen eine klare Absage erteilte, wonach das Geschäft mit Medikamenten zur Behandlung von Augen- und Atemwegserkrankungen zum Verkauf kommen könnte. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen.

Trotz verteidigenden Kommentaren aus der Analystengemeinde konnten die Aktien von Novartis noch nicht wieder richtig Tritt fassen. Erstmals berichten mir Händler übrigens wieder von Umschichtungen in Richtung der Genussscheine von Roche – nachdem die Gelder in den letzten Wochen in genau die entgegengesetzte Richtung geflossen waren. Interessanterweise ging der Verkaufsdruck zeitweise von den Inhaberaktien aus.

Am Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich dürfte diese Woche eine Beteiligungsmeldung für Empörung gesorgt haben, wonach der langjährige Grossaktionär Harris Associates sein Paket auf unter 3 Prozent reduziert habe. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Erfahrung gebracht haben will, sind die Amerikaner allerdings noch immer mit knapp 5 Prozent beteiligt. Noch im Sommer letzten Jahres brüstete sich der Vermögensverwalter damit, dass er gut 10 Prozent an der Grossbank halte. Gegenüber Bloomberg hiess es, man habe aufgrund von Rückzügen, Ausschüttungen und Ähnlichem halt Liquidität schaffen müssen...

Der Kurs der Credit-Suisse-Aktien will nach oben.

Der Kurs der Credit-Suisse-Aktien will nach oben.

Quelle: cash.ch

Die Börse nahm die Neuigkeiten erstaunlich gelassen, konnte das letztjährige SMI-Schlusslicht am Tag der Neuigkeiten doch sogar zulegen. Vielleicht auch deshalb, weil Harris Associates nicht der erste amerikanische Vermögensverwalter wäre, der bei einem börsenkotierten Unternehmen aus der Schweiz nahe der Tiefstkurse die Geduld verloren und die Reissleine gezogen hätte.

Anders als die Aktien der Credit Suisse gingen jene von U-blox hierzulande mit einem Kursplus von mehr als 50 Prozent als eine der Besten aus dem vergangenen Börsenjahr hervor. Die Kunden rannten dem einzigen Vertreter des Internets-der-Dinge aus der Schweiz regelrecht die Tür ein.

Kosteten die Valoren des Halbleiterherstellers im Sommer letzten Jahres in der Spitze noch mehr als 140 Franken, waren es zuletzt nur noch etwa 100 Franken. Klare Worte findet heute Freitag der für die UBS tätige Analyst François-Xavier Bouvignies. Er stuft die U-blox-Aktien von "Neutral" auf "Sell" herunter und kommt nach einer Abwärtsrevision seiner Gewinnschätzungen um bis zu 73 Prozent neuerdings noch auf ein 12-Monats-Kursziel von 100 (zuvor 135) Franken.

Der UBS-Analyst rechnet nach dem Ausnahmejahr 2022 nicht nur mit rückläufigen Absatzvolumina, sondern auch mit Preisdruck. Mit seinen nächstjährigen Gewinnschätzungen liegt er um nicht weniger als 70 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken. Was für eine Ansage...

Ob der Aktienkurs von U-blox kommende Woche in den zweistelligen Frankenbereich zurückfällt, wissen wir spätestens am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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2 Kommentare

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s.riniker

UBS hat schon länger ein gestörtes Verhältnis zu U-Blox. Man sollte mal den Analysten auswechseln.

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turicum22

Darrell steht bei mir bereits seit 1,5 Jahren auf der schwarzen Liste: Seit er damals seine Firmenanteile plötzlich verkaufte (Insiderwissen?). Wenige Tage darauf begann der Niedergang der Logitech Aktie. Logitech braucht einen neuen Chef, einer der sich auch in Lausanne aufhält und das Produkt Logi kennt. Seit Jahren wird diese Ware immer schlechter. Darrell merkt es anscheinend nicht.

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