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Am Freitag kurz nach Handelsbeginn spielten sich auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt teils dramatische Szenen ab. Berichte rund um eine neue Südamerika-Variante des Covid-19-Virus rissen die Kurse von Aktien wie Dufry, Flughafen Zürich oder Richemont regelrecht in die Tiefe. Besonders harsch wurde der Reisehandelskonzern Dufry an der Börse abgestraft. Aus Angst vor erneuten Reisebeschränkungen hatten seine Valoren gar prozentual zweistellige Kursverluste zu beklagen. Händler berichteten mir von auffälligen Absicherungstransaktionen über die Put-Warrants DURPJB und DUFCJZ, wodurch sich der Kurszerfall noch beschleunigte.

Die Aktien von Dufry neigten schon vor dem Kursdebakel vom Freitag zur Schwäche (Quelle: www.cash.ch)

Auch die Finanzwerte, allen voran UBS, GAM und Swiss Re, gerieten kräftig unter die Räder. Schuld war wohl weniger die Angst vor Kreditausfällen, sollten wieder Ausgangsbeschränkungen nötig werden. Vielmehr flüchteten Anleger im grossen Stil in die vermeintlich sicheren amerikanischen Staatsanleihen. Dadurch fiel die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen um satte 16 Basispunkte auf 1,48 Prozent. Nur wenige Tage zuvor lag die Rendite in der Spitze bei 1,7 Prozent. Es waren deshalb die stark rückläufigen Zinsen, welche auch den hiesigen Finanzwerten zusetzten.

Spannend finde ich, dass sich der Börsenrücksetzer vom Freitag eigentlich schon seit Wochen abzeichnete. So krankten nicht eben wenige kleine Nebenwerte unter einer mysteriösen Kursflaute – unter ihnen etwa Idorsia, Basilea oder Vifor. Bisweilen konnte sich niemand so richtig einen Reim darauf machen. Womöglich haben sich einige gewiefte Grossinvestoren in weiser Vorahnung aus Hochrisikopositionen zurückgezogen. Da können wir "Normalsterblichen" bloss staunen...

Gerade Vifor haben die Alltags-Einschränkungen seinerzeit ganz schön zugesetzt, setzten sich die Eisenmedikamente des Pharmaherstellers dadurch doch weniger gut ab als zuvor. Es dürfte deshalb wohl kein Zufall sein, dass der Kurs dieser Aktien am Freitag bei 104,65 Franken auf den tiefsten Stand seit November letzten Jahres fiel. Selbst auf dem Höhepunkt der Pandemieängste wenige Monate zuvor wurden nur unwesentlich tiefere Kurse bezahlt.

Ähnlich verhält es sich bei Novartis. Am Freitag scherte das SMI-Schwergewicht bei 75 Franken aus einem mehrwöchigen Seitwärtstrend nach unten aus. Das hatte man sich insbesondere in den Handelsräumen von Julius Bär vermutlich anders vorgestellt. Die Zürcher Bank sprach bei 75,50 Franken eine kurzfristige Kaufempfehlung für die Aktien des Pharmakonzerns aus Basel aus und hob einerseits die vergleichsweise tiefe Bewertung, andererseits aber auch die attraktiv hohe Dividendenrendite hervor. Im diesjährigen Investorentag vom kommenden Donnerstag sieht man zudem einen möglichen ersten Kurstreiber.

So günstig wie am Freitag waren die Novartis-Aktien noch nie in diesem Jahr zu haben (Quelle: www.cash.ch)

Rückblickend lassen sich nun auch die Verluste vom Donnerstag bei U-blox sowie der Kurszerfall bei AMS erklären, scheinen sich mächtige ausländische Grossinvestoren doch auch bei diesen Aktien still und leise vom Acker gemacht zu haben. Bei Idorsia hat der mysteriöse Verkäufer seit heute Montag sogar einen Namen: Der amerikanische Fondsriese Fidelity hat seine Beteiligung auf unter 3 Prozent reduziert, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hervorgeht.

Für die Aktionärinnen und Aktionäre von AMS ist das besonders bitter. Noch vor zwei Wochen sprach bei Kursen von 19 Franken nämlich einiges für einen Befreiungsschlag aus dem seit nunmehr sieben Monate andauernden Seitwärtstrends. Doch es sollte anders kommen: Mittlerweile sind die Papiere des Sensorenherstellers sogar ans untere Ende des besagten Seitwärtstrends zurückgefallen. Zumindest den Leerverkäufern dürfte das nicht ungelegen kommen.

Dass die neue Südafrika-Variante des Covid-19-Virus an den Märkten für Nervosität sorgt, ist verständlich. Allerdings ist es noch zu früh, um – wie am Freitag beobachtet – in Panik zu verfallen. Das wäre ja schon damals bei der Delta-Variante völlig falsch gewesen. Und sowieso war Panik aus Anlegersicht noch nie ein sonderlich guter Ratgeber.

Das musste am Freitag auch der Verkäufer eines ausserbörslichen Blocks an Aktien der VAT Group schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Löste er kurz nach 10.30 Uhr bloss 438,40 das Stück für seine etwas mehr als 111'000 Aktien, gingen diese selbentags dann doch noch bei knapp 459 Franken aus dem Handel...

 

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