Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Der Swiss Market Index (SMI) konnte in den letzten Tagen zwar nicht länger an die jüngsten Gewinne anknüpfen. Als Spielverderber erwiesen sich insbesondere beiden Schwergewichte Roche und Nestlé. Allerdings trennen das renommierte Börsenbarometer noch immer satte 1000 Punkte von dessen Jahrestiefstständen von Mitte Oktober.
Chart-Experten: Beim SMI wird es unter 10'700 Punkten ziemlich ungemütlich |
Wie mir mehrere Händler unabhängig voneinander berichten, hält sich der Verkaufsdruck noch in einem überschaubaren Rahmen. Das könnte sich allerdings schon bald ändern, wenn man dem im Mandat für die UBS tätigen Michael Riesner Glauben schenken will.
In einem mir zugespielten Kommentar warnt der bekannte Charttechnikexperte davor, dass die seit Oktober zu beobachtende Erholung an Schwung verliert. Viele der zuvor überdurchschnittlich stark gestiegenen Aktien seien mittlerweile überkauft, was ihn zur Vorsicht mahne. Obwohl Riesner beim SMI kurzfristig noch ein Überschiessen auf 11'500 Punkte für möglich hält, rät er neuerdings zum Verkauf von Aktien in Stärken.
Die nächsten Wochen könnten beim SMI entscheidend sein (Quelle: www.cash.ch)
Seines Erachtens entscheidet sich spätestens am Zwischentief von Mitte November bei 10'918 Punkten, ob sich ein etwas deutlicherer Rückschlag noch abwenden lässt. In welche Region dieser den SMI führen könnte, darüber hüllt sich der Experte vorerst noch in Schweigen.
Zur Erinnerung: Erst im September hatte Riesner als einer der ersten seiner Berufsgruppe vor einem Rücksetzer auf die Tiefststände vom Juni bei 10'350 Zählern gewarnt. In den darauffolgenden Wochen fiel der SMI sogar in die Nähe von 10'000 Punkten. Auch die anschliessende Gegenbewegung sagte der Experte richtig vorher, wobei er damals 11'200 Punkte als Zielregion angab. Und das nicht ohne Grund, verläuft knapp darüber doch der als trendbestimmend geltende 200-Tage-Durchschnitt.
Ich bin schon jetzt neugierig, ob Riesner mit seiner Prognose erneut richtig liegt. Saisonale Aspekte sprechen eigentlich eher gegen ihn, gilt der Dezember doch als einer der stärksten Börsenmonate des ganzen Jahres. So wie ich den Experten verstehe, ist beim SMI sowieso noch nichts entschieden.
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Gestern Mittwoch büssten die Aktien der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeitweise mehr als 3 Prozent ein. Angesichts des engen Handels sind solche Tagesschwankungen zwar nicht eben ungewöhnlich. Anders als sonst lassen sich diese Kursverluste allerdings plausibel erklären.
Denn die Valoren gerieten in den Strudel der Belgischen Nationalbank. Deren Aktien hatten in der Spitze sogar Kursverluste von 18 Prozent zu beklagen, nachdem bekannt wurde, dass mit einem Jahresverlust von bis zu 800 Millionen Euro gerechnet werden muss. Für Verunsicherung sorgte auch die Aussage, wonach die finanziellen Risiken die in der Vergangenheit zurückgestellten 7 Milliarden Euro künftig übersteigen könnten.
Aufstieg und Fall der SNB-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Wie die Valoren der SNB werden auch jene der Belgischen Nationalbank an der Börse gehandelt, wobei sich die Hälfte der stimmberechtigten Aktien alleine schon von Gesetzes wegen in der Hand des belgischen Staats befindet.
Kaufempfehlungen am Laufmeter: Winkt diesen elf Schweizer Aktien eine Kursverdoppelung? |
In den Ohren von Thomas Jordan und seinen Direktoriumskollegen müssen die genannten 800 Millionen Euro wie Hohn klingen. Seit wenigen Wochen ist nämlich bekannt, dass die SNB alleine zwischen Juli und September 47 Milliarden Franken in den Sand gesetzt hat. Für die ersten neun Monaten türmt sich sogar ein Verlust in noch-nie-zuvor-dagewesener Höhe von 142 Milliarden Franken in der Erfolgsrechnung auf.
Ich kommentierte diesen Verlust kürzlich wie folgt:
Wer sich im Frühling dieses Jahres Aktien der SNB zu 7800 Franken oder mehr das Stück anlachte, dem dürften beim Anblick der letztbezahlten Kurse die Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Ähnliches gilt für diejenigen Kantone, welche sich bei der Budgetgestaltung etwas gar blauäugig darauf verlassen hatten, sich auch in diesem Jahr wieder grosszügig aus der SNB-Schatulle bedienen zu können...